Reihe: Anna Strong, 4. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Anna Strong versucht ein so normales Leben zu führen, wie es unter Menschen möglich ist, wenn man selbst als Vampir leben muss. Wie dies funktionieren soll, wird sich erst noch erweisen. Anna ist gerade einmal seit sechs Monaten eine Vampirin. In dieser Zeit brannte ihr Haus bis auf die Grundmauern nieder. Avery entführte ihren besten Freund und Geschäftspartner, der dabei fast getötet wurde. Sie hat eine Nichte, die von ihrer eigenen Mutter an Männer verkauft wurde, und andere Dinge mehr. Unter das "mehr" fällt auch der Umstand, dass man ihr Lügen auftischte. Fast alles war gelogen. Ihr fehlt es an Erfahrung, wie sie sich verhalten soll. Ein Problem stellen natürlich ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen dar. Etwa Einladungen zum Essen muss sie immer irgendwie umgehen. Das Doppelleben führt dazu, dass Anna an anderen Stellen Einschränkungen hinnehmen muss: etwa, kein Speigelbild zu haben, um die blonde Frisur oder die grünen Augen zu bewundern. Sie kann aus nahe liegenden Gründen nicht mehr für Chief Williams arbeiten. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich selbstständig zu machen. Das trifft sich gut, denn Gloria Estrelle, Modell und Schauspielerin, die Ehemalige von Annas Partner, beschäftigt die Privatermittlerin. Gloria hat Mist gebaut und sucht jemanden, der für sie die Kastanien aus dem Feuer holt und alles wieder einrenkt. Und Gloria hat etwas, worum sie von Anna nicht beneidet wird. Anna hat Angst. Also erst einmal etwas ganz Normales, denkt Anna. Gloria hat als Geschäftspartner für ein Restaurant mit dem süffigen Namen Glory's den Milliardär und Luxussammler Rory O'Sullivan gefunden. Er ist das Problem: Er erpresst Gloria. Doch dann kommt Sandra. Sie behauptet, Averys Witwe zu sein, und will ihr rechtmäßiges Erbe antreten. Nach altem Vampirrecht fiel dies jedoch an Anna. Vampire und Menschen sind schon schwierig unter einen Hut zu bekommen. Bei Vampiren und Werwölfen sieht es noch schwieriger aus.
Der Leser erfährt in der vierten Erzählung ein wenig mehr über die Geschichte und den Mythos von der Erschaffung der Blutsauger. Doch das ist eher nebensächlich. Die Geschichte an sich beginnt recht einfach. Anna steht immer mit einem Bein im Fettnapf, der Ärger bedeutet. Sie braust leicht auf, es mangelt ihr an Selbstbeherrschung. Allerdings scheint sie auch nicht recht zu wissen, was sie will. Ihre Gedanken sind ein offenes Buch für die Leser, da diese haarklein erzählt werden.
Der vorliegende Krimi ist nicht schlecht geschrieben. Jeanne C. Stein versteht es, den Leser zu unterhalten und an das Buch zu fesseln. Dabei greift die Erzählerin Anna Strong immer wieder Begebenheiten aus den vorhergehenden Bänden auf, so dass es nicht verkehrt ist, die ersten drei Bände ebenfalls gelesen zu haben. Dennoch, der Roman ist in sich abgeschlossen und kann für sich allein gelesen werden. Ehrlich gesagt, das Buch kommt vier Monate zu früh. Da es mit dem Weihnachtsfest endet, hätte es gut im Dezember erscheinen können, vor allem wegen des traurig-kitschigen Endes.