Reihe: Thursday Next, Band 3 Eine Rezension von Martin Wagner |
Rezensenten lesen über das Jahr verteilt viele Bücher unterschiedlichster Genres und natürlich unterschiedlichster Qualität, sowohl inhaltlicher als auch handwerklicher. Bei großen Verlagen stimmt meist beides, bei kleineren Verlagen ist beides oder zumindest eines von beidem nicht immer überzeugend, beim Selbstverlag ist beides in vielen Fällen nicht so gelungen. Nicht veröffentlichte Bücher kann niemand lesen und die darin vorkommenden Geschichten und Protagonisten sind unbeachtet.
Genau in einem solchen Buch lebt Thursday Next im dritten Band der nach ihr benannten Reihe. „Im Brunnen der Manuskripte“ lautet der Titel des Buches von Jasper Fforde, das, wie auch die anderen Bücher der Reihe, in einer Neuveröffentlichung beim Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist. Wie schon bei den beiden anderen Teilen der Reihe, ist es auch hier schwierig, nicht zu viel zu verraten, wenn man das Buch zusammenfasst. Ein Blick aufs Cover gibt aber bereits einige Hinweise, wohingegen der Text auf der Buchrückseite eher nichtssagend ist, und auch nicht wirklich das beschreibt, was im Buch als Kernelement zu finden ist.
Zur Ausgangslage. Thursdays Mann und Vater ihres noch ungeborenen Kindes ist nach wie vor genichtet und Thursday hat sich, nach ihren letzten Abenteuern und den Kämpfen gegen die beiden Hades-Geschwister und der Goliath Corporation in der realen Welt in den unveröffentlichten Roman Caversham Heights zurückgezogen. Ihrer Arbeit als Jurisfiktions-Agentin in Ausbildung, also als Polizistin innerhalb der Buchwelt, geht sie immer noch nach und genau deshalb sind die ersten Monate ihrer Schwangerschaft auch nicht gerade als erholsam zu bezeichnen.
Miss Hawisham, ihre Ausbilderin aus Dickens Roman „Great Expectations“, verlangt viel von Thursday und ein ums andere Mal ist sie es, die Thursday in Gefahr bringt und nicht umgekehrt, wie man es eigentlich von Auszubildenden erwartet. Das liegt vor allen Dingen daran, dass Thursday eine Außenwelterin ist und dort schon so einiges erlebt hat.
Thursday hat es in Caversham Heights eigentlich gut, zwei Rohlinge, Romanfiguren die sich erst noch entwickeln müssen und keine Persönlichkeit und deswegen auch keine Namen haben, sind ihre zu Beginn pflegeleichten Mitbewohner, ihre Oma kommt sie hin und wieder besuchen, und eine nette Figur aus dem Roman macht ihr den Hof. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die drei Hexen aus Macbeth, die ihr ein hohes Amt prophezeien, Aornis Hades, die immer noch in ihrem Kopf ist und sie langsam dazu bringt Landen, ihren genichteten Mann zu vergessen, und eine große Verschwörung in der Buchwelt, der schon einige berühmte Figuren zum Opfer fielen und noch allen werden. Thursday hat also jede Menge zu tun und darf vor allen Dingen eines nicht tun, vergessen.
„Im Brunnen der Manuskripte“, setzt da fort, wo „In einem anderen Buch aufhörte“ und setzt damit eine der schönsten und gelungensten Reihen, die sich mit Literatur als solcher beschäftigen, fort. Jasper Fforde ist in Höchstform und schafft es gekonnt verschiedenste Genres zu vermischen. Insbesondere die ganzen Figuren aus Shakespeare überzeugen komplett und könnten kaum besser zur Geltung gebracht werden. Aber auch die anderen Figuren und Örtlichkeiten aus Büchern, die man ohne Probleme als Weltliteratur bezeichnen kann, passen hervorragend in den Roman hinein und sind weit mehr als nur Ideenraub, sie bekommen eine neue Identität. Die Geschichte selbst ist spannend von Anfang bis Ende. Man lernt viel über die Buchwelt und vor allen Dingen bekommt man die Entstehung der Bücher in der Außenwelt erläutert. An Humor fehlt es dem Buch auch nicht, vor allen Dingen die Fußnoten können in diesem Aspekt überzeugen. Außerdem finden sich am Ende des Buches einige tolle Werbeanzeigen, die das Flair der Buchwelt auch nach Abschluss des Buches noch einmal transportieren. Was soll man mehr dazu sagen, außer: Mal wieder ein klasse Buch von Jasper Fforde.
Fazit: Spannend und witzig und voller wirklich toller Figuren, ist Jasper Ffordes dritter Band der Thursday Next-Reihe, „Im Brunnen der Manuskripte“, die perfekte Fortsetzung seiner Reihe. Thursday erlebt wieder viele Abenteuer und der Leser kann tief in die Buchwelt eintauchen und wird nach der Lektüre des Buches, Bücher ganz anders sehen, aber das machte man ja auch schon nach dem ersten Band.