Titel: Kaidan Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Regisseur Hideo Nakata gehört zu den Mitbegründern des modernen japanischen Horrorfilms. Seine Romanadaption „Ring“ wurde wegweisend für viele nachfolgende Produktionen und beeinflusste nicht zuletzt den US-amerikanischen Horrorfilm. Spielen bisherige japanische Produktionen in der Gegenwart, so verlegt Nakata in seinem neuesten Film die Handlung in das 18. Jahrhundert und nähert sich damit den Legenden und Märchen an, in denen das Unheimliche seinen Ursprung hat.
Die Geschichte erzählt davon, wie die reiche Dame Oshiga, die bekannt ist für ihren Musikunterricht, sich in den Hausierer Shinkichi verliebt. Beide heiraten, was einen großen Skandal hervorruft, da Oshiga jemanden aus einem niedrigeren Stand zum Mann nimmt. Nach und nach führt dies dazu, dass Oshigas Schülerinnen wegbleiben. Zugleich macht sich bei ihr eine schwere Krankheit bemerkbar. Shinkichi vergnügt sich inzwischen mit anderen Frauen. Als sie das mitbekommt, schreibt sie auf ihrem Sterbelager einen Fluch nieder, der Shinkichi immer dann treffen soll, wenn er eine Beziehung zu einer anderen Frau eingehen will. Zunächst hält dieser das Schriftstück für reinen Unfug. Doch dann tritt der Fluch tatsächlich in Kraft.
Im Gegensatz zu den übrigen japanischen Beiträgen zum Horrorgenre ist „Kaidan“ ein eher ruhiger Film, der in wunderbaren Farben schwelgt und mit einer tollen Optik überzeugt. Er verbindet Historie mit Legende und Schauerromantik und ragt durch seinen hohen künstlerischen Anspruch aus den übrigen Produktionen deutlich hervor. Trotzdem neigt Nakata nicht gerade zur Zimperlichkeit bei den Szenen, in denen der Fluch wirksam wird. Hier kommt es zu recht blutigen und grausamen Zwischenfällen, die Shinkichi an den Rand des Irrsinns bringen. Hideo Nakata entwirft mit seinem Film ein Drama, in dem es um Liebe und Hass, Wahnsinn und Rache geht. Dabei orientiert er sich sehr an den farbgewaltigen koreanischen Horrorfilmen, die das Grauen mit der Historie verbinden, wie etwa „Legend of the Evil Lake“ oder „Red Rain“.
Was bei „Kaidan“ etwas verwundert, ist der Prolog, der im Grunde genommen nicht viel mit der restlichen Geschichte zu tun hat. Jedenfalls wirkt dieser überflüssig, da er im Grunde genommen nichts erklärt und so gut wie nichts mit der Ursache des Fluchs zu tun hat.
Wenn man aber von dieser kleinen Ungereimtheit absieht, ist „Kaidan“ vor allem für anspruchsvolle Horrorfans sehr zu empfehlen.