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Serie/Reihe: Valerian & Veronique - Band 0, 1, 2
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Reihe Valerian und Veronique ist zweifelsfrei eine der ältesten SF-Reihen in Europa, vor allem aber ist sie die einflussreichste überhaupt: Die Serie hat Bilal, Moebius oder Giménez erst den Weg bereitet. Vor über vierzig Jahren entschieden sich Jean-Claude Mézières (Zeichnungen) und Pierre Christin (Text), eine Serie zu schaffen, deren Hauptfiguren zwei "Raum-Zeit-Agenten" sind, die die Erde vor allen Bedrohungen in der Gegenwart, aber auch in der Vergangenheit schützen sollen. Die ersten zwei Comicalben waren noch sehr stark dem französisch-belgischen Funny-Stil verhaftet. In den darauffolgenden Ausgaben entwickelte sich die Serie weiter. Die Funny-Elemente nahmen ab und es wurde mehr Wert auf die Geschichte und deren Aussagen gelegt. Im Laufe der Zeit schufen Mézières und Christin eine komplexe Welt voller fremdartiger Wesen, seltsamer Riten und verschlungener, politischer Zusammenhänge.
Dies ist nun der der erste Band der Komplettausgabe. Eine gute Sache ist das bestimmt, denn nun hat jeder die Möglichkeit, seine Lücken zu schließen. Außerdem gibt es ein neun Seiten umfassendes Essay von Stan Barets, das auch noch für alte Fans der Reihe einige Überraschungen bereithält. Zum Beispiel habe ich nie darüber nachgedacht, ob George Lucas sich bei Star Wars von der Reihe hatte beeinflussen lassen. Ich meine, das ist ja eigentlich abwegig, denn Lucas ist Amerikaner und dies ist eine europäische Serie, aber wenn man die Vergleiche zieht, wie sie aufgeführt werden, kommt man ins Nachdenken. Wenn man den Comic nun so sensibilisiert betrachtet, fällt einem noch viel mehr auf, wie z. B. die abgedruckten Bilder hier: Sieht das nicht nach C3P0 und R2D2 direkt vor Jabbas Palast aus?
Doch zurück zu den Protagonisten der Serie: Jede der beiden Figuren kommt in dieser Reihe eine bestimmte Rolle zu. Valerian ist der Draufgänger, der gerne mal den Macho rauskehrt, der er eigentlich nicht ist. Leichtsinnigkeit bringt ihn oft in Situationen, die er wohl aus eigener Kraft nicht lösen könnte. Veronique hingegen versteht es, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie handelt überlegter als Valerian, kann aber schon mal recht eigensinnig und zynisch sein. Die Charaktere und die Beziehung zwischen den beiden ist das Einzige, das sich während der 40 Jahre, seit es dieses Serie gibt, nicht verändert hat. Doch nun zum Inhalt:
Band 0: Schlechte Träume
Im ersten Band der Reihe sowie in der zuvor erwähnten "Nullnummer" müssen sich Valerian & Veronique mit Kombul, einem Abtrünnigen des Raum-Zeit-Services herumschlagen, der viel lieber die Vergangenheit beherrschen will, als in der Zukunft Befehle anzunehmen. Vielleicht war ursprünglich geplant, dies als Serienkonzept zu benutzen, under hätte der ewige Widersacher von Valerian und Veronique werden können. Doch schon in der ersten regulären Ausgabe wird ihm das Handwerk gelegt. Valerian erhält den Auftrag, Kombul zu verhaften, der ins Mittelalter geflohen ist. Dort muss er feststellen, dass sein Widersacher sich dunkler Magie bedient und Menschen in Trolle und andere Ungeheuer verwandelt. Zum Glück stößt Valerian auf die standhafte Veronique, die allerdings auch nicht verhindern kann, dass Kombul am Ende die Flucht in die Zukunft gelingt. Abermals müssen Valerian und Veronique sich ihm stellen. Die Null-Nummer der Serie umfasst nur 30 Seiten und sticht auch noch in einer anderen Weise aus der Serie hervor. Dies ist die einzige Geschichte, die nicht reine SF ist, denn das Element Magie lässt sich keinesfalls korrekt einfügen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum dieser Band nicht wirklich zu den Alben dazugezählt wurde. Schade übrigens, dass das Bonusmaterial, das dem Sonderalbum „Schlechte Träume“ hinzugefügt war, hier nicht zum Abdruck kommt. Vielleicht aber kommt dies noch in späteren Ausgaben der Gesamtausgabe.
Band 1: Die Stadt der tosenden Wasser
Wie bereits erwähnt, gelingt Kombul erneut die Flucht und dieses Mal geht es in das New York von 1986, das so ganz anders ist, als es wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Eine Flutkatastrophe, ausgelöst von der Explosion eines Wasserstoffbombenlagers am Nordpol, löst das dunkle Zeitalter der modernen Menschheitsgeschichte aus. New York versinkt im Wasser und dort nun soll Valerian nach Kombul suchen. Nicht lange und er steht auf aussichtslosem Posten, doch zum Glück ist ihm Veronique ohne Auftrag gefolgt und zusammen machen sie sich daran, die Sache aufzuklären.
Dieser Band ist nun deutlich ernsthafter und auch bereits besser gezeichnet. Viele Elemente der Serie sind bereits zu erkennen. Auf jeden Fall war dies ein gelungener Start der Serie.
Band 2: Im Reich der tausend Planeten
Mit Band 2 erhält die Reihe ein fortan bestimmendes Element: Nicht länger wird statisch durch die Erdgeschichte gereist, sondern mittels eines Zeit-Raum-Schiffs. Im fernen Sternenreich, das aus über tausend sehr dicht stehenden Planeten besteht, müssen die beiden Raum-Zeit-Agenten herausfinden, wer die Drahtzieher dieses Imperiums sind. Doch als sie schließlich auf die Hintermänner des Imperiums stoßen, erleben die beiden eine riesige Überraschung. Die Geschichte ist nun sehr typisch für den Stil der Reihe: In sehr phantastischer Weise erlebt der Leser nun die Abenteuer der Helden, die sich mit fremden Wesen und Gebräuchen auseinandersetzen müssen. Und wie immer hat Veronique das bessere Händchen für diese Art von Kontakt.
Alle drei Alben sind Spiegel der Zeit, in der sie entstanden sind. Dennoch waren einige der Elemente prägend für die Comicszene. Ein gelungener Beginn dieser Gesamtausgabe, die höchstwahrscheinlich auf 7 Bändeausgelegt ist.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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