Reihe: Die Sturmlicht-Chroniken, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wieder einmal mehr gefällt mir die gebundene Ausgabe, die der Wilhelm Heyne Verlag den Sturmlicht-Chroniken angedeihen lässt. Ein kleines Minus ist das fehlende Lesebändchen, aber das ist bereits der einzige Mangel an der Ausstattung. Neben schönen Zeichnungen und Karten und dem gelungenen Titelbild ist es vor allem die Zusatzinformation von Brandon Sanderson, die den Inhalt noch ein wenig aufwertet.
Die sturmumtoste Welt Roschar wurde über die Jahrtausende hinweg von übermenschlichen Herolden und ihren strahlenden Rittern regiert. Nun sind die Herolde verschwunden und niemand weiß, wohin. Roschar droht zu verfallen. Für kurze Zeit sah es so aus, als könnten einige wenige mit einem Pakt die Welt vor ihrer Auflösung retten. Die Hoffnung auf eine Verbindung zwischen den Barbaren im Osten und dem Königreich Alethkar zerstob wie Gischt im Wind. Denn die Barbaren ließen den König von Alethkar durch einen Meuchelmörder mit einer der magischen Splitterklingen töten. Dies ist nun die Geschichte von Großprinz Dalinar, dem glorreichen Heerführer von Alethkar und Bruder des ermordeten Königs. Ein fürchterlicher und gleichzeitig hoffnungsloser Krieg erschüttert das Reich. Während der Großprinz noch an einer Vorstellung von Frieden und Einheit festhält, die mächtigsten Fürsten untereinander gespalten.
Dalinar wird zudem jede Nacht von Alpträumen und Trugbildern heimgesucht. Es sind Bilder aus der Vergangenheit, da noch die strahlenden Ritter mit ihren Splitterklingen und Splitterpanzern das Reich regierten und für Recht und Ordnung sorgten. Damals, so die Sagen, kämpften die Menschen noch Seite an Seite mit den Göttern. Trotz seines Wissens, Träumen erlegen zu sein, sind seine Wunschvorstellungen nichts anderes als die Fortführung dessen, was er meint, in der glorreichen Vergangenheit erlebt zu haben. Allerdings kann er das Reich nur retten, wenn das Geheimnis der Klingen gelüftet wird, denn es sind keine Götter da, die an der Seite der Menschen gegen bedrohliche, machtvolle Kreaturen antreten.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Erzählung stehen die selbsternannten Ehrenmänner Dalinar und Kaladin. Gleichermaßen als Nebenpersonen stehen Schallan und Szeth, der Meisterkämpfer und Mörder.
Der Krieg um die Edelsteinherzen wird auf der Zerbrochenen Ebene unvermindert weitergeführt. Dalinar, Bruder des ermordeten Königs von Alethkar und Onkel des Nachfolgers, ist bereit, den Krieg zu beenden. Allerdings scheiterte sein Versuch, die zerstrittenen Großfürsten zu einen. Dalinar muss einen neuen Weg einschlagen und vertraut seinen Eingebungen und Träumen. Er will einen Pakt mit seinem Rivalen Sadeas eingehen, weil ihm seine Eingebungen sagen, dass er dem alten Weggefährten weiterhin vertrauen kann.
Ein anderer Mann, der sich mit der vorherrschenden Lage nicht abfinden kann, ist Kaladin. Er überlebte einen Großsturm im Freien, doch seine Männer, die er bei sich hatte, kamen darin um. Kaladin kann jedoch eine für ihn wichtige Entdeckung machen. Er kann das Sturmlicht nutzen, um seine Männer und sich selbst zu schützen.
Brandon Sanderson erzählt seine Geschichte weiter, um hauptsächlich auf der Zerbrochenen Ebene zu bleiben. Weiterhin im Mittelpunkt der Geschehnisse sind die Auseinandersetzungen mit den Parschendi. Geschildert wird dabei hauptsächlich der Alltag der einfachen Brückenmänner unter Berücksichtigung der Ränkespiele der Großfürsten. Dabei nutzt Brandon Sanderson, dessen Fortsetzung von Das Rad der Zeit gerade bei Piper erschien, geschickt die Möglichkeit, zwischen rasanten und ruhigeren Abschnitten zu wechseln. Auf diese Weise kommt nach der Spannung ein ruhiger Teil, der den Leser ein wenig verschnaufen lässt und ihm die Gelegenheit gibt, selbst mitzudenken. Bei diesem Punkt sind wir auch bei den Minuspunkten, die sich recht einfach zusammenfassen lassen. Sanderson benutzt Rückblenden, die für das Verständnis nicht schlecht sind, aber den Leser, der den ersten Band kennt, etwas nerven. So erzählt er u. a. ein Ereignis aus der Sicht von Kaladin, das bereits bekannt ist. Was mir persönlich ebenso wenig gefällt, sind die magischen Kräfte, die die Träger der Splitterwaffen beherrschen. Sie wirken auf mich in diesem Teil des Romans übertriebener.
Das Buch ist mitreißend geschrieben. Die Geschichte wird schneller. Der Autor spielt mit der Spannung und dem Leser gleichermaßen. Was im ersten Teil langsam, nahezu bedächtig begann - ausführlich wurden die Figuren vorgestellt -, entpuppt sich als eine Art Vorspiel. Daher können die nachfolgenden Bücher nur noch besser und schneller werden. Außerdem werden in Der Pfad der Winde viele der angedeuteten Geheimnisse gelüftet. Ähnlich wie bei Weihnachten erhält jeder Handlungsträger einen besonderen Gegenstand, der ihn in der Fortsetzung der Bücher weitaus mächtiger erscheinen lässt. Große Schlachten, politische Ränkespiele, kleine Liebschaften und wirklich interessante Figuren sind die beste Voraussetzung für eine geniale Weiterführung der Reihe. So etwas schreibe ich nicht oft. Aber das Buch verdient die Höchstnote, ohne Wenn und Aber. Eines der besten Werke in diesem Jahr.