Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Endymion und The Rise of Endymion kehrte er 1996/1997 zum Hyperion-Universum zurück. Davor verfasste er mit Fires of Eden einen Roman über die Mythologie der Ureinwohner Hawaiis, der ins Horrorgenre hineingeht, und danach dann The Crook Factory (deutsch: Fiesta in Havanna), welcher die Agententätigkeiten von Ernest Hemingway auf Kuba im Jahre 1942 literarisch aufarbeitet.
Mit Darwin's Blade liegt nun ein Krimi in deutscher Übersetzung vor und stellt seine Vielseitigkeit als Autor unter Beweis.
Der Held des Romans ist Dr. Darwin Minor, ein Einzelgänger, der seinen Lebensunterhalt als Spezialist für Rekonstruktion von Unfallhergängen bestreitet. Als Pate für Simmons Titelhelden stand sein Bruder Wayne Simmons und dessen Ehefrau Trudy, die tatsächlich in diesem Gewerbe agieren und Dan Simmons mit Ratschlägen zur Seite standen.
Zu Beginn des Romans führt Simmons den Leser in die Welt von Darwin Minor ein, indem er ihnen einige wirklich abstruse Unfälle präsentiert. Als Leser, der sich mit solch einer Materie überhaupt nicht auseinander setzt, kann man sich nicht vorstellen, was es alles an Unfallursachen gibt. Obwohl Simmons sich hier die schriftstellerische Freiheit genommen hat, das eine oder andere zu erfinden, beruht vieles doch auf tatsächlichen Begebenheiten.
Weiterhin beschreibt Simmons seine Figur als jemanden, der es sich finanziell leisten kann, einen überaus rasanten Wagen und einen dazu passenden Fahrstil zu fahren. Fans von schnellen Autos werden in den ersten Kapiteln voll auf ihre Kosten kommen.
Nur dank seines fahrerischen Könnens und seines schnellen Wagens gelingt es Darwin Minor einem Mordanschlag zu entkommen. Einem Mordanschlag, dessen Hintergrund auf seine Tätigkeit als Unfallermittler zurückzuführen ist. Recht schnell wird nämlich deutlich, dass er mit seiner Arbeit Kreise auf sich aufmerksam gemacht hat, die mit Versicherungsbetrügereien im großen Stil Millionenbeträge kassieren. Auf diese Kreise sind aber bereits die Ermittlungsbehörden aufmerksam geworden. Unter der Führung der überaus attraktiven Chefermittlerin Syd Olson - ohne eine Liebesgeschichte kommt ein Krimi wohl selten aus - versuchen die Behörden den professionell organisierten Versicherungsbetrügern das Handwerk zu legen. Darwin Minor sieht sich so mitten in eine Aktion eingebunden, die richtig gefährlich für ihn wird, denn er soll als Köder für die Hintermänner dienen. Die Rechnung geht auch auf: weitere Mordanschläge werden auf Darwin Minor ausgeführt und dieser setzt sich langsam zur Wehr.
Zum Ende des Romans hin gerät dieser zu einer Auseinandersetzung zwischen Scharfschützen. Auf der einen Seite ist Darwin Minor, der im Vietnamkrieg als Scharfschütze fungierte, und auf der anderen Seite zwei Russen, die ihre Fähigkeiten nach Beendigung ihrer militärischen Laufbahn der Russen-Mafia zur Verfügung stellen. Wie sich zeigt, sind letztere überhaupt nicht zimperlich in ihren Aktionen und agieren so, als wenn es keine funktionierenden Ermittlungsbehörden in den USA geben würde.
Darwin's Blade fesselt den Leser zu Beginn mit der Darstellung von für unmöglich gehaltene Unfälle und im weiteren Verlauf dann immer mehr mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Fraktionen. Dan Simmons beschreibt dabei sehr detailliert die einzelnen Unfallhergänge oder die benutzten Waffen, wobei gerade letzteres für den Leser eher uninteressant ist, da er nicht über das notwendige Hintergrundwissen verfügen kann. Insoweit sind die Beschreibungen der einzelnen Waffen und ihre genaue Bezeichnung als überflüssig zu bezeichnen.
Dan Simmons Sprache und die Ausgestaltung seiner Figuren ist es denn auch, die mir am meisten an diesem Roman gefallen hat. Simmons Figuren sind glaubwürdig und nachvollziehbar beschrieben, auch wenn er sich natürlich einige schriftstellerische Freiheiten herausgenommen hat. Die Handlung ist rasant und spannend in Szene gesetzt.
Darwin's Blade ist sicherlich nicht Simmons ambitioniertestes Werk und gehört aus meiner Sicht auch nicht zu seinen besten Romanen. Für jemanden, der nicht über solche Vergleichsmöglichkeiten verfügt, dürfte der Roman dennoch sehr unterhaltsam sein.