Titel: Himmelwärts Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Nachdem ich Rebeccas Geschichte in Drachen! Drachen! gelesen hatte, wollte ich unbedingt mehr von ihr lesen. Nun gilt Rebecca Hohlbein als Fantasyautorin, und Fantasy ist mir oftmals zu banal – Aber auf besondere Empfehlung hin entschied ich mich dann für dieses Buch. Ich gebe zu: Ohne diesen Tipp hätte ich die Finger davon gelassen. Sowohl Vampire, als auch Engeln haben in der letzten Zeit die oberkörperfreien Piraten und Adligen von der Herzschmerzliteratur verdrängt. Rebecca Hohlbein versicherte mir jedoch, dass sie es nachdrücklich vermieden hat, ihr Buch in die Twilighähnlichen einzureihen.
Ich war dennoch skeptisch. Immerhin kommt Himmelwärts in einem kräftigen Mädchen-Rosa daher.
Noch vor dem Roman finden wir eine Liste mit den Hauptrollen, den Nebenrollen, den neben den Nebenrollen – und denen, die man sich nun gar nicht merken muss. Und so bescherte mir das Buch ein erstes Schmunzeln und auch ein paar kleine Kicherer, bevor ich überhaupt einen Satz des Romans gelesen hatte. Ich gewann den Eindruck, dass die Lektüre dieses Backsteins (über 600 Seiten) äußerst vergnüglich werden würde).
Locher flockig ging es zu, in Oberfrankenburg. Ein Festival zieht allerlei Jugendliche an, und wie die so sind, wollen sie feiern. Bis der Arzt kommt. So auch Klaus, der Lukas heißt (Sind doch die gleichen Buchstaben drin – und das findet seine Flamme ziemlich kreativ).
In diesem Moment dachte ich, dass ich noch nie so ein vergnügliches Buch über das Ficken gelesen habe. Überall herrscht ein munteres Treiben. Selbst der neue Prophet ...
Aber erst einmal ist da dieses kleine Vampirmhen Tabea. 16 Jahre jung (bei der Vampirwerdung), knackig, häufig nackt, das mit seinem alten, griesgrämigen Onkel Hieronymos eben zu diesem Festival fliegt, weil sie einfach mal raus muss, aus der alten, verstaubten Burg. Mal eine Happen frisches Blut ... aber damit fängt der Schlamassel an. Der, den sie anzapft, ist nämlich bis oben voll mit Drogen. Tabea verliert ein wenig die Übersicht.
Das geht auch Alvaro so. Der ist Schutzengel und für den neuen Propheten zuständig. Allerdings scheint er sich etwas zu sehr für die Menschen zu interessieren. Vornehmlich für die Anatomie von jungen, weiblichen Menschen. Deswegen iste r auch abgelenkt, als der neue Prophet seinen 18. Geburtstag betrunken auf dem Tisch tanzend mit einer in Süßigkeiten gehüllten Farbigen feiert. Und weil es in diesem kleinen Städtchen eine Horde schießwütiger Russen (und Mongolen und Polen) gibt, wird ausgerechnet sein Schützling erschossen. Schnell fliegt er Erdwärts, was ihm eigentlich streng verboten ist. Er will den neuen Propheten heimlich wiedererwecken, bevor sein Fehler auffällt.
Doch das ist gar nicht so einfach. Denn die Russen haben seine Leiche verschwinden lassen, und Alvaro trifft im Leichenschauhaus auf die süße (und nackte) Tabea, die ihn in ihrer Verblendung beißt. Das hat schwere Folgen für die beiden. Ihr verätzt es die Kehle, er kommt in die Mauser, verliert die Flügel und wird zum Menschen. Was es schwierig macht, den Auserwählten wiederzubeleben...
Ein Vampir und ein Engel, die das Schicksal aneinanderkettet, das ist lustig. Das ganze Buch ist lustig. Locker flockig geschrieben, mit einer Menge Erotik. Ich kann mir schon vorstellen, dass junge Mädchen so etwas mögen. Ich mag es auch.
Für einen vergnüglichen Lesenachmittag ist das Buch zu dick, aber das ist okay, denn so hat man mehrere vergnügliche Lesenachmittage!
Sehr schön finde ich auch die Rolle, die verschiedene Tiere (inklusive einer Plastikschildkröte) einnehmen.
Friedhelm Fröhlich, Lennarts erstem Haustier, war in seinem tristen Leben keine Möglichkeit vergönnt, gutes Karma zu sammeln. Darum wog er in seinem neuen Leben annähernd sechzig Pfund, sabberte unentwegt aus dem Maul, das nach Fleischabfällen und seinen eigenen Exkrementen roch, und hörte auf den albernen Namen Moritz. Zumindest ab und zu.
Ach ja, Moritz ist ein Mops. In diesem leben will er gutes Karma sammeln, indem er den die Welt vor einem schrecklichen Monster, dem Sohn seiner Besitzer, schützen will.
Aber auch das kleine bisschen Elend, dass sie diesem Satansbraten beschert hatte, trug erheblich zu Moritz‘ Genugtuung bei und förderte seinen angeschlagenen Glauben an den letztlichen Sieg des Guten, Schönen und Gerechten, Auch, wenn das Gute, Schöne und Gerechte so stank.
Sehr ans Herz gewachsen ist mir auch die Kuh Mareen, der man in der Vergangenheit übel mitspielte, indem man sie umschubste. Aber Mareen ist eine Kuh, die sich nicht rumschubsen lässt!
Tja, wie Ihr sehen könnt, hat dieses Buch so gar nichts von Twilight. Es ist so verspielt wie Harry Potter, aber sehr viel frecher. Ein richtiges Gute-Laune-Buch, das zu lesen ich jedem ans Herz legen möchte, der nur ein bisschen Humor hat!