Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Thomas Thiemeyers Medusa ist ein Abenteuerroman, der mitten in die Sahara und zu den Fragen nach dem Ursprung des Lebens und der menschlichen Zivilisation führt.
Hannah Peters und ihr Assistent Abdu Kader erforschen in der algerischen Sahara die Felskunst längst untergegangener Kulturen. In dem Wüstenklima überdauern die archäologischen Schätze mit ihrer ursprünglichen Farbenvielfalt länger als woanders. Durch eine seltsame Begegnung mit dem Tuareg Kore Cheikh Mellakh vom Stamm der Kel Ajjer stößt sie auf eine verborgene Oase und bislang unbekannte Felsmalereien und -skulpturen. Es sind Medusengestalten und Inschriften unbekannter Herkunft. Diese Artefakte sind vermutlich älter als dreizehntausend Jahre. Warum der Tuareg ihr diese geheime Stätte zeigt, bleibt unklar. Erst am Romanende kann man zum Schluß kommen, dass der Einheimische die Zeit für gekommen hält. Peters sieht in ihrer Entdeckung ein großes Ereignis und will es bekannt machen.
Die National Geographic Society schickt Peters Unterstützung, eine technisch hochgerüstete Expedition. Der Forscher Chris Carter (mancher Leser erninnert sich dabei an den Akte-X Erfinder) entdeckt, dass ein noch größeres Geheimnis im Aïrr-Gebirge des Niger liegt, das vermutlich Ursprung der alten Kultur ist. Carter arbeitet insgeheim für den kapitalkräftigen Finanzier Stromberg, der das Geheimnis um die Medusengestalten kennt. Doch Chris Carter ist nicht der einzige Spion im Expeditionsteam und im Niger gibt es Rebellen, die eine große Gefahr bedeuten.
Trotz aller Widrigkeiten, das Forscherteam wurde überfallen, findet man im Aïrr-Gebirge die Ursprünge der alten Zivilisation. Mitten in einer Höhle samt unterirdischen See erfahren die überlebenden Forscher das Geheimnis des Auges der Medusa. Es ist ein Kometenkern, der allem Anschein nach künstlich hergestellt worden ist. Nur wenigen aufgeschlossenen Menschen gelingt es das gespeicherte Wissen anzuzapfen. Die meisten Menschen verändert die Berührung mit dem Stein aber zum Negativen. Wie aus den Malereien ersichtlich wird, führte der Besitz des Steins zu einem Paradies auf Erden, das durch Missgunst zerstört wurde. Eine Gruppe von Stammesfrauen verwahrte daraufhin den Stein an dem unzugänglichen Ort.
Die Forschergruppe zerfällt. Und Hannah Peters muss sich entscheiden, was sie mit dem Stein anfangen will. Denn für die Menschen stellt er eine zu große Gefahr dar, bis sie irgendwann in naher oder ferner Zukunft ihre egoistischen Züge ablehnen, um mit dem angebotenen Wissen umgehen zu können.
Der Autor Thomas Thiemeyer hat einen unterhaltsamen Roman geschrieben. Die Handlung schreitet zügig voran und wird vor einem gut ausgedachten Szenario präsentiert. Dazu gehört vor allem die Wüstenlandschaft mit ihren Bewohnern. Hier kommen vermutlich Thiemeyer seine Kenntnisse der Geologie und Geografie zugute. Fächer, die er studierte. Neben einigen mythischen Elementen, werden dem Leser somit fundierte wissenschaftliche Kenntnisse präsentiert.
Sprachlich gesehen ist Medusa einfach eingehalten und kann deshalb zügig gelesen werden. Die Handlung hat gegenüber den Personenbeschreibungen eindeutig Vorrang. Dennoch sind die Charaktere leicht zu unterscheiden und auseichend skizziert. Erlebnisse aus der Vergangenheit, wie sie hier nur selten vorkommen, wirken eher störend. An manchen Stellen ist eine größere sprachliche Breite notwendig. Denn lediglich zu sagen, dass irgendetwas in den Augen des Tuareg Kore der Forscherin Hannah Peters vertrauenswürdig erscheint, ist dann doch zu allgemein. Doch das fällt bei dem guten Gesamteindruck nicht weiter ins Gewicht. Denn Thiemeyer versteht es mit der Geschichte um archäologische Funde und dem "Stein der Weisen" gekonnt umzugehen und es nicht auf eine reine Jagd auf diesen Stein ankommen zu lassen. So nimmt die Action am Ende des Romans zu, aber es ist eine ausgewogene Mischung aus Handlung und Szenario. Bis auf Andeutungen bleibt es weiter ein Rätsel, was das Auge des Medusa ist und welche kosmischen Kräfte dahinter stecken. In diesem Fall ist die Entscheidung Thomas Thiemeyers von Vorteil, weil der Roman realistisch mit phantastischem Einklang bleibt und somit für sich glaubwürdig ist.
Das Titelbild stammt vom Autoren selbst und passt sehr gut zum Romaninhalt. Jeder Kapitalanfang ist mit einer unterschiedlichen Felsmalerei illustriert. Und eine Afrikakarte erleichtert dem Leser das Auffinden der Handlungsorte.
Fazit ist, dass Thomas Thiemeyer einen unterhaltsamen Abenteuerroman geschrieben hat.