Serie: Science Fiction Klassiker Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Ufo am Nachthimmel (von 1955)
Der Physiker James Freema staunt nicht schlecht, als sein Freund Mike Conney ihn mitten in der Nacht anruft und ihm von einer Ufo-Sichtung berichtet. Zusammen mit Freemas Freundin Anne fahren sie zu der Sichtungsstelle und entdecken ein scheibenförmiges UFO, welches hier notgelandet ist. Auch einen Überlebenden des Absturzes gibt es - der Ausserirdische Ker Ga erklärt ihnen, dass die Menschen schon seit längerem von ihnen beobachtet werden (auf der Rückseite des Mondes gibt es eine entsprechende geheime Station) und er auf solch einer Beobachtungsmission eben einen Absturz erlitt.
Mittels eines Fernsehtechnikers aus dem nahegelegenen Ort, Jules Durant, kann das Schiff wieder repariert werden und zu fünft macht man sich nun auf, die Welt ausserhalb der Atmosphäre zu erkunden. Dabei lernen die vier Menschen viel über die Vergangenheit ihrer Rasse, die Herkunft der Pyramiden, der Atlantissage und einges mehr wird erklärt. Da es Ker Ga eigentlich verboten ist, Kontakt mit Menschen aufzunehmen, wird den Freunden untersagt, wieder auf den Planeten zurückzukehren - stattdessen müssen sie die Reise zum Heimatplaneten der Ausserirdischen antreten, wo der Herrscher dieses Volkes über ihr Schicksal entscheiden soll. Dieser jedoch freundet sich mit den Menschen an, eine Rückkehr wird ihnen jedoch versagt.
Erst als sie einen Aufstand einer Rebellengruppe niederschlagen, die das Ende des Regenten bedeutet hätte, dürfen James und Anne zur Erde zurückfliegen. Mike hat sich hingegen in eine Ausserirdische verliebt und bleibt auf der fremden Welt und Jules starb tragischerweise bei dem Aufstand.
Die Zeitlosen (von 1961)
Die erste Marsexpedition erreicht den roten Planeten und sollte eigentlich unseren Nachbarn nur kartographieren. Aufgrund eines Meteoritenschadens müssen sie jedoch notlanden. Schnell entdecken sie, dass der Mars nicht so einsam ist, wie man sich das vorgestellt hat. Neben zerbombten, uralten Städten lernt man auch Mutal kennen, der sich als letzter Marsianer, inmitten einer Kolonie von Erdlingen aus Atlantis lebend, vorstellt.
Erstaunt stellen die drei Raumfahrer fest, das Mutal allein durch Gedankenkraft Materie erschaffen kann - jedoch wird das Spiel mit ihrem vermeintlichen Gönner immer undurchsichtiger und als sie den Aufstand wagen, zeigt Mutal sein wahres Gesicht. Erstaunt hören die Menschen, dass er und andere seiner Gruppe gegen eine feindliche Kriegsflotte vor langer langer Zeit kämpften. Diese Kriegsflotte wurde besiegt und strandete auf der Erde - woraus die Menschheit hervorging.
Mutal und seine Kameraden, Energiewesen aus einer "vierten Dimension" wollen nun, da die Menschheit den Schritt ins All gewagt und mittels des Atomantriebs ihrer Rakete die Kraft in den Leibern der energetischen Lebewesen geweckt haben, nun die alte Rechnung begleichen. Sämtliche Atomsprengköpfe auf der Erde sollen gleichzeitig zur Explosion gebracht werden - die Vernichtung des blauen Planeten soll ebenso die Menschheit von der Oberfläche tilgen als auch genügend Energie für die Rückkehr der Energiewesen in deren "Hyperraum" liefern.
Es folgen spannende Wochen, in denen das Schicksal der gesamten Menschheit buchstäblich auf Messers Schneide steht - zudem spitzt sich der Ost-West Konflikt immer weiter zu. Als Retter der zum Untergang verurteilten Menschheit entpuppen sich erstaunlicherweise diejenigen, die dies alles initiiert haben - und so schliesst sich der Kreis wieder
Die Reihe "Science Fiction Klassiker" widmet ihren ersten Band einem der Pioniere der deutschen Science Fiction - die Veröffentlichung überschnitt sich tragischerweise auch noch mit seinem Tod. In dem gebundenen Buch werden zwei grundsätzlich verschiedene Geschichten aus Walter Ernstings Laufbahn gegenüber gestellt, ich persönlich finde die Auswahl der beiden äusserst interessant und gelungen. Dieser Meinung liegen mehrere Punkte zugrunde.
Zum einen ist Ufo am Nachthimmel, eine Story die Walter Ernsting als Übersetzung des amerikanischen Schriftstellers Clark Darlton an den Moewig-Verlag verkaufen konnte, nicht gerade das, was man sich unter der schriftstellerischen Fähigkeit von Darlton vorstellt. Der Satzbau liest sich oft etwas verquer und die ganze Geschichte hat einen anrührenden naiven Charakter, der nicht nur die etwas ungeschickte Art der SF in den Fünfzigern, sondern auch das damals vorherrschende Weltbild wiederspiegelt. Alles ist etwas frauenfeindlich, Raumschiffe werden durch einfache Fernsehtechniker repariert und grundsätzlich herrscht ein gesunder Militarismus v?r.
Ganz anders ist die nur sechs Jahre später entstandene Geschichte Die Zeitlosen zu lesen. Auch hier werden die Grundideen von Atlantis und der Herkunft der Menschen aufgegriffen - ebenso wie in der Vorgeschichte ist die Herkunft ein kriegerischer. Jedoch ist neben der flüssig geschriebenen und nun mit logischen und interessanten Dialogen versehenen Story die Zielrichtung eine völlig andere. Nicht der Krieg scheint das Ziel der Menschheit zu sein - natürlich wird diese Grundidee auch in der ersten Geschichte verwendet, jedoch geht sie im Getöse fast unter - sondern die friedliche Erforschung des Weltraums einer geeinten Menschheit.
Von der Grundstruktur sind beide Geschichten gleich, jedoch hat sich neben dem Schreibstil die Richtung des Denkens verschoben - eine interessante Entwicklung, die gerade bei diesen so ähnlichen Werken sichtbar ist. Insofern muss man readersplanet nicht nur zur gelungenen Aufmachung des Buches sondern auch zur glücklichen Hand zur Auswahl der Werke gratulieren. In "Science Fiction Klassiker" Band 1 findet sich ein Stück Zeitgeschichte der deutschen SF - etwas was in keinem Bücherregal fehlen sollte
Meine Bewertung: 8 von 10 Punkten