| Reihe: Gruselkabinett 43 Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Bram Stokers Kurzgeschichte „Das Haus des Richters“ gehört wohl zu denjenigen Texten, die am häufigsten in Sammlungen von Geistergeschichten abgedruckt werden. Daher hat sie jeder Liebhaber unheimlicher Geschichten wahrscheinlich mindestens einmal gelesen (wer das noch nicht getan hat, sollte dies schleunigst nachholen).
„Das Haus des Richters“ handelt von dem Studenten Malcolm Malcolmson, der sich in völliger Abgeschiedenheit und in aller Ruhe auf seine Abschlussprüfungen vorbereiten möchte. Dies führt ihn in die kleine Stadt Benchurch. Dort findet er den geeigneten Ort dafür: ein altes, mächtiges Haus. Das Gebäude steht seit längerer Zeit leer, da niemand darin wohnen möchte. Dies hat seinen Grund, denn um dieses Haus ranken sich unheimliche Gerüchte. Malcolm lässt sich davon jedoch nicht abbringen. Er mietet ein Zimmer in dem Haus und beginnt zu lernen. Doch aus der ersehnten Ruhe wird nichts. Denn jede Nacht ereignen sich dort seltsame Zwischenfälle, die von Mal zu Mal an Intensität zunehmen.
Das Interessante an Stokers Geschichte ist, dass man in ihr immer wieder neue Aspekte entdeckt. So kann man „Das Haus des Richters“ als recht unheimliche Geisterhausgeschichte lesen, als eine Art Satire auf das Akademikermilieu oder auch als philosophische Gegenüberstellung von Rationalität und Irrationalem und nicht zuletzt als ein moralisches Hinterfragen des Richteramtes. Doch egal, auf welchen dieser Aspekte man sich konzentriert, die Geschichte an sich bleibt stets unterhaltsam und spannend. Da Marc Gruppe und Stephan Bosenius die Handlung von „Das Haus des Richters“ fast Wort für Wort übernehmen, gelingt ihnen ein Hörspiel, das denselben Charme ausstrahlt wie das Original von Bram Stoker. Das Stück ist spannend und vor allem äußerst kurzweilig. Es macht Spaß, den Studenten Malcolm Malcolmson dabei zu 'beobachten', wie er versucht, sich den Spuk zunächst rational zu erklären, nur um kurz darauf sich mit seinen Lehrbüchern dagegen zur Wehr zu setzen. Seine anfängliche Überheblichkeit bröckelt zunehmend. Diese charakterlichen Veränderungen fängt das Hörspiel sehr gut auf. Die Lebendigkeit der einzelnen Figuren lässt zudem den Zuhörer mitten im Geschehen verweilen. Alles in allem ein wunderbares Hörspiel für Freunde klassischer Schauergeschichten.