|
Titel: Das Portal der Dämonen Eine Besprechung / Rezension von Ida Eisele |
Wenige Tage vor Halloween wird der elfjährige Samuel Johnson Zeuge, wie das unfreundliche Ehepaar Abernathy sowie ein weiteres Ehepaar aus Versehen das Tor zur Hölle einen Spalt breit aufstoßen und sofort von Dämonen getötet und ersetzt werden.
Die Dämonen versuchen mit erstaunlich geringem Erfolg, Samuel zum Schweigen zu bringen, und arbeiten zugleich daran, die Tore der Hölle mittels Energie aus dem LHC in der Schweiz ganz aufzustoßen, um den Weg für den Großen Verderber, Satan, zu bereiten.
Samuel nimmt sich vor, sie aufzuhalten, und mit Hilfe des gar nicht so bösen Dämonen Nurd gelingt es ihm.
Samuel Johnson ist der übliche außergewöhnliche Junge, der unübliche Fragen stellt. Er hat eine kluge Freundin, die Wissenschaftlerin werden will und die gerne lernt, und einen nicht so klugen Freund, der gerne Kricket spielt. Wenigstens erhebt er sich über das Klischee: er ist kein Waisenjunge, sondern hat nur unter der Trennung seiner Eltern zu leiden.
Die zweite Hauptperson, der Dämon Nurd, ist tollpatschig, schafft es nicht, böse zu sein, und wäre gern ein Mensch. Er weiß nicht, was Autos sind, findet sie aber instinktiv toll und freundet sich mit Samuel an, weil dieser nicht unfreundlich zu ihm ist und ihm Weingummis abgibt.
Der Bösewicht ist jener Dämon, der zu Beginn des Buches von Mrs. Abernathy Besitz ergreift, Baal, die rechte Hand Satans. Sie – oder er – ist wie besessen von dem Gedanken, Samuel Johnson zu töten, weil der Junge ihr – oder sein – Geheimnis kennt.
Kaum sind alle Handlungsträger bekannt, ist klar, wo die Sache enden wird. Auf überraschende Wendungen oder Ideen wartet der Leser vergebens. Natürlich wollen die bösen Dämonen die Erde zerstören, ohne jemals Selbstzweifel zu haben oder auch nur einen Grund für ihr Tun zu brauchen. Natürlich werden Samuel und Nurd Freunde. Natürlich siegt das normale, kleinbürgerliche Gute über das abgrundtiefe Böse.
Die meisten Dämonen, die es auf die Erde verschlägt, sind recht entzückt von den Annehmlichkeiten dort (Autos, Süßigkeiten, Bier), dennoch ist ihr einziges Ziel Zerstörung.
Bösewichte, die böse sind, weil sie eben böse sind, sind möglicherweise Geschmackssache, ich persönlich halte sie allerdings sogar – oder gerade – in einem Kinder- oder Jugendbuch für überholt.
Dass die Dämonen dann auch noch von Kleinstädtern mit Kricketschlägern besiegt werden können, nimmt ihnen die letzte Bedrohlichkeit und dem Buch auch noch das letzte bisschen Spannung.
Gerade wegen der Schreckensgestalt der Dämonen (ausgesprochen häufig tentakelig) und der ab und an brutalen Handlung, halte ich das Buch nicht eben für kindertauglich – während ein jugendlicher Leser sich womöglich an dem auf Kinder zugeschnittenen, belehrenden Tonfall der Erzählung stören wird.
Jede mögliche Nähe zu den Figuren wird durch den häufigen Szenen und Perspektivenwechsel vermieden. Häufig sind die einzelnen Szenen nicht länger als zwei Seiten, unterbrochen von langen, weder aufschlussreichen noch lustigen Anmerkungen.
Das letzte Wohlwollen meinerseits verspielte sich „Das Portal“ mit einer inkonsequenten und stellenweise einfach falschen Benutzung des Plusquamperfekts (Vorvergangenheit, hatte getan usw), die möglicherweise aber erst bei der Übersetzung ins Deutsche dazugekommen ist. Auf meine Empörung über die naive Billigung der mittelalterlichen Kreuzzüge und die stellenweise ungenaue bis falsche Darstellung von schwarzen Löchern – insbesondere von Körpern in ihrem Inneren – möchte ich nicht näher eingehen.
Kurz: Nein, es hat mir nicht gefallen.