Serie/Zyklus: ~
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Lieutenant Donal Riordan ist im Jahre 6604 Polizist in der Stadt Tristopolis. Wer mit dem Stadtnamen nichts anfangen kann, der ist mit der restlichen Stadt und der übrigen Welt ziemlich überfordert. Oder er schafft es, sich einzulesen und die Welt so zu nehmen, wie sie uns John Meaney Stück für Stück vorstellt. Es beginnt damit, dass Lieutenant Donal Riordan das Polizeipräsidum aufsucht. Die Wächter des Präsidiums sind riesige Wölfe, die Namen wie FenSieben u. ä. tragen. Der Empfangschef ist Eduardo, ein Wesen, das nicht nur am Schalter sitzt und dessen Oberkörper eindeutig menschlich ist. Der Rest des Wesens ist der Schalterbereich. Oder gar der Aufzug. Ein Geist namens Gerti ist es, der die Benutzer des Fahrstuhls nach oben oder unten befördert. Endlich beim Commisioner Aarhenius Vilnar angekommen, erhält Donal den Auftrag, die berühmte Diva Maria daLivnovas zu beschützen. Die berühmte Opernsängerin kommt in die Stadt und wird hier auftreten. Hintergrund für den Auftrag sind Morde und Knochenraub an anderen Künstlern. Die Betonung liegt auf Knochenraub. Denn die Knochen sind es, die mit ihrer Kraft dazu genutzt werden, Energie für die Stadt Tristopolis zu liefern. Und die Künstlerknochen sind noch etwas ganz Besonderes.
Um es kurz zu machen: Lieutnant Donal Riordan vermasselt den Job. Die Diva wird ermordet, Donal wird schwer verletzt. Noch im Krankenhaus wird er von einer Spezialeinheit angeworben, die den Mord an der Diva und ähnlich gelagerte Morde aufklären soll. Eine Verschwörung über zwei Kontinente hinweg scheint im Gang zu sein. Und Donal verliebt sich in seine untote Chefin Laura Steel.
Was jetzt folgt, ist eine Verschwörungstheorie reinsten Wassers. Laura und ihre Truppe, ergänzt durch Donal, sind auf der Suche nach Hinweisen und Antworten auf eine Unmenge von Fragen, und sie müssen bald feststellen, dass innerhalb der Polizei ein Leck ist und der "Schwarze Zirkel" ihnen irgendwie einen Schritt voraus zu sein scheint.
Das Sondereinsatzkommando mit seinen seltsamen Mitgliedern, dem Freigeist Xalia, Harald Hammerfest mit seinem Knochenmotorrad und all den anderen, ist sehr seltsam. Nichtsdestotrotz ist es aber auch hochinteressant. John Meaney nimmt uns mit auf eine Reise in eine überraschende Welt. Diese Welt ist ungewöhnlich und schier unmöglich. Hexen, Magier und ähnliches gibt es da genauso wie Untote, Riesenwölfe und Feen. Was wir an modernen Geräten kennen, wird in dieser Welt von Geistern, Feen und anderen übernommen. Vor allem im Bereich der Medizin, wo Feen die Aufgabe von Überwachungsgeräten übernehmen. Ich glaube, John Meaney wird nächstes Jahr bei der Vergabe des Kurd-Laßwitz-Preises eine große Rolle spielen. Und das Schöne: Das Ende ist offen, es kann noch eine Fortsetzung geben.
Um es einmal deutlich zu sagen, weil die Zeichner immer ein wenig hinten runterfallen bei Besprechungen: Das Titelbild, gezeichnet von Franz Vohwinkel, entspricht ganz der Stimmung des Buches und ist hervorragend gelungen. Ich kenne den Zeichner nur von seinen Titelbildern für Battletech und Mechwarrior, die sehr gut gelungen waren. Mit diesem 'artfremden' Bild zeigt er, dass er auch anderes zeichnen kann. Der Titel "Tristopolis" mag zwar gut erscheinen, doch mit "Knochengesang", wie im Original, wäre das Buch wesentlich treffender bezeichnet.