Reihe: Perry Rhodan Neo, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
In Band zwei der neuen Perry Rhodan-Taschenheftserie überschlagen sich die Ereignisse: Nachdem die STARDUST in der Wüste Gobi gelandet und eine Basis errichtet wurde, bleibt eine Reaktion des chinesischen Reiches nicht aus. In Person von General Bai Jun taucht ein Widersacher Rhodans auf, den man nicht nur in diesem, sondern auch in den nächsten Bänden von PR Neo zu schätzen lernt. Mit Bai Jun entwickelt sich ein wunderbar charakterisierter und auf seine Art auch sympatischer Gegenspieler, der mit seinem Stil und seiner noblen Art an die alten Feinde James Bonds erinnert. Dr. No ist da ein gutes Beispiel hierfür. Bai Jun befiehlt nach seiner Ankunft in der Wüste sofort die Einstellung des in seinen Augen sinnlosen Beschusses der Schutzschirmkuppel über Rhodans Rakete und sinniert über subtilere Mittel, der arkonidischen Technik und des Ausserirdischen Crests habhaft zu werden. Der von ihm angeordnete Tunnelbau dient jedoch nur dazu, die Truppen und den chinesischen Generalsekretär zu beschäftigen. Jun wartet auf einen Fehler Rhodans, den er als gleichwertiges Gegenüber sieht - und nicht als niederen Verbrecher und Verräter, wie es der Rest der Welt zu halten scheint.
Der amerikanische Präsident hingegen hat ganz andere Ziele. Nicht die modifizierte STARDUST reizt ihn nicht - auch allein der Tatsache wegen, keinen unnötigen Konflikt mit den Chinesen zu beginnen. Viel mehr interessiert ihn das Mutterschiff auf dem Mond und so lässt er eine weitere Mission zum benachbarten Himmelskörper starten, mit dem Ziel, die AETRON zu kapern.
Weite Teile des Romanes beschreiben die Flucht von Allan D. Mercant durch amerikanische Landschaften, sozusagen auf einem Road Trip zusammen mit der Truckerin Iga "Wonderbra" Tulodziecki. Zwar kann sich hier Montillion vor ein- oder zweideutigen Kommentaren hinsichtlich der körperlichen Ausstattung von Iga kaum mehr retten, jedoch gelingt ihm durch diese Nebenhandlung dem Leser ein buntes Bild der aktuellen Gesellschaft und Gefühlslage des Amerikas 2036 nahe zu bringen. Neben meinem heimlichen Lieblingscharakter Bai Jun ist dies ein Highlight des Roman.
Thora zeigt sich in Band 2 recht schnell von ihrer kompromisslosen Seite, denn nach einem versuchten Angriff auf ein Beiboot der AETRON fackelt sie weite Teile der anwesenden chinesischen Armee in Gobi einfach ab. Das Rhodan zeitgleich immer wieder die Friedfertigkeit der Arkoniden betont, mag hier wie Hohn klingen - auch wenn Montillion Bully im Zorn beben lässt, so bin ich gespannt, wie dieser Widerspruch aufgelöst werden kann. Persönlich bin ich ja der Meinung, das es keine größere Rolle mehr spielen wird - das wäre zumindest im Sinne von K.H. Scheer.
"Utopie Terrania" verfolgt weiter das Ziel, die Geschichte der Perry Rhodan Serie modern weiter zu erzählen - und verlässt dabei kaum bekannte Fahrspuren. Ich bin gespannt, wann diese verlassen werden, um sich von der Mutterserie mehr zu emanzipieren. Potential hat die Reihe, allen Unkenrufen - teils auch heftig von ehemaligen Autoren - zum Trotz. Wichtig ist doch: sie macht wirklich Spass!