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Serie/Reihe: Valerian & Veronique - Band 3, 4, 5
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Valerian und Veronique sind Raum-Zeit-Agenten und als solche reisen sie nicht nur durch die Zeit, sondern müssen auch geheimnisvolle Phänomene klären oder auch Routinearbeit erledigen. In den folgenden drei Bänden der wirklich schön gestalteten Sammlerausgabe der Serie bekommt man nun Letzteres geboten. Drei Planeten stehen im Zentrum der Geschichten, doch alle drei sind vollkommen unterschiedlich. Zum Inhalt später mehr, aber so viel sei gesagt: Man bekommt einen guten Eindruck davon, was für Geschichten diese Reihe erzählen will.
Dem Band vorangestellt ist wieder ein sekundärliterarischer Teil, verfasst von Stan Barets, der dieses Mal auf neun Seiten sich mit Pierre Christin und dem Zeitbezug der Serie beschäftigt, doch einen besonderen Raum nimmt der alternative Beginn des Bandes „Die Vögel des Tyrannen“ ein, den Zeichner Jean-Claude Mézières verworfen hatte. Es ist immer interessant, wenn sich Zeichner so in die Karten sehen lassen.
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Interessant ist ein Vergleich der Sammlerausgabe mit der deutschen Erstausgabe der Einzelbände aus den späten 1970er Jahren. Die moderne Technik ermöglicht eine deutlich bessere Umsetzung und sowohl Lettering als auch Papierqualität und Druck zeugen davon, dass der Fortschritt in diesen über 30 Jahren nicht stillgestanden hat. Im Vergleich eines Panels sieht man den Unterschied sehr deutlich, aber auch, dass die Übersetzung so gut war, dass man sie nicht ändern musste.
Inhalt:
Band 3: Das Land ohne Sterne
Die beiden Schöpfer der Reihe wenden sich nun einem der klassischsten, aber auch unrealistischsten Themen der SF zu: der Hohlwelt. Unter größten Schwierigkeiten gelingt es den beiden Helden, in diese vorzudringen, und sie erleben eine phantastische Welt, die sich jedoch im permanenten Krieg befindet. Es kämpfen zwei Seiten verbissen gegeneinander und Valerian und Veronique trennen sich, um zu den Zentren der beiden Mächte vorzustoßen. Dort erleben sie eine böse Überraschung, denn das eine Reich ist matriarchalisch, das andere patriarchalisch verwaltet und beide Seiten verachten einander. Geschickt spielt der Autor mit den Geschlechterrollen und das Ganze wird zur Farce. Für Humor sorgt aber auch der Beginn, in dem Valerian und Veronique verschiedenste Kolonien besuchen und es den Helden nach zu starkem Alkoholgenuss (man muss ja all die lokalen Köstlichkeiten probieren) immer schwerer fällt, die Contenance zu behalten.
Band 4: Willkommen auf Alflolol
Im nächsten Band wird die Reihe zum ersten Mal politisch - eine inhaltliche Richtung, die noch wichtiger werden wird. Ein Volk kehrt nach einer 4000 Jahre währenden Reise zu seinem Heimatplaneten zurück, doch unglücklicherweise ist die vermeintlich herrenlose Welt vor 200 Jahren von Terranern besiedelt worden. Mehr noch, Technorog ist nun der reichste Planet des irdischen Imperiums. Doch nun wird sie von deren Urbewohnern "heimgesucht" und für die Menschen stellt sich die Frage: Was mache ich mit den Fremden, die sich nicht unterordnen wollen und über unangenehme Kräfte verfügen, die es ihnen immer wieder ermöglichen, sich den High-Tech-Mitteln der Menschen zu entziehen. Die Geschichte ist voll von Metaphern auf Kolonisierungs- und Integrationspolitik, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Auch nach 40 Jahren ist diese Geschichte noch brandaktuell.
Band 5: Die Vögel des Tyrannen
Viel ernsthafter ist nun diese Geschichte: Ein rätselhaftes Phänomen lässt das Raumschiff der Helden abstürzen und Valerian und Veronique finden sich auf einer kargen Welt wieder, auf der die Angehörigen verschiedenster Völker ein Sklavendasein führen. Der von allen nur „Tyrann“ genannte Herrscher scheint alles zu sehen und jeden Widerstand sofort im Keim zu ersticken. Dabei hilft ihm ein gewaltiger Schwarm von fliegenden Bestien, die alles stets genau im Auge haben. Doch Valerian und Veronique geben nicht auf und sind fest entschlossen, das Rätsel des Tyrannen zu lösen. Die Geschichte ist düster und die bislang ernsthafteste. Doch es zeigt sich, dass auch dieses Konzept aufgeht. Tatsächlich war diese ernsthafte Comic-Science-Fiction-Geschichte wegweisend für die Comic-Kultur, denn bis dato wurde Science Fiction meist nur humorvoll und leicht bekömmlich verarbeitet.
Innerhalb dieser drei Alben entwickelt sich die Serie in die Richtung, die in den folgenden Bänden den Ruhm der Serie begründete: Eine gelungene Mischung aus Phantastik und Science Fiction mit einer perfekt ausgewogenen Mischung von Humor und Ernsthaftigkeit.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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