Serie: Star Trek Titan Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Lange hat es gedauert, bis Commander William T. Riker, seines Zeichens Erster Offizier an Bord der USS ENTERPRISE, seine Beförderung zum Captain akzeptiert hat. Sein Job an der Seite von Captain Picard war ihm immer abwechslungsreicher vorgekommen. Am Ende des Films STAR TREK: NEMESIS hat Riker das Kommando über die USS TITAN angenommen. Dort sollte er zusammen mit seiner Frau Deanna Troi Dienst tun.
Der Auftakt der Buchserie um die Abenteuer des Raumschiffs TITAN beginnt rund zwei Monate nach den Ereignissen um Romulus. Eigentlich soll das Schiff der brandneuen Luna-Klasse mit einer sehr bunt zusammengewürfelten Crew aus Aliens und Menschen zu einem längerfristigen Forschungsauftrag aufbrechen, aber die Sternenflotte hat andere Pläne. Der neue Captain der TITAN soll eine Hilfsaktion mit diplomatischem Hintergrund leiten, die nach Romulus führen soll. Der neue Praetor hat die Föderation um Hilfe gebeten. Es scheint fast so, als ob man durch diesen Wink einen langfristigen Frieden sichern könnte.
Doch die romulanischen Führer sind untereinander zerstritten. Der Tod von Shinzon hat ein Machtvakuum hinterlassen, das die gegnerischen Parteien für ihren Vorteil ausnutzen wollen. Aber damit nicht genug. Auch die lange unterdrückten Remaner wollen sich ihre Rechte erstreiten. Hinzu kommt dann noch eine Gruppe von Romulanern, die die Wiedervereinigung mit Vulkan propagiert und von Botschafter Spock geführt wird.
Riker und sein Hilfskonvoi, der von klingonischen Einheiten geschützt wird, gerät mitten in diese prekäre politische Situation, die sich noch dramatisch zuspitzt, als die Remaner die Initiative ergreifen ...
Einige Zeit war es in Deutschland ruhig um die Buchreihe von STAR TREK. Nachdem der Heyne Verlag vor einiger Zeit die Reihe komplett aus dem Programm genommen hatte, war die Zukunft der deutschsprachigen Romane zur TV-Serie fraglich. Erst als das Label Cross Cult, eine Unterabteilung von Amigo Grafik, Anfang 2008 bekannt gab, dass man mit STAR TREK: VANGUARD eine neue Reihe starten wollte, sah es wieder positiver aus. Was als Testballon begann, entwickelte sich schnell zu einer guten Sache. Normalerweise bringt Cross Cult eigentlich sehr gut gemachte Comics wie beispielsweise HELLBOY auf den Markt. Aber mit den STAR TREK-Romanen hat man sich ein Standbein auch im Romanbereich geschaffen.
Die zweite Reihe, die man im November 2008 gestartet hat, beschäftigt sich mit den Abenteuern von Captain Riker und seiner TITAN. Dabei legte man bei der Schaffung der Serie in den USA im Jahr 2005 Wert darauf, alte Werte von STAR TREK wieder aufleben zu lassen. Nach vielen Jahren des Krieges sollte nun wieder der eigentliche Forschungsauftrag der Sternenflotte im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund handelt es sich bei der TITAN nicht um ein Kampfschiff im engeren Sinn, sondern vielmehr um eine Forschungseinheit, die sich auch zuwehren weiß.
Um dem Leser einiges zu bieten, würfelte man eine bunte Besatzung zusammen, die mit jeder Menge Angehöriger exotischer Völker aufwartet. Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass man mit der Einführung eines homosexuellen Charakters etwas verwirklicht hat, was für die TV-Serien schon zu Lebzeiten von Gene Roddenberry im Gespräch war, aber nie umgesetzt wurde.
Der Roman von Michael A. Martin und Andy Mangels ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Pilot für die neue Serie. Die Handlung kommt nur etwas schwer in Fahrt, wird aber in der zweiten Hälfte etwas rasanter. In der ersten Hälfte des Romans legen die Autoren sehr viel Wert auf die Beschreibung der neuen und alten Hauptcharaktere. Dies ist auch anfangs interessant, doch irgendwann wünscht man sich, dass der Roman mal etwas mehr in Fahrt kommt. Aber spätestens nachdem man beschlossen hat, einen Agenten der Föderation aus den Fängen des Tal Shiar zu befreien, kommt man so langsam in Fahrt. Das Auftreten der Remaner treibt die Handlung dann zur Spitze. In Erwartung des nächsten Highlights wird der geneigte Leser dann etwas im Regen stehen gelassen, denn Eine neue Ära endet mit einem Cliffhanger, der im nächsten Roman mit dem Titel Der Rote König weitergesponnen wird. Danach wird auch klar, warum dieses Buch so behäbig begonnen hat. Wenn man von vornherein einen Zweiteiler konzipiert, kann man sich mit einigen Handlungssträngen Zeit lassen.
Sicher, der Leser, der nicht soviel mit STAR TREK am Hut hat, wird sicher Gefallen an Eine neue Ära finden. Doch so richtig Spaß hat man eigentlich nur mit ihm, wenn man sich etwas mit der Serie auskennt. Die Autoren streuen überall kleine Hinweise auf die TV-Serien ein. Das geht von offensichtlichen Auftritten wie dem von Spock und Tuvok bis hin zur Einführung von Besatzungsmitgliedern der TITAN, die mal in einer Folge der Serien aufgetreten sind. Dies zeigt zwar, dass die Autoren sich intensiv mit der Materie auseinandergesetzt haben, ist aber gegenüber den „normalen“ Lesern teilweise etwas ungerecht.
Auch an einige Kleinigkeiten bei der Übersetzung muss man sich gewöhnen. Als alter Leser mag man den brillanten Stil von Andreas Brandhorst gewohnt sein, aber Stephanie Pannen braucht sich nicht hinter ihm zu verstecken. Auch wenn aus Starfleet wieder die Sternenflotte wurde und der Ton unter den Besatzungsmitgliedern der TITAN teilweise etwas zu locker geraten ist.
Abgerundet wird der Roman durch erklärende Artikel von Jörn Podehl und Julian Wangler, in denen die Hauptpersonen und der Hintergrund der Romanhandlung noch etwas näher gebracht werden.
Mit STAR TREK: TITAN versucht Cross Cult eine zweite Serie aus dem Universum von Gene Roddenberry wieder auf dem deutschen Buchmarkt zu etablieren. Auf den ersten Blick ist der Preis von 12,90 Euro etwas happig, aber man hat es hier mit einem kleineren Verlag zu tun, der mit diesem Roman etwas Stilvolles auf den Markt bringen will. In der Tat machen die Verarbeitung des Buches sowie die Auswahl des Papiers einen sehr guten Eindruck, ähnlich wie andere Publikationen des Verlags. Hinzu kommen noch Ausklappseiten, auf denen man einen Eindruck vom Aussehen der TITAN bekommt. Der Roman selbst hat, vor allem in der ersten Hälfte, seine Längen, kann aber über weite Strecken überzeugen. So wird er zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen, das Lust auf mehr macht.