Reihe: Neon Genesis Evangelion, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Basierend auf den äusserst erfolgreichen Anime "Neon Genesis Evangelion" (Original: "Shin Seiki Evangerion") konzipierte Yoshiyuki Sadamoto eine lang laufende Mangareihe, die wesentliche Teile der Serie aufnahm und weiterführte.
Band 1 enthält die Kapitel (hier "Stages" genannt) 1 bis 6 der Reihe, wobei sich diese sehr nahe an den Ereignissen und Charakteren der Animeserie orientieren.
Irgendwann in der Zukunft: Der vierzehnjährige Shinji Ikari bekommt einen Brief von seinem Vater Gendo. Dieser lädt ihn zu sich ein, was eine Besonderheit darstellt - haben sich die beiden in den letzten zehn Jahren nämlich so gut wie nicht gesehen. Während Shinji sich auf dem Weg macht, nähert sich der japanischen Küste eine schier überirdische Gefahr. Ein sogenannter "Angel" greift an, ein riesiges Wesen mit überragender Intelligenz und unüberwindlicher Stärke. Das Ziel des Angels scheint allein die Vernichtung zu sein. Japan mobilisert sein Militär, das mit aller Macht gegen den Angel vorgeht, doch selbst die gigantische Explosion einer N2-Bombe kann dem Wesen nichts anhaben.
Da schaltet man die militärische UN Organisation "NERV" ein, dessen einziger Zweck es war, sich bis jetzt auf die Konfrontation der Menschheit mit den Angel vorzubereiten. Nicht nur, das ein Rückzugspunkt für zahlreiche Menschen tief unter der Erde geschaffen worden ist - auch große Waffen gegen die Angel wurden gebaut. Riesige, halborganische Roboter, gesteuert von Jugendlichen mit einer übernatürlichen Gabe: Die Evangelion.
Rei Ayanami, die Pilotin von Eva-01, erleidet während ihres ersten Kampfes gegen den Angel schwere Verletzungen. Doch Gendo hat schon einen Ersatzpiloten auserkoren, der EVA-01 gegen den übermächtigen Gegener steuern soll: Shinji... Dieser ist innerlich zerissen zwischen seiner großen Entäuschung über seinen Vater, der ihn gegen aller Erwartung nicht wegen seiner Liebe zu ihn holte, sondern aus reinem Selbstzweck - und zwischen der Verantwortung, der einzige verfügbare EVA-Pilot zu sein, der die ihn umgebenden Menschen noch vor dem Tod retten kann. Shinji muss sich entscheiden und wählt den Kampf, auch wenn die Gefahr besteht, das nicht er den Evangelion, sondern dieser den Jungen steuert - und vernichtet. Die Zeit drängt...
Furios! Verbannt man tausende Seiten durchgeblätterter Knuddelgesichtmanga aus seinem Gedächtnis, so bleiben nur noch wenige ausserordentliche Werke übrig. "Neon Genesis Evangelion" ist eines davon und kann auch im Manga von der ersten Seite an begeistern. Der rasche Einstieg in ein apokalyptisches Szenario, die große Bedrohung durch ein kaum fassbares und erklärtes Wesen, das es ganz anders als der vielgescholtene Godzilla es weniger auf Häuserfronten, als auf ein übergeordnetes Ziel abgesehen hat. Doch davon erfährt man erst im Laufe der nächsten Kapitel. Die innere Zerissenheit Shinjis, die Scham Captain Misatos, die Shinji zu NERV brachte und der innere Konflikt Genods - toll gezeichnet und wunderbar in den Mimiken bzw. Gesichtern etabliert. Wunderbar, wie Sadamoto es schafft, in nur wenigen Panels einen Charakter, der nur drei, vier Wörter spricht in einer klaren Beziehung zu den anderen Protagonisten zu stellen. Die ganze Geschichte ist von der ersten Seite an spannend und mitreissend - die eröffnete Handlung weist jetzt schon auf eine sehr komplexe Geschichte hin, die den Leser auf einige Überraschungen stossen lassen wird.
Pflichtlektüre für Manga Fans