| Titel: Zombie '90: Extreme Pestilence Ich habe drei große Fehler gemacht - oder: Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Ich habe drei große Fehler gemacht...
1. Ich habe eine Story in einem Film von Andreas Schnaas erwartet.
Nach Filmen wie "Anthropophagous 2000" und "Violent Shit 2 - Mother Hold My Hand", die ich nur im Delirium mit viel gutem Wein (als Kontrastprogramm) ertragen konnte, wurde mir nun Zombie '90 zugesteckt - ein Film, in dem sich zwei Pseudo-Ärzte um den Ausbruch einer mehr oder weniger von der Öffentlichkeit ignorierten Zombie-Epidemie kümmern. Wobei diese beiden Knallerbsen von Medizinern kaum Wesentliches zum Film oder gar einer Story beitragen, sondern neben dümmlichen Dialogen nur betont interessiert mit kleinen blitzenden Instrumenten in mies geschminkten Wunden toter Menschen herumstochern. Zusammengehalten wird das Ganze von einigen Sequenzen völlig hirnloser Attacken gewalttätiger und grauenhaft geschminkter Zombies, die sich an allerlei unschuldigen Menschen satt fressen - wobei die Opfer sich so dumm anstellen und sich einfach hinlegen, damit auch der langsamste Zombie sie noch erwischen kann. Einziger Höhepunkt - zumindest für Zuseher, welche sich gerade mit Lysergsäurediethlyamid (LSD) berauscht haben - ist eine Traumsequenz, deren Sinn zwar in den Sternen steht, aber auf irgendeinem Amphetamin sicher toll aussieht.
2. Ich habe ein Mindestmaß an Kompetenz des Filmteams erwartet.
Schnitt - grauenvoll! Schauspieler 1 sagt einen Satz. Pause. Schnitt. Schauspieler 2 antwortet in völlig verändertem Licht und Außenstimmung. Pause. Schnitt. Schauspieler 1 sagt in einer Szenerie, die bestimmt eine halbe Stunde später aufgenommen wurde, Satz 2. So geht das in einem fort. Es ist nicht zu ertragen; am liebsten würde man den Schauspielern und dem Filmteam irgendetwas an den Kopf werfen!
Kameraeinstellungen sind meist zitternd und wackelig - jedoch liegt das nur am Kameramann, der offenbar seine Medikamente vergessen hatte.
Hintergrundwissen - entsetzlich! Wenn man schon zwei Ärzte darstellt, die an einer höchst infektiösen Leiche herumstochern, dann ist das schon etwas fragwürdig, wenn sie sich voll verkleiden samt Mundschutz und OP-Kittel. Aber warum machen sie das Ganze dann ohne Schutzhandschuhe, zu Hause in der eigenen Wohnung auf dem Küchentisch, und beschränken sich auf das instrumentale 'Streicheln' oberer Gewebeschichten? Organe im Übrigen liegen völlig frei und ohne irgendwo angewachsen zu sein im Körper herum; das erklärt zumindest, warum man nach Bauchschnitten immer alles herauspurzeln sieht. Patienten bringt man um, indem man das EKG ausschaltet. Ja, sagt einmal, ist Schnaas denn das alles völlig egal gewesen? Offenbar....
3. Ich habe die deutsche Tonspur gehört
EIgentlich wollte man den Film nur mit einer englischen Synchronisation veröffentlichen, die aber so schlecht geworden ist und so lippenasynchron, dass es kein Spaß mehr ist, den Dialogen zu folgen. Nicht besser geht es einem aber mit der deutschen Tonspur, wofür man, um lang herumzuschneiden, einfach die ständig aufgenommene Spur während des Drehs verwendet hat. Und so hört man neben dem Gekeuche der im Hintergrund stehenden Menschen auch noch ständige Anweisungen des Regisseurs wie "Halte die Gedärme hoch, ja, gut so!" oder "Hey, wackle doch nicht so!" (natürlich zum Kameramann). Das ist dann auch schon wieder witzig; erst konnte ich es kaum fassen, was ich da hörte, aber nach dem Zurückspulen präsentierte sich mir tatsächlich eine Art Directors Cut des Tons. Über den Wert dieser kostenlosen Dreingabe kann man streiten, ich würde keinen Euro dafür zahlen wollen.
Ich habe drei Fehler gemacht - nein, eigentlich vier, denn dieser Film landete in meinem DVD-Player.
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