Titel: Das Lied des Schamanen Eine Rezension von Christel Scheja |
Bei den „Teezeitgeschichten“ handelt es sich um Novellen oder Kurzgeschichten, die einen lauen Nachmittag versüßen und die Zeit vertreiben sollen. Neu erschienen ist in der Reihe nun die Mystery-Geschichte „Das Lied des Schamanen“ von Dimitrios Athanassiou, die im Wilden Westen Amerikas zur Zeit des Sezessionskrieges spielt. Er ist einer der vielen Wanderprediger, die durch die einsamen Weiten des Mittleren Westens ziehen und den einsamen Siedlern, Minenarbeitern aber auch Trappern Gott nahe bringen sollen. Allerdings hat der charismatische Prediger, der unverhofft irgendwo auftaucht, etwas ganz anderes im Sinn. Viele verfallen seinen glühenden Worten und folgen ihm bedingungslos, nur wenige ahnen, dass er dem Göttlichen ferner ist als sonst jemand. Zu diesen wenigen Menschen gehört Langer Speer, Medizinmann und Schamane der Lakota. Er folgt dem inneren Ruf und bleibt auf der Spur des seltsamen weißen Mannes, um zu verhindern, dass das Übel weiter um sich greift. Und dann ist da noch Edward Pym, englischer Erfinder und Waffeningeneur, der für Präsident Lincoln neuen Gewehre entwickeln soll, und sich inkognito in den Westen wagt. In einem einsamen, verlassen wirkenden Fort treffen schließlich alle aufeinander und erfüllen ihr Schicksal. Der Autor nimmt sich hier eines Genregemischs an, dass eher selten vorkommt – er erweckt die Welt des Wilden Westens zum Leben und mischt ein wenig Indianer-Flair darunter, lässt aber auch das Böse in Form eines Predigers Gestalt annehmen. Die Geschichte ist recht flüssig geschrieben und lässt sich gut lesen, aber sie bietet auch keine großen Überraschungen, denn zu offensichtlich sind die Absichten des Bösen, zu einfach die Auflösung. Immerhin wissen zumindest zwei Figuren zu gefallen, nimmt sich der Autor doch ein wenig Zeit, um sie vorzustellen und ihnen Profil zu geben. Dafür bleibt der Gegenspieler blass und schablonenhaft. Zudem leidet die Geschichte darunter, dass die Handlung zunächst sehr gemächlich anläuft, am Ende aber überhastet. Gerade die spannenden Momente werden eher kurz abgehandelt – das Problem ohne große Anstrengungen gelöst, so dass man als Leser vielleicht doch nicht so ganz zufrieden ist, wenn man die Lektüre beendet hat, weil gerade das Böse zu blass und das Ende zu oberflächlich erscheinen. Alles in allem ist „Das Lied des Schamanen“ eine solide Mystery-Novelle, die man zwar einfach mal zwischendurch zur Entspannung lesen kann, die aber leider nicht besonders in Erinnerung bleibt.