| Serie: Kinder der Erde, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Frühmensch Jondalar ist nach einer Reise von seiner Heimat im heutigen Südfrankreich zum Schwarzen Meer wieder zurückgekehrt. Unterwegs hat er seine Frau Ayla kennen gelernt, und wenn auch für ihn nun die lange Wanderung zu Ende ist und er wegen seiner Geschicklichkeit im Erschaffen von Steinwerkzeugen hohes Ansehen genießt, ist ihr Weg noch lange nicht zu Ende. Die spirituelle Führerin der Volksstämme der Zelandonii möchte, dass Ayla eine Zelandoni wird. Mehr Ansehen kann eine Frau nicht gewinnen, denn sie wäre dann Heilerin und geistige Führerin in einem. Doch trotz ihres vielfältigen Wissens dauert die Ausbildung lang und dann haben Jondalar und Ayla auch noch ihre Tochter Jonalya, die viel Zeit fordert. Irgendwo auf dem Weg beginnt Ayla Jondalar aus den Augen zu verlieren, und das wird ihr erst offenbar, als er sich von ihr abwendet.
Jean M. Auel hat sich Zeit gelassen mit dem abschließenden Band ihrer „Kinder der Erde“-Saga, in der sie von der wohl ersten größeren Kultur der Menschen schreibt. Die Zelandonii, wie sie sie beschreibt, bewohnten, verteilt auf viele kleine Stämme, ein durchaus überschaubares Gebiet und dürften so 23000 Seelen gezählt haben. Immer wieder merkt man, wie sehr sich die Autorin mit der Thematik beschäftigt hat. Es gibt viele Stätten und Höhlen, die von frühen Kulturen zeugen, die vor 30000 Jahren existierten, und besonders die Höhlen haben es der Autorin angetan - viele hat sie mit eigenen Augen gesehen. So verwundert es nicht, dass sie ihre Heldin zu diesen Orten schickt und sie das Gesehene interpretieren lässt. Das ist an sich eine gute Idee, aber die Autorin übertreibt es, denn im Laufe des 1100 Seiten umfassenden Romans besucht Ayla immer wieder Höhlen und die werden immer sehr ausführlich beschrieben. Auch andere Elemente wiederholen sich, wie z. B. das Lied der Höhlen, die Vorstellung von Ayla im Angesicht anderer Zelandonii-Stämme oder eben auch das Leben im den Behausungen als solches. Hier wäre ein strenges Lektorat notwendig gewesen, aber ein erfolgreicher Autor lässt sich nicht viel sagen und die Käufer, die die Bücher dann trotzdem kaufen, tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Verlagsleute eben nicht auf notwendige Änderungen drängen können, denn inhaltlich ähneln sich manche Passage so stark, dass man fast das Gefühl hat, die Autorin habe den Text kopiert.
Aber es gibt auch Gutes von dem Buch zu berichten. Zum Beispiel taucht die Frage auf, wie diese Frühkultur mit Verbrechen umgeht, denn in Stämmen, die quasi ums Überleben kämpfen müssen, gibt es bestenfalls Krieg. Interessant waren auch die Passagen, in denen über die Ernährung geschrieben wurde. Auch hier hat sich die Autorin intensiv mit der Materie beschäftigt und wirklich interessante Aspekte dieser Zeit aufleben lassen. Tatsächlich ist Jean M. Auels Erzählung stets dann wirklich lesenswert, wenn sie von dem Leben der Menschen in der fernen Vergangenheit berichtet. Geschickt verbindet sie Fakten mit Fiktion und das auf eine Weise, die stets stimmig wirkt. Hierin liegt ihre Stärke als Schriftstellerin.
Fazit: Es war schade, dass das Lektorat den Roman nicht um ein Drittel gekürzt hat. Dies hätte der Geschichte gutgetan und alles wäre flüssiger und frei von Wiederholungen lesbar gewesen. Obwohl es schön war, wieder von Ayla und Jondalar zu lesen, war der Roman insgesamt enttäuschend und brachte zu wenig Neues.
Leider nur von 5 von 10 Punkten.