Reihe: Star Wars Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Sein jüngster Versuch Han Solos Rekord beim Kesselflug zu brechen kostet Dash Rendar beinahe die Outrider, doch als ob das nicht genug wäre überfordern die Reparaturkosten sein ohnehin knappes Budget und so sind er, Co-Pilot Eaden Vrill und Mechanikerdroide Leebo fürs erste auf Tatooine gestrandet. Nur wie soll sich der zweitbeste Schmuggler der Galaxis eines Tages auf Platz 1 vorarbeiten können, wenn er nun sogar schon Han Solo darum bitten muss seine Fracht abzuliefern?
Eine Chance tut sich auf, als Dash und seine Crew einen potentiell ertragreichen Job als Sicherheitsberater für die Tournee des Holosternchens Javul Charn ergattern. Doch eine unbekannte Macht sabotiert Javuls Tournee auf Schritt und Tritt, sogar an Bord ihrer hochgerüsteten Raumyacht scheinen sie nicht mehr sicher zu sein. Könnte die Black Sun ihre Finger dabei im Spiel haben?
Thriller im Star Wars Universum wären eigentlich nichts ungewöhnliches, schon Episode II spielte ein wenig mit Elementen eines Detektivromans, Rückkehr der Jedi-Ritter ging sogar zur Befreiung eines charmanten Schurken aus den Klauen eines skrupellosen Paten über und die Rettung von "Prinzessinnen" steht seit Eine neue Hoffnung ohnehin immer hoch im Kurs. Doch wie schon bei Joe Schreibers Star Wars Horrorromanen (die die Existenz der Galaxy of Fear-Reihe als erste Star Wars Horror Romane völlig unberücksichtigt ließen) hat man sich erst jetzt dazu durchgerungen wirklich einen Star Wars Roman mit dem entsprechenden Genretitel zu vermarkten. Aber SHADOW GAMES geht noch etwas weiter und so haben sich Michael Reaves und Maya Kaathryn Bohnhoff daran versucht einen wirklich "typischen" Thrillerplot ins Star Wars Universum zu verpflanzen. Mit einem überraschenden Ergebnis - denn es ist den beiden tatsächlich gelungen.
Wer glaubt SHADOW GAMES wäre die erste Koopration Bonhoffs und Reaves darf überrascht feststellen dass die beiden auf eine schon einige Jahre zurückreichende gemeinsame Geschichte verweisen können und tatsächlich war schon CORUSCANT NIGHTS III: PATTERNS OF THE FORCE eine solche im Star Wars Universum, nur dass Bonhoff in dieser nicht als Autorin mitgenannt wird und gewissermaßen eher als Ghost-Co-Writerin herumspukte. In SHADOW GAMES arbeiten beide nun höchst offiziell und wohl auch zu geteiltem Lohn zusammen und das lässt sich für das findige Auge auch herauslesen, denn an einigen Stellen wenn die Perspektive von Dash Rendar zu Javul Charn wechselt meint man da auch einen anderen Schreibstil erkennen zu können.
Der Weg zum ersten Star Wars "Thriller" war nicht so weit, die entsprechenden Institutionen bestehen schon seit Jahren. Und Michael Reaves anderer Co-Autor Steve Perry (DEATH STAR, MEDSTAR) hat sich in seinem einstigen Star Wars Debüt ja für die Einführung Prinz Xizors und der Black Sun in das Expanded Universe verantwortlich gezeichnet. Seit ihren Kooperationen hat Reaves auch Elemente wie diese für "seine" Romane übernommen, namentlich Xizor und die Black Sun etwa in Coruscant Nights verwendet. Wer Reaves und Perrys Medstar-Duologie oder auch DEATH STAR kennt weiß, die beiden verstehen sich darauf die "kleinen Leute" in Szene zu setzen, die nicht einmal so galaktische Verbrechernetzwerke sprengen können und den Ereignissen tendenziell eher ausgeliefert sind, so dass ihnen nur übrig bleibt damit auf lesenswerte Weise umzugehen. In eine solche Kerbe schlägt auf SHADOW GAMES.
Dash Rendar ist kein Han Solo, sondern sein eigener Mann. Mehr ein Charmebolzen als der zeitweise ruppig agierende Solo, vor allem aber jemand mit amüsanteren Gefährten. Wer schon Reaves Kreation I-Five (I-5YQ) liebte, der wird auch von dessen eigentlichen Stammvater Leebo (LE-BO2D9) begeistert sein. Der Mechanikerdroide wurde zudem von seinem früheren Besitzer Kood Gareeda, einem rodianischen Comedian, teilweise nach dessen Persönlichkeit programmiert und so verwundert es nicht, wenn Dash gerne vergisst, dass sein treuer Mechaniker eigentlich gar kein Mensch ist. Daran erinnern darf ihn immer wieder gerne Co-Pilot Eaden Vrill, ein nautolanischer Teräs Käsi Meister (wie sollte es in einem Michael Reaves Roman auch anders sein). Die Dynamik dieses Trios lässt sich da hoffentlich schon erahnen. SHADOW GAMES gehört jedenfalls ohne Frage zu den humorvollsten Star Wars-Romanen seit Aaron Allstons X-Wing Run über die Wraith Squadron.
- Erzählerisch -
SHADOW GAMES ist trotz des hohen Humorgehalts und der Charakterdynamik erzählerisch wahrscheinlich keiner der besseren Star Wars Romane. Wer also wenig auf Unterhaltungswert bei seiner Star Wars Lektüre gibt, sollte zu anderen Werken greifen. Denn Reaves und Bonhoff halten sich zeitweise sehr eng an ein klassisches 08/15-Thriller-Schema, teils auch um das Buch überhaupt als Thriller erkennbar zu machen. Entsprechend klischeehaft und überzogen entpuppen sich dabei einige Szenen, vor allem dann wenn es um das Eingemachte oder diverse Plottwists und -turns geht. Man kann sich das natürlich schönreden, indem man behauptet es wäre eben eine Hommage auf das Genre, eine Methode die bei Funktionieren auch auf Joe Schreibers DEATH TROOPERS anwendbar ist. Zumindest lässt sich dem Autoren-Duo zugutehalten dass es die Geschichte einigermaßen undurchschaubar hält und mit den Wendungen zu überraschen versteht, vor allem wenn man dieses Wort "Thriller" und entsprechende Plotassoziationen zeitweise wegen der Überdosis Star Wars aus den Augen verliert. Es ist ja auch so, dass bis auf Leebo und Dash keiner der Beteiligten den Roman überleben müsste, um in SHADOWS OF THE EMPIRE noch auftreten zu können. Dessen ungeachtet, die Kooperation der beiden hat gut funktioniert, vor allem lesen sich die jeweils auf Dash und Javul zugeschnittenen Passagen sehr gut und unterscheidbar.
- Charaktere -
Gerade an Bord der Novas Heart führen Bonhoff und Reaves fast schon zu viele Nebencharaktere ein, dass man sie sich merken könnte. Neben der Tourmanagerin, der Kostümdesignerin, dem Schiffskapitän, dem Verlademeister samt Assisentin... einfach zu viele. Nur gut dass diese auch nicht wirklich alle benötigt werden und zeitweise sogar sprichwörtlich mit einem anderen Schiff fliegen müssen. Sehr sympatisch entwickelt sich Javul Charn, die zudem als love interest für Dash Rendar aufgebaut wird. Für Bonhoff Grund zur Begeisterung war allerdings das sie und Michael Reaves Han Solo für ihr Werk verwenden durften, ein Auftritt den man ohne das Werk gelesen zu haben, vielleicht als unnötig abtun würde. Doch es sei hier erwähnt, Solo kommt solo (ohne Chewie) und verfeinert die Dynamik zwischen den Charakteren. Auch das vielleicht eine Art Hommage an das Genre, wenn "coole" Charaktere nur deshalb in Erscheinung treten und den Tag retten weil ihr Darsteller oder im Falle eines Franchise sogar die Rolle Kultstatus genießt.
- Die Bösen -
Wer sind denn nun die Verbrecher die der hübschen Javul Charn nach ihrem Leben trachten? Das "Wer?" bleibt in SHADOW GAMES lange unbeantwortet, denn wie in Thrillern bzw. Hardboiled Detektivromanen kommt die Wahrheit nur langsam ans Licht. Die Bedrohung ist allerdings immer da und schlägt bereits zu, als Dash und Co. mit der Novas Heart von Tatooine aufgebrochen sind. Als er dann noch erfährt dass ihr erstes Tourneeziel Rodia ist, wo die Black Sun eine ihrer größten Geldwäscheoperationen unterhält, fühlt sich Dash an eine alte Rechnung mit Prinz Xizor erinnert, der seine Familie praktisch ausgelöscht hat.
- Resümee -
Michael Reaves, zwar ohne Steve Perry, aber mit Maya Kaathryn Bonhoff versteht es mit SHADOW GAMES einmal mehr zu begeistern. Es ist ein leichtlebiger, humorvoller und klischeelastiger Roman, der vor allem durch lesenswerte Paardynamiken und Unterhaltungswerte punkten kann. Wem das noch nicht reicht, CORUSCANT NIGHTS IV erscheint voraussichtlich im August 2013 und bei einem Autor mit derart langjährigen Verbindungen zum Expanded Universe ist es unwahrscheinlich dass danach nichts mehr von Michael Reaves zu lesen wäre.