Titel: Der Todeskuss Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Venedig, die Stadt der Kanäle, der Marcus-Platz, die Seufzerbrücke. Gibt es etwas Besseres als diesen Ort für eine Schauergeschichte um Liebe, Verrat und Vampire? Die sagenhafte Lagunenstadt mit ihren stinkenden Wasserstraßen und den bröckelnden Fassaden bietet mit ihrem morbiden Charme des schleichenden Untergangs die beste Kulisse. Marcus Sedgwick schafft es in nur wenigen Sätzen, den Leser in die Stadt und im Labyrinth der schmalen Kanäle in die Falle zu locken. Die Falle ist in diesem Fall die Geschichte von Marko, der seinen Vater sucht.
Marko erhält einen geheimnisvollen Brief, der ihm berichtet, dass sein Vater in der italienischen Lagunenstadt an der Mündung des Po in Gefahr schwebt. Vor sechs Monaten verließ der Arzt die Familie in Piran, nur um sich jetzt zu melden. Also nimmt Marko die beschwerliche Reise auf sich, um in Venedig nach seinem Vater Alessandro zu suchen. Derweil bleiben seine Mutter und die acht Geschwister zurück. Auf der Reise trifft er auf das Mädchen Sorrel Bellini. Sie wartet auf ihn im Weißen Löwen (Leon Blanco). Das Mädchen hat ein Problem mit ihrem Vater Simono. Er ist erkrankt und lediglich Markos Vater wäre in der Lage, den seltsamen Irrsinn zu heilen. Also noch ein Grund mehr, um Markos Vater schnell zu finden. Was sie nicht wissen, ist, dass die Suche gefährlich, ja lebensgefährlich, ist. Unterwegs treffen die zwei auf einen seltsamen alten Mann, der mit einem Schwert umgeht, als nännte er unmenschlich übernatürliche Kräfte sein Eigen. Von ihm erfahren sie die Wahrheit hinter den seltsamen Ereignissen: Die Schattenkönigin versammelt alle Vampire um sich. Ihr Ziel, die Welt zu unterjochen und sich zur unumschränkten Herrscherin auszurufen. Doch bis dahin ist es noch weit, denn erst einmal werden sie von Nicolo Bruno festgenommen und wegen Raub, Betrug und Mord eingekerkert. Aber es kommt noch besser. In der Nähe von Venedig ist die Insel der Glasbläser und dort werden anscheinend Glaszähne hergestellt. Nur für welchem Zweck? Und was hat das Ticana zu bedeuten, das sich darin befindet?
Marcus Sedgwick schrieb einen wunderbaren, wahrlich abenteuerlichen und fesselnd geschriebenen Abenteuerroman. Er greift das Thema Vampire auf, kommt aber zu einem ganz anderen Schluss. Es hebt sich damit sehr schön von all den anderen Vampirromanen ab, die zur Zeit auf dem Markt sind. Da das Buch zudem ein Jugendbuch ist, ist es auch entsprechend ausgerichtet. Trotzdem ist es selbst für erwachsene Leser geeignet. Die Atmosphäre dieses Romans, der irgendwo in der Vergangenheit spielt, ist durchaus gelungen beschrieben. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt in Venedig: das Leben, die Bewohner, die Stadt selbst. Alles findet seinen Platz in dieser Erzählung. Ein wundervolles Buch für Kinder ab 10 Jahren, eventuell auch jünger.