Titel: Sternenstaub, Band 1 |
Rezension
Miyu wird als Kind wohlhabender Eltern von allen nur Prinzesschen genannt. Als sie ihre Prüfung vermasselt, erhält die statt Trost lediglich Spott und kluge Sprüche seitens ihrer Nanny Nano. Der einzige, der sie ernst nimmt, ist ihr Freund Jiro, der allerdings mit seiner elektronischen Fußfessel ganz andere Probleme hat. Währenddessen soll der Terraner Ace von einer Söldnerbande als Sklave verkauft werden. Ihm gelingt knapp die Flucht und er landet ausgerechnet in Miyus Garten. Diese sieht in ihm ihre große Chance, von daheim wegzukommen und drängt darauf, ihn zu begleiten. Schließlich gibt Ace nach und Miyu kann sich als Raumschiffingenieurin beweisen …
„Sternenstaub“ liegt ein vollkommen anderes Konzept zu Grunde als „das Ich“. Während letzteres in menschliche Abgründe blicken ließ, herrscht in „Sternenstaub“ eine eher lockere, stellenweise auch verplante Atmosphäre. Im Verlauf ergeben sich zahlreiche skurrile Situationen, die die Mundwinkel kräftig zucken lassen. Der Hintergrund der Story bietet jedoch auch reichlich Konfliktpotential, was sich bei Aces Herkunft zeigt. Sein Heimatplanet Terra ist zerstört und statt Hilfe zu erhalten, wird sein Volk lediglich gejagt und als Sklaven verkauft. Einen sehr persönlichen Konflikt trägt Miyu mit ihren Eltern aus, für die sie nur ein Modepüppchen zu sein scheint, dem man noch ordentliches Benehmen beibringen muss. Sie unterstützen ihre Tochter, was ihren Berufswunsch betrifft, in keiner Weise. Auch die Nanny Nano belächelt Miyus Traum, Raumschiffingenieurin zu werden, dabei scheinen die beiden Mädchen befreundet zu sein. Und im Verlauf der Geschichte zeigt sich, dass Miyu durchaus was drauf hat.
Die Protagonisten Miyu und Ace weisen zahlreiche Facetten auf. Beide zeigen bereits im ersten Band eine kleine Entwicklung, was auf ein tolles Charakterkonzept hoffen lässt. Gute Anlagen sind auf jeden Fall vorhanden – mit den beiden können die Leser noch viel Spaß haben! Auch Jester, eine illegale Händlerin, und Miyus Freund Jiro kommen gut an. Die Viererkonstellation bietet reichlich Stoff für freundschaftliche und romantische Beziehungsverwirrungen. Die Nebencharaktere fallen dagegen etwas flacher aus. Die Nanny Nano wirkt insgesamt recht künstlich und die Söldner sind erst einmal nur üble Bösewichte, die aus niederen Beweggründen zu handeln scheinen. Die Welt, die Rebecca Jeltsch in „Sternenstaub“ erschaffen hat, wartet mit kreativen Details auf und verdient die Bezeichnung Science Fiction – für die Zukunft würde man sich allerdings noch etwas mehr davon wünschen. Kleiner Wermutstropfen: Rebecca Jeltsch versucht relativ viel Inhalt im ersten Band unterzubringen, wodurch manche Entwicklungen etwas plötzlich kommen.
Inzwischen sind bei Knaur in Kooperation mit Comicstars mehrere deutsche Zeichner veröffentlicht worden, die teilweise ganz interessante Projekte bietet. Neben Daniela Winkler („Grablicht“) hebt sich vor allem Rebecca Jeltsch mit ihrem schon sehr eigenen Stil ab. In Gesichter und insbesondere Augen legt sie sehr viel Ausdruck und vermittelt so dem Leser die emotionalen Verwirrungen des Charakters. Stellenweise kommt einem jedoch der ein oder andere Blick etwas unpassend vor. Die einzelnen Panels sind übersichtlich angeordnet und größtenteils deutlich voneinander abgetrennt. Was die geniale Optik des Mangas jedoch ausmacht, ist die Liebe zum Detail in punkto Welt und vor allem Klamotten. Die Autorin scheint gewisse Designerqualitäten zu besitzen, denn was Miyu und Co. tragen, passt nicht nur in ihre Zeit, sondern sieht auch noch klasse aus.
Die Knaur Mangas sind vom Format her etwas größer als gewohnt, liegen aber dennoch gut in der Hand. Auch in „Sternenstaub“ gibt es zur Einstimmung ein paar Farbseiten, doch auch der Schwarzweißdruck kann sich sehen lassen. Qualitativ sowie preislich gibt es da wenig zu meckern – wer sich gerne mal mit europäischen Mangas beschäftigen möchte, sollte zu den Werken von Rebecca Jeltsch greifen.
Fazit
„Sternenstaub“ verspricht eine rasante Story mit kreativer Optik zu werden. Rebecca Jeltsch punktet dabei vor allem mit ihrem individuellen Zeichenstil und dem interessanten Weltkonzept. Ein gelungener Auftakt mit der richtigen Mischung aus Spannung, Humor und Romantik!
4 von 5 Sternen.