Titel: Die Verlorenen von New York Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der siebzehnjährige Alex Morales fühlt sich recht wohl. Sein Vater ist nach Puerto Rico zur Beerdigung seiner Großmutter gefahren, sein großer Bruder ist bei den Marines in Kalifornien. Seine Mutter und seine zwei Schwestern leben in New York. Alex ist gut in der Schule und arbeitet in Joey's Pizzeria, um ein wenig Taschengeld dazuzuverdienen. Sein Leben ist in Ordnung, bis es aus den Fugen gerät, weil der Mond durch einen Kometen aus seiner Umlaufbahn geschoben wurde. Seit diesem Unglück ist nichts mehr so, wie es sein sollte, und wird wohl auch nicht wieder werden, denn wer sollte den Mond an die richtige Stelle schieben? In New York tobt der Häuserkampf, weil eine Naturkatastrophe nach der anderen über die Welt zieht. Es geht ums nackte Überleben. Plünderer ziehen durch die Straßen; wo es geht, werden Hamsterkäufe getätigt; die Fahrzeuge auf der Straße sind nur noch Wracks, zum Teil ausgebrannt und ausgeschlachtet. Seit dem Unglück werden die Eltern jedoch vermisst. Alex, der auch nichts von seinem in Kalifornien stationierten Bruder hört, muss sich um die beiden jüngeren Geschwister Briana und Julie kümmern. Solange Bri in einem Kloster Unterschlupf findet und Julie und Alex in der Schule etwas zu Essen bekommen können, ist das schwerste Problem gelöst.
Uns liegt ein Jugendbuch vor, das sollte man bei dieser Dystopie nicht vergessen. Ein Roman für Erwachsene würde entweder sehr viel mehr auf die sozialen Strukturen schauen oder, wie bei Roland Emmerich üblich, in einen Katastrophenroman bzw. -Film münden. Die sozialen Spannungen werden nur in der Familie geschildert. Der ältere Alex wird zum Familienoberhaupt, den die beiden Mädchen in dieser Position nicht anerkennen. Die Entwicklung der drei Geschwister ist wohl das Interessanteste an diesem Buch. Da ist der äußere Einfluss - ob aus der Bahn geratener Mond, eine Springflut, Erdbeben oder Ähnliches - vollkommen egal. Vor allem weil ich die Auswirkungen des aus der Bahn geratenen Mondes vermisse.
Der Schreibstil der New Yorker Autorin ist jedoch gelungen. Selbst bei banalen Tätigkeiten bleibt man am Text, da es jederzeit wieder zu Spannungsfolgen kommen kann. Überraschenderweise gelingt es der Autorin, dies immer wieder durchzuführen. Der Stil der Autorin ist recht einfach gehalten und lässt sich flüssig lesen.