Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Christian Plötz |
Eine gängige Phrase besagt, dass Physiker Gott auf die Schliche kommen wollen ... Nun, die Protagonistin in Benfords Roman geht einen Schritt weiter: Sie wird selbst zur Schöpfergottheit! Doch der Reihe nach:
An einem Teilchenbeschleuniger versucht eine Physikerin namens Alicia Butterworth ein neues Elementarteilchen aufzuspüren, indem sie Uran-238-Kerne mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderknalllen lässt. Leider läuft bei diesem Experiment etwas schief, eine Explosion zerstört einen der Detektoren. In den Trümmern findet Alicia ein seltsames, reflektierendes Gebilde in der Größe einer Bowlingkugel. Um das Ding in aller Ruhe untersuchen zu können, sackt sie das Teil einfach ein und nimmt es an ihre Heimatuniversität mit.
Da fangen die Schwierigkeiten jedoch erst an. Anscheinend ist diese Kugel ein Fenster in ein neues Universum, das durch die Teilchenkollision geschaffen wurde und nun in seine eigene Raumzeit hineinwächst. Nur mit dem Unterschied, dass die Zeit da drin im Vergleich zu unserem Universum exponentiell ansteigend verläuft. Verständlich, dass die Eigentümer des Teilchenbeschleunigers in dem das Universum entstand, Eigentumsrechte an einer solch sensationellen Entdeckung geltend machen wollen. Alicia aber, ihrer Rolle als "Muttergottheit" entsprechend, flieht mit der Kugel, einem Assistenten und dem Theoretiker Max, der ihr die Erklärung für ihre Beobachtungen liefert. Ihre Flucht hat nur einen Grund: Sie möchte selbst sehen, wie das Universum endet!
Anmerkung: Gregory Benford ist selbst Physiker. Also ein Mann, der weiß über was er schreibt. Leider ist er als Schriftsteller eine kleine Enttäuschung. Da wäre nämlich sehr viel mehr drin gewesen. Aber auch hier will ich der Reihe nach vorgehen:
Eine Physikerin wird "Gott", sie schafft ein Universum. Durch diese Entdeckung wird klar, dass sich Universen wohl auf diese Art "fortpflanzen": Solche, die geeignet sind Leben hervorzubringen, werden eines Tages eine Spezies entwicklen, die Intelligenz besitzt. Diese Lebensformen werden wohl irgendwann anfangen mit Teilchenbeschleunigern rumzuspielen und - zack! - schon haben wir ein Tochteruniversum! Benford versucht uns, eine Möglichkeit anzubieten, mit der wir uns die Existenz erklären können, nachdem wir Zeus vom Olymp und Gottvater vom Thron verbannt haben. Aber die Physik kann die Religion nicht ersetzen ... die Sinnsuche bleibt erfolglos, denn die letzte Frage, die nach dem "Warum" kann uns keiner ausreichend beantworten. Sowohl Benfords Fiktion als auch die ernsthaften Theorien geben keine Auskunft über den ersten Beweger, den Ausgangspunkt. Diesen Mangel kennt er und bietet uns orientierungslosen Menschlein ein sinnstiftendes Element: die Liebe, versinnbildlicht durch die Beziehung zwischen Alicia, der Experimentalphysikerin, und Max, dem Theoretiker. Haha! Keine weiteren Fragen, euer Ehren!
Lesenswert ist das Buch aber durchaus, seine sehr kontroverse Aussage muß jeder nach Gutdünken bewerten.
Bewertung: 7 von 10 Punkten
Cosm - Rezension von Ulrich Karger