Reihe: Caliban & Niko Leandros, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die beiden Halbbrüder Caliban, genannt Cal, und Niko Leandros wachsen bei ihrer Mutter auf. Während Nikos Vater ein normaler Mensch ist und der Familie kurz nach Nikos Geburt den Rücken zukehrte, ist der jüngere Cal ein Halbdämon. Cal ist es daher gewöhnt, von der Dämonenseite ständig unter Beobachtung zu stehen. Ein Mischwesen, halb Mensch und halb Dämon, ist schon etwas Besonderes, vor allem wenn nicht ganz klar ist, warum sich seine Mutter mit einem Dämon einließ. Was bewog nur Cals und Nikos Mutter, sich mit einem Vertreter der dunklen Seite zu paaren? Plötzlich ist jedoch Schluss mit lustig. Die Dämonen versuchen Cals habhaft zu werden. Den Brüdern bleibt nur die Flucht, doch das ist lediglich ein Aufschub, denn ganz entkommt den Dämonen niemand. Mit Gelegenheitsjobs versuchen sie sich über Wasser zu halten, fliehen jedoch, sobald sie der Meinung sind, wieder entdeckt zu werden. Eine besondere Verbindung scheint dabei zwischen Cal und seinem dämonischen Vater zu bestehen. Die Geschwister wollen einfach nur am Leben bleiben und in Ruhe gelassen werden. Daher führt sie ihre Flucht immer wieder in Gegenden, in denen sie nicht bekannt sind und nicht gefunden werden sollten. Theoretisch.
Selbst in einer Millionenmetropole wie New York finden die Geschwister keine Ruhe. Nachdem bei einer Auseinandersetzung Niko einen der Auphe genannten Dämonen tötete, will er schnellstens wieder verschwinden. Das Vorhaben der beiden Jungs scheitert an einer kleinen, unbedeutenden Sache: dem schnöden Mammon. Er reicht nicht aus, ein Auto zu kaufen. Zum Glück gibt es Zufälle, die niemand erwartet, denn bei dem Versuch, sich ein Auto günstigst unter den Nagel zu reißen, treffen sie auf Robin Goodfellow. Der redegewandte Autoverkäufer will sich den Brüdern anschließen. Sie sind zwar zuerst dagegen, doch sind sie dann zu Dritt. Robin, ein Puck, stellt sich als Bereicherung der kleinen Gemeinschaft dar, denn er haut die beiden aus so mancher prekären Situation. Leider gelingt das nicht immer, denn der Banshee Grendel übernimmt Cal. Seitdem ist Nikos Halbbruder unterwegs und macht die Stadt unsicher. Nicht nur die Stadt, insbesondere startet er Angriffe auf Niko und seine Freunde, versucht sie zu töten. Um nicht selbst getötet zu werden, muss Niko zur Endlösung greifen und versuchen Cal zu töten. Scheinbar gibt es keine andere Möglichkeit, selbst am Leben zu bleiben.
Da die ganze Erzählung aus der Sicht von Cal erzählt wird, wird sie nicht ganz ernst erzählt. Spätestens wenn der Körper von einem Dunkling ganz übernommen wird, steigt auch der humorige Anteil. Etwa als er vor der Kloschüssel steht, seine Blase entleert und dort von seinem Chef aufgesucht wird. Hier hat die Übersetzerin Barbara Röhl gute Arbeit geleistet. Das Gleiche gilt ebenso für den schnodderigen Tonfall, der ganz gut zu einem Teenager passt. Allerdings lässt sich Rob Thurman mit der Einführung der Personen und ihrer Beschreibung viel Zeit. Gut ein Viertel des Buches benötigt sie, um ‚in die Gänge’ zu kommen, verliert dabei ein wenig das Ziel aus den Augen. Im Vordergrund steht das Geschwisterpaar und seine Gegner bleiben etwas im Dunkeln. Zwar erfährt der Leser, wer die Gegner sind - Auphe, Dämonen, Vampire, Fabelwesen eben -, doch werden diese ein wenig düsterer als zur Zeit gängig beschrieben. Hinzu kommt ein gelungenes Titelbild, das mit seinem düsteren Regenmotiv sehr gut gelungen ist.