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Andreas Eschbach hat mit Der letzte seiner Art einen Thriller geschrieben, wenn man denn als Leser der Verlagsankündigung glauben schenken will. Nun sollen ja solche Ankündigungen zum einen zur Orientierung der Leserschaft und zum anderen als Kaufanreiz dienen. Die Ankündigung einen SF-Roman in den Händen zu halten, wäre diesem Roman genauso gerecht geworden. Allerdings verkaufen sich SF-Romane momentan schlecht und im Hardcover erst recht. Selbst der Name Andreas Eschbach dürfte mit solch einer Genreeinordnung nicht die anvisierten Verkaufszahlen erreichen.
Eine Verquickung der Genres SF und Thriller ist längst keine Ausnahme mehr. Amerikanische Spitzenautoren veröffentlichen bereits seit Jahren sehr erfolgreich Krimis/Thriller mit phantastischen Elementen. Nichts anderes hat Andreas Eschbach getan und steht damit im Regal neben Autoren wie Michael Crichton genau richtig.
Die gesamte Romanhandlung wird aus der Sicht der Hauptfigur Duane Fitzgerald geschildert. Im Tagebuchstil läst dieser die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren. Tagen, in denen sich sein beschauliches Rentnerdasein radikal verändert hat.
Fitzgerald ist ein echter Cyborg, ein Soldat der Zukunft, geschaffen für eine neue Art von Kriegsführung. Aufgerüstet mit etlichen technischen Spielereien wie ein künstliches Auge, verstärkter Skelettstruktur und einem Turboherzen dürfte er auf der Wunschliste jeden Militärs ganz oben stehen.
In einem geheimen Sonderprogramm wurde in den USA eine Spezialeinheit gebildet, die genau den aktuellen militärischen Planspielen entspricht. Einige amerikanische Soldaten, die über die notwendigen körperlichen Voraussetzungen verfügten, wurden nach und nach mit der neuesten Technik ausgestattet. Äußerlich unverändert ähneln sie innerlich kaum noch einem Menschen.
Nun könnte der Leser dieser Zeilen denken, dass Andreas Eschbach einen Militärroman verfasste und sich uninteressiert abwenden. Dem ist aber mit Nichten so.
Eschbach stellt seinen Supersoldaten als wandelnden Schrotthaufen dar. Gleich zu Beginn plagt sich der wohl teuerste Soldat der Welt mit einem umfassenden Systemausfall, dem er nur mit einer blutigen Notoperation begegnen kann. Dem Leser wird im ersten Kapitel vor Augen geführt, dass der eigentliche Held einem kompletten Betriebsstillstand sehr nahe ist. Die technischen Aufrüstungen hinterließen im Verlaufe des menschlichen Alterungsprozesses ihre Spuren. Nicht nur die menschliche Komponente verliert z. B. an Muskelspannung, sondern auch die technische Komponente verfügt keinesfalls über eine jahrzehntelange Betriebsdauer.
So entbehren die Versuche seinen Körper in "Form" zu halten und zu reparieren nicht einen gewissen Sinn für schwarzen Humor. Eschbach Cyborgs wird als ein Wesen mit einer Menge Unzulänglichkeiten dargestellt. Duane ist genau das Gegenteil von einem Wesen wie Terminator oder dem hier oft zitierten 6-Millionen-Dollar-Mann. Gerade dadurch ist der Roman so lesenswert und hebt sich von der oft vorhandenen Technikgläubigkeit Eschbachs amerikanischer Schriftstellerkollegen ab.
Fitzgeralds Rentnerdasein in einem kleinen irischen Fischerdorf, wird jäh gestört, als jemand ihm völlig unbekanntes sich offen nach ihm erkundigt. Während eines Treffens, welchem Fitzgerald nur widerwillig zustimmte, wird dieser Mann dann erschossen. Wäre dies nicht schon schlimm genug, so scheint das Dorf mit einem Male von Agenten zu wimmeln, die ihm sehr auffällig unauffällig beschatten. Es entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel in dem es letztlich darum geht, ob Fitzgerald eine Flucht aus den Fängen seiner Erschaffer versucht, oder sich deren Plänen unterwirft.
Andreas Eschbach beendet seinen teilweise sehr rasant verfassten Roman mit einer konsequenten und glaubwürdigen Entscheidung. Mit vielen vergleichbaren Romanen oben erwähnter Autoren hat dieses glücklicherweise kaum etwas gemeinsam. Der Roman endet somit in sich stimmig.
Der letzte seiner Art - Rezensionsübersicht