Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Alexander Kröger dürfte einer der wenigen SF-Autoren der ehemaligen DDR sein, die immer noch regelmässig publizieren. Möglich ist dies durch seinen eigenen Verlag, in dem er ausschließlich seine Werke herausbringt. Mit dem vorliegenden Roman hat er seit 1995 sein zehntes Buch im Eigenverlag aufgelegt.
Auf dem DortCon 2002 erzählte Kröger so einiges über seinen Verlag und die Schwierigkeiten, die er immer wieder zu überwinden hat. Um seine Bücher preisgünstig und qualitativ gut anbieten zu können, lässt er der Tschechei drucken. Dies ist nach seinen Aussagen sogar noch günstiger als Book-on-demand. Meines Wissens nutzt von den Phantastik-Kleinverlagen kein weiterer diese Möglichkeit.
Inhaltlich beschäftigt sich Alexander Kröger mit den Möglichkeiten der Gentechnik. In seinem Roman werden in einem bundesdeutschen Labor dank der Gentechnik Hunde und Schimpansen so verändert, dass ihre Gehirnmasse sich vergrößert und sie so die Intelligenz von 14-jährigen erreichen.
Streng abgeschirmt von der Umwelt schaffen die Wissenschaftler immer mehr dieser Chimären, um sie letztlich gewinnbringend in Länder zu verkaufen, die über keine so strenge Gesetzgebung wie die BRD verfügen. Würden die Experimente offengelegt werden, so wäre dass das Ende der Forschungseinrichtung für die Shirley Lindsey diese Experimente federführend betreut. Eines Tages denn brechen alle Chimären gleichzeitig aus und verschanzen sind in einem Schloß in der Nähe der Forschungseinrichtung. Nun ist natürlich guter Rat teuer, denn auf keinen Fall darf bekannt werden, dass die Hunde über menschliche Intelligenz verfügen. So versucht der Anstaltsleiter die Sache als nicht so dramatisch darzustellen und seine Tiere lebend zurück zu bekommen. Aber es kommt denn doch anders, als alle es sich vorgestellt haben.
Alexander Kröger bleibt hinsichtlich des wissenschaftlichen Hintergrundes sehr wage. Details hätten die meisten Leser eh nicht interessiert, da ihnen selbst der wissenschaftliche Hintergrund fehlt, so dass ich dies als nicht so gravierend erachtet habe.
Etwas unausgegoren ist für mich der Handlungsstrang um das Privatleben von Shirley, welches sich durch die Durchführung des Experiments stark negativ verändert. Zum einen hat sie aufgrund der Arbeitsbelastung keine Zeit mehr für ihren Partner und was viel schlimmer ist, dieser lehnt die Experimente an Tieren rundweg ab. So ist sie beruflich zwar erfolgreich, privat scheitert ihre Beziehung dadurch. Diesen Konflikt hätte Kröger noch mehr ausbauen und mit dem anderen Handlungsstrang verbinden sollen. Der moralische Wandel, der sich bei Shirley vollzieht, kommt für mich ein wenig zu schnell.
Weiterhin umfasst die Rebellion der Tiere aus meiner Sicht zuviel des Gesamttextes. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Autor diesen Part wesentlich straffer dargestellt hätte. Einige Begebenheiten kann man nämlich ohne Probleme herausstreichen, ohne dabei die Grundaussage des Romans zu torpedieren. Ich hatte den Eindruck, dass Kröger zum Ende hin einen langen Spannungsbogen aufbauen wollte, indem der die Belagerung der Burg sehr ausführlich schildert und letztlich zu einen sehr abrupten Ende bringt.
Vom Stil her merkt man, dass der Autor über reichlich Erfahrung verfügt. Der Roman läst sich einigermaßen gut weglesen und verfügt über keine großartigen Stolpersteine. Die oben erwähnten Mängel beziehen sich auch auf dem Aufbau und nicht auf die schriftstellerische Ausführung.
Chimären gehört sicherlich nicht zu den Spitzenwerken deutschsprachiger SF, sondern bietet durchschnittliche Unterhaltung. Chimären muss man nicht gelesen haben.