Titel: Böse Brut Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand |
Mit „Böse Brut“ präsentiert sich mir Dee Hunters kleine, aber fiese Kurzgeschichtensammlung als erstes Werk, das ich von dieser Autorin gelesen habe.
In der Regel gehe ich nicht auf die Covergestaltung ein, weil ich denke, dass wir alle Augen im Kopf haben. Ich empfinde persönlich die Beschreibung des Covers in Rezensionen als völlig überflüssige Platzfüller. Trotzdem kann ich in diesem Fall nicht anders, als zu sagen: WOW! Was für ein Cover! Dieses Bild gehört zu denen, die mich ein Buch zur Kasse tragen lassen, bevor ich überhaupt weiß, was im Klappentext steht.
„Böse Brut“ enthält drei Kurzgeschichten. Böse, gemein und eindringlich.
Ins Dunkle:
Jack besucht zusammen mit seiner kleinen Tochter Sophie eine alte Freundin, die ziemlich abgeschieden in einem recht unheimlichen Wald lebt. Zusammen mit einigen Studienfreunden möchte Jack eine gute Zeit haben. Plötzlich verschwindet Sophie und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Was für eine geile Story! Hier geht es nicht nur um das Unheimliche, das im Wald lauert, sondern um innere Monster, mit denen Jack zu kämpfen hat. Vergangene Probleme, Schuld und das ewig gegenwärtige Gewissen vereinen sich mit unaussprechlichen Schrecken, die Jack im Wald zu bekämpfen hat. Diese Geschichte hatte mich so richtig an den Haaren. Es war düster, gruselig und nur ein winziges bisschen blutig. Trotzdem enthielt diese Story alles, was eine gute Horrorgeschichte braucht. Diese Story, in Kombination mit dem sehr geilen Cover ist ganz klar mein Favorit dieser kleinen Sammlung. Als Roman hätte ich diese Story in einer Nacht verschlungen.
Kreaturen:
Der alte Ed führt eine Bar und wird dabei von seiner Tochter Linda unterstützt. Die Bar ist aber nicht alles, womit Ed sein Geld verdient. Im Hinterzimmer handelt er mit außergewöhnlichen Wesen, die mitunter ziemlich gefährlich sind. Obwohl Linda komplett dagegen ist, will er sich diese lukrative Geldquelle nicht entgehen lassen – mit verheerenden Folgen.
Die Idee hinter dieser Geschichte ist sehr cool und vor allen Dingen ansprechend umgesetzt. Leider endet die Story aber da, wo sie für mich erst richtig losging. Ich blätterte vor, blätterte zurück und musste dann schließlich einsehen, dass es ist, wie es ist. Die Story war zu Ende – mitten im Nichts.
Deswegen ist diese Geschichte dann leider auch diejenige, die von mir die wenigsten Punkte bekommt. Das ist äußerst schade, denn die Idee selbst hätte Material für einen 400 Seiten dicken Wälzer gehabt. So hat das Ding insgesamt nicht richtig funktioniert und lässt mich als Leser angefixt und unbefriedigt zurück.
Blutschock:
Lynn ist Geschäftsfrau und hat einen Termin in einer Schlachterei namens Red Meat. Wie es der Zufall will, ist es spät am Abend, der Schlachthof liegt ziemlich abgelegen und der Taxifahrer warnt sie eindringlich vor dieser Gegend. Lynn lässt sich aber nicht abschrecken und nimmt ihren Termin wahr. Vielleicht hätte sie lieber daheim bleiben sollen. Und wir wissen ja alle, dass Taxifahrer meistens recht haben.
Diese Story macht den etwas unvollständigen Mittelteil der Sammlung wieder wett. Hier bekommt der geneigte Leser alles, was er möchte. Grauen, Spannung, Bosheit und Blut. Von letzterem gibt es sogar reichlich. Die Geschichte hat ein ansprechendes Ende und macht den Leser so richtig satt. Für mich ist „Blutschock“ die zweitbeste Geschichte in der Sammlung.
Fazit:
„Böse Brut“ von Dee Hunter ist eine wirklich gut geschriebene Story-Collection, die absolut Lust auf mehr von dieser Autorin macht. Hier wurden gute Ideen mit Verstand und Professionalität umgesetzt, so dass man mit einem Kauf absolut richtig liegt, wenn man auf gut geschriebenen Horror steht. Außerdem wurde das Werk ausgezeichnet korrigiert/lektoriert. Der Inhalt hält, was das bitterböse Cover verspricht. Gerne gelesen!