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Reihe: Ancient Blades, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit Jahrhunderten ist sie uneinnehmbar: die freie Stadt Ness, die gefürchtete Metropole der Diebe. Hinter ihren Mauern herrschen strenge Gesetze und nirgendwo sonst werden Verbrechen härter bestraft. Ein verhängnisvoller Auftrag führt den Dieb Malden mitten in ihr dunkles Herz. Er soll die größte Kostbarkeit der Stadt stehlen, doch er ahnt nicht, wie tödlich die Gefahren sind, denen er sich dabei aussetzen muss. Als der ehrenwerte Ritter Croy,der das sagenumwobene Schwert Ghostcutter führt, sich seiner Mission anschließt, geraten die beiden Gefährten wider Willen in ein episches Abenteuer. (Klappentext)
Malden ist ein kleiner Dieb, der davon träumt, mal etwas Großes zu werden. Als Sohn einer Horizontalgewerblerin kennt er die Schlechtigkeit des Lebens. Er lernt, dass man mit Geld alles erreichen kann, und so ist es ihm sehr wichtig. Sein Leben in der freien Stadt Ness ist sehr einfach. Er kommt über die Runden, wie man so schön sagt. Aber große Sprünge kann er nicht machen. Dennoch liebt er die Unabhängigkeit, die ihm dieses Leben ermöglicht. So scheint es ihm, er habe das große Glück gemacht, als ihn Cutbill, der Gildenmeister der Diebe, in seine Gilde aufnimmt und er den Status eines Gesellen erhält, aber auch seine Unabhängigkeit aufgeben muss. Die Aufnahme ist mit Ausgaben verbunden, er muss sich seinen Eintritt erkaufen. Daher ist Malden in kürzester Zeit hoch verschuldet und muss seine recht hohe Aufnahmegebühr abarbeiten. Diesen Berg möchte er verständlicherweise so schnell wie möglich abbauen. Ein Auftrag der Magierin Cynthera kommt ihm da gerade recht. Malden soll in die Burg des Burggrafen eindringen und einen bestimmten Gegenstand stehlen. Der Auftrag ist extrem schwierig, da bislang niemandem gelang, in die stark gesicherte Burg einzudringen und lebend wieder herauszukommen. Das unwahrscheinliche Kunststück glückt dennoch, führt aber dazu, dass er neben dem Schuldenproblem noch ganz andere Probleme am Hals hat. Ein Henkersseil wäre davon noch das geringste.
Neben dem Dieb Malden finden wir noch weitere interessante Persönlichkeiten, wie etwa Ritter Croy mit seinem magischen Schwert Ghostcutter. Croy sieht gut aus und kämpft phantastisch. Er glaubt an die Rittertugenden und daran, mit dieser Tugend und Ehrlichkeit einen Weg zu finden, in der Gesellschaft der Stadt Ness aufzusteigen. Und eigentlich müsste er der Schwarm aller Frauen sein, wenn er nicht so naiv wäre und sich der Wirklichkeit gegenüber weniger verschlossen zeigte. Malden ist wenig begeistert von dieser Weltfremdheit. Der Dieb würde sich gern von ihm trennen, doch das Schicksal beschließt anderes. Der Ritter lässt sich auch nicht abwimmeln, weil er der Magierin Cynthera seine Liebe beweisen will. Die Magierin, als geheimnisvoll und wunderschön beschrieben, ist jedoch mit einem grausamen Fluch belegt. Was sie dazu bringt, Malden anzuheuern, bleibt lange Zeit im Dunkel der Erzählung verborgen. Wie manch andere Handlungsweise erst spät erklärt wird. Bei einem seiner Streifzüge gerät Malden an den Hünen Bikker und die Magierin. Der Auftrag, den er ausführen soll, würde mit einem Schlag seine Finanzprobleme lösen. Obwohl er nichts Genaues über diesen Auftrag erfährt, nimmt er ihn an.
Der Schlüssel zu allen Geheimnissen ist der Zauberer Hazoth. Er ist nicht nur mysteriös und undurchsichtig, sondern zudem unbesiegbar und bösartig. Damit ist er eindeutig zur bösen Figur abgestempelt.
Der Falschspieler Kemper der sich noch in die Erzählung einschleicht, ist ein Geist. Als solcher geht er durch Wände und betrügt seine Mitspieler, wo immer es geht. Kemper nimmt das Leben, oder das was er davon noch hat, leicht und wird zum hilfreichen Freund Maldens.
Die freie Stadt Ness, vergleichbar mit einer europäischen Mittelalterstadt, ist ähnlich aufgebaut wie die Saramee, die Diebesstadt, Lanhkmar und ähnliche Orte. Alles findet innerhalb der Stadtmauern statt; was sich außerhalb befindet, ist erst einmal nicht von Belang. In der Abgeschlossenheit von Ness findet sich der Orden der Ancient Blades, ein edler Orden, dem immer sieben Krieger angehören. In ihrem Besitz befinden sich sieben heilige Klingen, geschmiedet, um Dämonen zu bekämpfen. Der Kampf gegen die Dämonen steht schon lange nicht mehr auf der Tagesordnung und die sieben Ritter stehen heute für Ehre und Recht.
Der Leser lernt die freie Stadt kennen, indem der Autor ihn/sie in einer Art Spaziergang durch die Stadt führt. Dabei lernt er so seltsame Bereiche wie die Pferdeinsel, den Qualmbezirk, das Stinkviertel kennen. Gleichzeitig erhält der Leser einen Einblick darin, wieso die Bereiche solche Namen tragen.
David Chandler erzählt sehr lebendig und überaus unterhaltsam von der Stadt und ihren Bewohnern, die den unterschiedlichsten Ständen und Gesellschaftsschichten angehören. Als Leser hält man ein spannendes und zugleich humorvolles Buch in den Händen. Die plastische und lebhafte Beschreibung der unterschiedlichsten Orte und Personen lässt den Leser in eine mittelalterliche Welt eintauchen. Die oftmals witzigen, manchmal etwas derben Dialoge zwischen den Handlungsträgern sind sehr erfrischend. Handlung wie auch Charaktere entwickeln sich ständig weiter, so dass allein dadurch das Lesen zum Vergnügen wird.