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Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mit dem Roman Aurora kehrt Alastair Reynolds in das Universum seines Inhibitor-Zyklus zurück, der mit den Büchern Unendlichkeit, Chasm City, Die Arche und Offenbarung begann. Die Handlung von Aurora spielt zeitlich vor dem Inhibitor-Zyklus. Aus diesem Grund ist es gar nicht wichtig, die Bücher zu kennen. Wer die Bücher jedoch gelesen hat, besitzt ein wenig mehr Hintergrundwissen.
Der Roman Aurora spielt fast ausschließlich im Orbit um den Planeten Yellowstone. Im Glitzerband, das um den Planeten kreist, sammeln sich Zehntausende von Habitaten, mit Millionen von Menschen, die dort leben.
Die Habitate gleichen selbstständigen Städten oder Ländern, deren unterschiedliche Gemeinschaften nur von ihrer Regierungsform, einer radikalen Demokratie, zusammengehalten werden. Die Demokratie sorgt dafür, dass den Bewohnern größtmögliche Freiheiten erlaubt werden. Die Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft ist, dass auf demokratischem Wege entschieden wird, wie die Bürger regiert werden wollen. Ihre Stimme geben die Menschen durch eine elektronische Wahl ab, in einem Datennetzwerk, das alle Habitate miteinander verbindet. Die Gemeinschaften bestehen aus ganz normalen Demokratien, gewählten Tyranneien und Ähnlichem mehr.
Wie in fast jeder menschlichen Gemeinschaft ist es nötig, eine Polizeimacht zu beauftragen, damit Recht und Ordnung gewahrt bleiben. In diesem Fall ist es die Organisation Panoplia. Sie wacht über die Einhaltung der demokratischen Regeln, geleitet von Oberpräfektin Jane Aumonier. Die Handlungsfreiheit der Organisation Panoplias ist eingeschränkt. Wenn gegen demokratische Regeln verstoßen wird, dürfen die Präfekten eingreifen. Aber auch hier sind die Regeln restriktiv. Will einer der Agenten etwas einsetzen, was nicht zu seiner Standardausrüstung gehört, muss erst wieder eine Abstimmung, die sogenannte Abstraktion, durchgeführt werden. Einer der fähigsten Außendienstpräfekten ist Tom Dreyfus. Als eines der unzähligen Habitate explodiert, wird Tom Dreyfus beauftragt, die Zerstörung des Habitats zu untersuchen. Zuerst sieht alles nach einer Routineuntersuchung aus, es scheint um einen Racheakt zu gehen. Noch während der Untersuchung wird ein zweites Habitat zerstört, tausende Menschen sterben. Bei seinen Ermittlungen stößt Dreyfus immer wieder auf zwei Personen: Aurora und den Uhrmacher.
Der Uhrmacher ist ein nichtmenschlicher Serienmörder, der unter anderem für den Tod von Dreyfus’ Ehefrau verantwortlich gemacht wird. Was sich zuerst wie zwei unterschiedliche Aufgaben anhört, entpuppt sich bald als zusammengehörig. Tom stößt auf eine Verschwörung, die eine Bedrohung für das ganze Glitzerband darstellt. Die Gefahr stellt sich in Form der geheimnisvollen Aurora dar, einem vor langer Zeit bei einem gewagten Unsterblichkeits-Experiment scheinbar gestorbenen Kind. Aurora hat sich jedoch als elektronische Kopie in den Servern der Habitate versteckt. Zur künstlichen Intelligenz weiterentwickelt, plant sie die Übernahme des Glitzerbandes.
Inhibitor ist ein düsteres Universum. Die Menschen schafften den Sprung zu den Sternen. Dabei ist die Menschheit nie auf nichtmenschliche Intelligenzen gestoßen. Dafür besiedelte sie die unterschiedlichsten Welten und formte neue oder einfach nur andere Gesellschaftsformen. Beeindruckend, wie es Alastair Reynolds schafft, erstklassige SF-Romane abzuliefern, in diesem Fall sogar mit einer Menge Social Fiction. Mit Aurora entführt Alastair Reynolds den Leser erneut in seine groß angelegte Zukunftssaga. Auf gewohnt virtuose Weise verknüpft er das Schicksal seiner Charaktere miteinander. Das Buch ist in erster Linie ein Thriller, in dem es um die Ermittlungen von Tom Dreyfus geht. In diesem schier aussichtlosen Kampf hat es Tom Dreyfus nicht nur mit bösartigen Kis zu tun, sondern auch mit Kollegen, die nicht gerade die intelligentesten sind.