Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Priest führt den Leser in die Welt der Bühnenmagier um die Jahrhundertwende. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen der beiden Magier entwickelt sich eine Handlung, die im Verlaufe der Lektüre vom Phantastikroman zum Horrorroman sich wandelt.
Der gesamte Roman dreht sich um eine Apparatur, die von einem der beiden "Schnell wie der Blitz" genannt wird. Mit Hilfe dieser Erfindung, die mittels elektrischer Energie funktioniert, gelingt es dem Magier sich innerhalb einer äußerst kurzen Zeitspanne dem Publikum Glauben zu machen, dass er von einem Ort zum anderen "transferiert" wird. SF-Leser können sich eher was unter dem Begriff "Fiktiv-Transmitter", eine Gerätschaft, die aus der Perry Rhodan-Serie her bekannt sein dürfte, vorstellen. Der eine Magier besitzt diese Gerätschaft, feiert damit große internationale Bühnenerfolge und der andere versucht mit allen Mitteln hinter den Trick zu kommen.
Vorweg wird die Entstehungsgeschichte eines langjährigen Zwistes zwischen den beiden Magiern aus beider Sicht mittels der Tagebuchaufzeichnungen dargestellt. "Schnell wie er Blitz" bildet hierbei den krönenden Abschluß.
Christopher Priest gelingt es sehr gut die Atmosphäre um die Jahrhundertwende in England darzustellen. Seine Beschreibungen sind plastisch und überaus glaubwürdig. Er hat hier einiges an Nachforschungen hinsichtlich der damaligen Magier-Szene investiert und sogar tatsächlich existierte Personen in seinen Roman mit eingebaut.
Der Roman beginnt wie gesagt recht harmlos. Phantastische Elemente finden sich gar nicht, auch wenn gerade die Zauberkunststücke der Bühnenmagier dem Zuschauer als solche vorkommen. Letztlich ist alles eine Frage der Übung und erklärbar. Natürlich werden die guten Tricks vor Neugierigen verborgen und so findet der Leser in den Tagebüchern auch nur Andeutungen, aber keine ausführlichen Trickbeschreibungen. Solange jedenfalls wie "Schnell wie der Blitz" in die Handlung eingeführt wird. Die Funktionsweise der Apparatur bleibt sehr lange ein Geheimnis, erst zum Ende hin wird sie entschlüsselt, soweit ein Bühnenmagier technische Erfindungen und darin ablaufende Prozesse zu erklären vermag.
Dafür kommt zum Schluß das Horrorelement zum tragen, denn der Trick verlangt einen gewissen Preis, der sprichwörtlich an die Substanz geht.
Mir hat der Roman gut gefallen, da es Priest gelungen ist die Zeit der Jahrhundertwende mit seinen Bühnenmagiern in den Tagebuchpassagen sehr lesenswert rüberzubringen. Es entsteht im Verlaufe eine atmosphärische Dichte, die einem diese Zeit real vor Augen zu führen scheint.
Für mich ist es nach der Lektüre nicht verwunderlich, wenn Priest für diesen Roman gelobt wurde.