Titel: Lucifer - Träger des Lichts Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Sam Linnfer arbeitet als Teilzeit-Bibliothekar an einem Londoner College und betätigt sich zudem als Übersetzer obskurer alter Texte. Aber hinter Sam Linnfer steckt mehr, als es der erste Anschein zeigt. Unter anderen Namen und Persönlichkeiten ist er in Frankreich als Luc Satise bekannt, in Deutschland etwa als Sebastian Teufel und in der Hölle als Satan, Fürst der Finsternis. Als unsterblicher Sohn von Vater Zeit besitzt er diese für sich im Überfluss. Sein wirklicher Name ist jedoch Lucifer. Als solcher lebt er unerkannt unter den Menschen. Das ist nicht sehr viel, was wir so auf Anhieb erfahren, macht jedoch neugierig auf die folgenden Texte. Ich hatte erst gedacht, ich hätte ein Buch in der Hand wie Grendl von Frank Schweizer, doch dem war ganz und gar nicht so. Hier geht es nicht um eine philosophische Fantasy, die eventuell noch etwas Humor versprüht. Dabei hat der Alt-Teufel Beelzebub mit seinen bunten Ringelsöckchen und seinem zerschlissenen Ornat gute humorige Ansätze.
Lucifer wird plötzlich in ein Ränkespiel seiner Brüder hineingezogen. Als ausgestoßener, unehelicher Sohn von Vater Zeit hat er sich auf der Erde eingerichtet und kommt mit den Bewohnern der Erde recht gut zurecht. Jetzt muss er sich mit seinen Brüdern beschäftigen, die sogar bis in die Hölle hinein ihre Ränke schmieden. Als Liebhaber von Freya ist er nur einer unter vielen. Trotzdem ist er erschüttert, als die Göttin der Liebe ermordet wird. Sie kam einem gefährlichen Geheimnis auf die Spur und musste dafür sterben. Lucifer, der dabei war, die Hölle etwas zu zivilisieren und den Menschen zu helfen, macht sich auf die Suche nach den Mördern.
Das Buch, und da wird man mir sicherlich beipflichten, geht mit mythologischen Figuren besser und verantwortungsvoller um als manch anderes Werk. Den Handlungsträgern hilft das jedoch auch nicht wirklich. Lucifer und all die anderen Personen sind durchaus sympathisch, ohne jedoch Tiefgang zu besitzen. Handlungsträger und Handlung laufen träge durchs Buch, zu müde, um den Leser zu animieren, die nächste Seite um-, eher schon, das Buch zuzuschlagen. Sicherlich ist die Autorin in der Lage, fesselnd zu schreiben, doch verzettelt sie sich in kleinsten Einzelheiten und versäumt vor lauter geschichtsbegeisternder Rückblicke und philospohisch-religiöser Dispute, die Handlung an sich stetig voranzutreiben. Man kann das Buch schlecht beschreiben. Ist es ein religiös-philosophisches Götterwerk, mythisches Gedankengut oder nur einfach ein etwas ausgeweiteter Reisebericht, wobei Lucifer in diesem Zusammenhang stark an Dr. Kimble erinnert, der den Leser unterhalten soll? Catherine Webb hält die Leser zu lange mit ihrer Geschichte hin, man möchte fast sagen, hält sie auf, steuert auf einen großen Knall der Auflösung hin, der dann als sanfter Windhauch sein Leben aushaucht.