Reihe: Star Wars Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Yoda: Always two there are, no more, no less. A master and an apprentice.
Mace Windu: But which was destroyed, the master or the apprentice?
Der Aufstieg eines jeden dunklen Lords der Sith seit den Tagen Darth Banes beginnt mit dem Mord an seinem Meister. Jahrzehnte vor den Ereignissen der Filme beerbt auch Darth Plagueis seinen langjährigen Mentor Darth Tenebrous. Doch im Gegensatz zu früheren Generationen von Banes Sith fühlt sich Plagueis dem Ziel des Großen Planes näher als je ein Sith Lord zuvor und daher kaum gedrängt der Tradition von Banes Regel der Zwei folgend sofort einen neuen Schüler zu suchen, im Gegenteil - Plagueis sieht sich als die Krönung des Ordens und nur noch dadurch in seinen Möglichkeiten beschränkt sterblich zu sein. Doch nicht durch Klonen, Essenztransfer oder dem Raub von Lebenskraft will Plagueis sein Ziel erreichen, sondern durch die Manipulation der Midichlorianer an sich, ein Lebenswerk das, wie den Großen Plan, zu vollenden er in einem jungen adeligen Rebell auf Naboo einen geeigneten Partner findet...
Kaum ein anderes Buch des Star Wars Romanuniversums kann auf eine derart unwahrscheinliche Entstehungsgeschichte zurückblicken wie James Lucenos DARTH PLAGUEIS. Nach Episode III angekündigt, hitzig debattiert und sehnsüchtig erwartet... 2007 gecancelt. Doch der 3D Re-Release der Prequels und scheinbar auch der Erfolg der The Clone Wars Animationsserie machten die Wiederbelebung dieses Projekts 2010 schließlich doch möglich. Ganz ohne Unterschriftenaktionen und jahrelange Fanproteste. Das Ergebnis ist aus Sicht der Macher nun wohl "das was sich die Fans all die Jahre gewünscht haben", aber auch nicht mehr ganz das was das Buch 2007 hätte sein können. Dazu später mehr.
Lucenos DARTH PLAGUEIS ist und war schon immer als eine Art finaler Tie-in zu den Prequels gedacht. Gerade als Episode III in die Kinos kam und kurz danach genossen diese eine sehr positive Resonanz. Luceno hatte mit LABYRINTH OF EVIL und DARK LORD nicht einen sondern sogar zwei Tie-ins zu Episode III geschrieben, eine Vor- und eine Nachgeschichte, während sich die Romanadaption des Films dank der Feder Matthew Stovers zum wohl meistgelobten Star Wars-Roman überhaupt mauserte. Da erschien es nur logisch wenn der Mann, der schon einen gefeierten Tie-in zu Episode I (CLOAK OF DECEPTION) geliefert hatte und nun seine Arbeit im Star Wars Universum mit zwei an Episode III gebundenen Romanen krönte die "ultimative" Vorgeschichte zur Saga schreiben würde. Nur es kam nicht dazu. Bis 2012. Während Lucenos hochkarätiger CLOAK OF DECEPTION als MANTEL DER TÄUSCHUNG es 2012 überhaupt zu einer deutschen Erstübersetzung brachte (im Gegensatz zum auf deutsch schon früher veröffentlichten bestenfalls mittelmäßigen Episode II Tie-ins Alan Dean Fosters APPROACHING STORM/EIN STURM ZIEHT AUF) setzt er mit DARTH PLAGUEIS den vermutlich vorläufigen Schlussstein unter die Aufarbeitung der Prequels im star warschen Romanuniversum.
Ältere Semester unter den Fans stört und störte an den Prequels seinerzeit vieles, auch weil sie in einem völlig anderen Setting als die klassische Trilogie positioniert sind. Aber auch weil zwischen den Filmen eine von George Lucas höchstselbst erdachte Handlung besteht, die es in ihrer Tragweite nur teilweise in die Filme und auch nur einige Romane schaffte. Ohne die Prequels zu verteidigen, Lucas packte sie mit einer überraschenden Dosis Politik voll, um wohl älteren Fans etwas entgegenzukommen und den Untergang der Republik detailreicher darstellen zu können. Eine Dimension die außer in den ohnehin eher politisch angehauchten Star Wars Romanen Lucenos kaum ein Autor aufzugreifen wagte. So war es schließlich Lucenos CLOAK OF DECEPTION der eine plausible Hintergrundgeschichte zu Episode I und teils auch Episode II schuf, eine Tradition in die sich nun auch DARTH PLAGUEIS stellen darf. Eine Chance die allerdings bei Episode II, dem wohl politischsten aller Star Wars Filme dann aber doch völlig unter den Tisch fiel. Die Vorgeschichte dazu, von Alan Dean Foster (immerhin "der" Mann hinter der Romanadaption des allerersten Star Wars Films Eine neue Hoffnung und dessen Romanfortsetzung SPLINTER OF MINDS EYE) ähnelte allerdings mehr jener Unzahl von kurzweiligen Jugendbüchern zu Episode I und II die sets immer nur Abenteuergeschichten in den Vordergrund stellen durften. Die Aufgabe den Fans also Episode II einmal so "auszudeutschen" wie es CLOAK OF DECEPTION und LABYRINTH OF EVIL mit Episode I und III getan haben blieb also offen, bis 2012.
DARTH PLAGUEIS ist...
Ein Roman der sich vielen Ansprüchen und Aufgaben zu stellen hat. Gewiss keine leichte Aufgabe, zumal sich viele Leute viele Gedanken über jene Tehmen gemacht haben, die Luceno nun in offiziellem Auftrag abhandeln darf und nicht jedem gefällt es nun mit ganz anderen Tatsachen konfrontiert zu werden, als den eigenen erdachten. Der Roman behandelt wirklich viele der offenen Handlungsfäden die sich durch die Filme aufgetan haben, allerdings nicht (mehr) alle. Denn als Luceno 2007 wohl eine erste Version des Romans schuf war diese laut eigenen Aussagen zu lange und zu sehr bemüht wirklich allem gerecht zu werden. Das 2012 nun vorliegende Werk sieht auch deutlich gestrafft aus und muss sich zudem mit der Einarbeitung ganz neuer "Probleme" beschäftigen, etwa der Origin-Story Darth Mauls. So ganz frisch kann DARTH PLAGUEIS 2012 also nicht mehr wirken und dieser Eindruck bleibt einem bei der Lektüre auch oftmals schmerzlich erhalten.
- Die Idee dahinter-
Man hätte das Buch vielen Ideen basierend schreiben können, in einer ursprünglichen Version des Skripts etwa konzipierte Luceno den Roman als ein Wettrennen zwischen Plagueis und Qui-Gon Jinn auf der Suche nach Unsterblichkeit, das Qui-Gon mit seinem geschnittenen Auftritt als Machtgeist-Stimme in Episode III schließlich gewinnen sollte. Es hätte auch ein verkappter Palpatine-Roman werden können, wie später auch noch viele enttäuschte Palpatine-Fans annehmen und sich darüber ärgern sollten. Oder eine Art Darth Bane-Story wie sie Fans Drew Karpyshyns wohl gefallen hätte, auch wenn das nur auf ein dumpfes Abkupfern hinausgelaufen wäre. Oder eine große mit Behind the Scenes-Details gespickte Vorgeschichte über Anakins wahre Herkunft, das Wesen der Macht, die Midichlorianer und so weiter. All das findet sich ja durchaus im Roman, zentral folgt Luceno allerdings der Lebensgeschichte Plagueis, vom Aufstieg bis zum Ende, daher auch die an Plagueis Leben ausgerichtete Kapiteleinteilung. Dabei muss natürlich zum gegebenen Zeitpunkt auch Palpatine eingeführt werden, was zu einigen Abschweifern führt und auch den kurzzeitigen Perspektivenwechsel erklärt. Im Endeffekt ist Luceno in DARTH PLAGUEIS nur dann doch auf die Idee verfallen, seine Geschichte am ehesten noch am eingangs präsentierten Zitat aufzuziehen und eine gewisse Tragik zu verleihen.
- Plagueis Einzigartigkeit -
Luceno beschreibt Plagueis Besonderheit schon darin dass er anders als so viele von Banes Sith vor ihm, nicht als vom Leben gezeichneter Erwachsener rekrutiert werden musste, sondern im Auftrag seines späteren Meister gezeugt und geboren wurde. Ein Tribut an den stets logisch-mathematisch arbeitenden Verstand des Bith Darth Tenebrous, der langlebig wie Plagueis fast ein Menschenalter mit diesem Akolythen in einer Meister-Schüler-Partnerschaft verharren sollte. Doch im Gegensatz zum eher traditionellen Sith Lord Tenebrous und dessen Alter Ego Rugess Nome (Raumschiffdesigner und die Galaxie bereisender Abteneurer) sollte Hego Damask alias Darth Plagueis in die Machtsphäre des Bankenclans geboren werden. Ein verbrecherisches Mastermind für das Jahr 2012, der abgrundtief böse Banker und Geheimbündler, der nichts weniger will als sich die Galaxis gefügig zu machen. Als Hego Damask ist Plagueis all das was man am sinistren Fädenzieher Palpatine/Darth Sidious später bewundern wird, die Spinne im Netz und noch mehr als Sidious der die Korruption des Senats für seine politischen Ziele nutzt, kann Damask durch Damask Holdings Vigos genauso zu seinen Klienten zählen wie Senatoren. Betrachtet man die Szenen in denen Plagueis als Hego Damask die Geschicke der Galaxis in die eigene Hand nimmt stellt man überrascht Parallelen zu Palpatine fest. Dessen "Talent" für Verschwörungen kommt also nicht von ungefähr.
Aber nicht nur als Strippenzieher sticht Plagueis hervor und lässt damit sogar seinen als brillant bekannten Schüler Sidious verblassen. Als "Alchemist" ist Plagueis tiefer und skrupelloser in die Geheimnisse der Macht vorgedrungen als je ein Machtnutzer vor ihm. Im Gegensatz zu den Jedi ist er nicht an moralische Restriktionen gebunden und hat schon vor seiner Meisterschaft einen Großteil seines sehr langen Lebens auf die Erforschung der Mysterien der Midichlorianer verwendet. Durch Plagueis erfahren wir schließlich warum es vor ihm keinem Forscher gelungen ist mit Midichlorianern zu experimentieren, denn diese haben ihren eigenen Willen und sehen es nicht gerne wenn man mit ihnen experimentiert. Auch durch Plagueis erklärt wird wie es den Sith für Jahrhunderte gelungen ist ihre Regel der Zwei aufrecht zu erhalten, ohne dass die Linie eines Tages erloschen wäre. Im Gegensatz zu den auf Bluttests angewiesenen Jedi verstehen es Banes Sith nämlich eine Machttechnik anzuwenden, mit der sie das Potential bzw. die Midichlorianeranzahl eines Wesens erfüllen/abschätzen können. Und aus Plagueis Beschäftigung mit Palpatine erfahren wir dass die Midichlorianer-Anzahl längst nicht alles ist, es kommt auch darauf an, wie willfährig diese sind und etwa ein Individuum sogar derart abschirmen können, dass dessen Machtsensitivität nicht erfühlbar ist.
Am Ende ist man geneigt Plagueis seinen Beinamen "der Weise" nicht nur deshalb zuzugestehen weil er Zeit seines Lebens vor allem mehr als Gelehrter denn als Krieger agierte, sondern auch weil er seine enormen Talente und Gaben nutzte um sich ein Verständnis über die Macht anzueignen wie es kaum einem zweiten gelang. Bei ihm macht diese Skrupellosigkeit wirklich Sinn. Plagueis hat sein Leben nicht mit Frondienst an einem schikanösen Meister verschwendet, es auch nicht für seinen Schüler geopfert, sondern die Regel der Zwei, seine persönlichen Ambitionen und Sith Traditionen hinter sein Ziel hintangestellt die Midichlorianer zu beherrschen und damit Banes Regel überhaupt obsolet zu machen. Doch Plagueis "Weisheit" und Distanziertheit zu den "Niederungen" eines gewöhnlichen Sith Lebens sollten den Keim seines Untergangs in sich tragen.
- Palpatine -
So faszinierend James Luceno Hego Damask alias Darth Plagueis auch gestaltet, das Rampenlicht für nicht wenige gebührt dessen mörderischen Schüler, auch wenn das Buch DARTH PLAGUEIS und nicht SIDIOUS heißt. Palpatines Herkunft, Jugend und generell frühen Jahre waren bis PLAGUEIS ein streng behütetes Geheimnis, eines von dem manche schließlich sogar intrinsisch gar nichts wissen wollten, um eigene Vorstellungen und sich auch vor Enttäuschungen durch offizielle Darstellungen zu schützen. Im Fahrwasser jüngster Enthüllungen um Darth Mauls Leben und "Sterben" samt hitziger Debatten über Sinn und Unsinn dieser Geschichtsumschreibung erscheint es fast wie Overkill nun gerade auch Darth Sidious, den Senator, obersten Kanzler und einzig wahren Imperator eines Stücks seines Mythos zu berauben.
Man kann nun jedenfalls darüber streiten ob Palpatines Herkunft vielleicht für manche Überzeugungen wieder zu wenig herausragend ist. Der spätere Imperator war kein verwaistes Kinderklappenkind, das von einer bösen dunklen Macht als Mann ohne Vergangenheit großgezogen wurde, sondern ein früh vom rechten Weg abgekommener Spross eines (italienisch-französisch angehauchten) Adelshauses mit einem Hang zu Straßenrennen und Problemkind-Attitüden. Palpatines einschlägige Erfahrungen als Möchtegern-Rennfahrer sind schlussendlich nur ein Indikator für seine herausstehende Machtbegabung, wie nur wenige Machtnutzer ist er außerdem von Haus aus fähig sich von der Macht regelrecht abzukapseln (Darth Vaders Enkel, der junge Ben Skywalker wäre ein anderes Beispiel). Trotz allen Bad Boy Potentials fehlt einem auf dem konservativen und braven Naboo wohl doch der Zugang zur Organisierten Kriminalität wie der Black Sun, so dass Palpatine zur Zeit seiner "Entdeckung" durch Hego Damask noch nicht so tief gefallen ist, dass er sich für ein ziviles Leben nicht mehr eignen würde. Er hegt sogar noch diffuse jugendliche Träume, von einem Leben in dem er etwas bewirken kann. Eine Neigung die der auf einen politischen Inside Man hoffende Plagueis sofort zu bestärken beginnt. Als Hego Damask, wie auch als Darth Plagueis. Zugute kommt dem Karrierestart des jungen Palpatine dabei, dass Damask sich als Mittelsmann in die Politik Naboos eingebracht hat und so zum wirtschaftlichen Aufstieg des Plasma-reichen Planeten beitragen wird.
Und was ist Palpatines Vorname? Der spätere oberste Kanzler und Imperator hat ihn abgelegt, als Zeichen seiner Rebellion gegen den übermächtigen Vater und sogar überlegt den Namen einer Nebenlinie seines Adelshauses anzunehmen. Als schlussendlich letzter seiner Linie (die Ereignisse des Romans werden ihn zum Waisen machen) sollte diese aus jugendlichem Trotz heraus getroffene Entscheidung aber unverhofften Symbolgehalt erlangen und nicht etwa seinem Ruf schaden.
Wie auch immer, Palpatines "Vaterkomplex", die privilegierte Aufbringung, sein Interesse an Politik, spezielle Machttalente und die Ausbildung unter einem noch viel einflussreicheren Fädenzieher sorgen für eine höchst solide und interessante Einführung dieses mächtigen Charakters.
- Einige Mysterien bleiben dann doch -
Auf die Empörung, PLAGUEIS würde irgendwie wirklich alles an Mysterien und jeden Mythos im Zusammenhang mit den Prequels und auch Sequels zerstören, folgt dann doch wieder Ernüchterung. PLAGUEIS verrät und enthüllt viel, aber nicht alles. Ob Anakin nun der "Sohn" Plagueis durch dessen Experimente mit Midichlorianern ist, das dürfen Fans weiterhin mit sich selbst ausmachen. Luceno persifliert diese Frage sogar, indem er Plagueis etwa selbst in eine "Can it be? Can it be??"-Szene hetzt und Anakin nicht erreichen lässt.
Selbst über Palpatine, von dem man auch vorher schon wusste dass er von Naboo stammt erfährt man nicht unbedingt weltbewegend neues. Alter Adel, ja das hätte man sich vielleicht denken können. Ein Hobbyrennfahrer, nette Anspielung. Das schwarze Schaf der Familie, das ist wirklich neu. Wie Luceno Palpatines "Familienprobleme" inszeniert, man fühlt sich vage an shakespearsche Dramen erinnert. Nicht unpassend jedenfalls.
- Dooku -
Ex-Jedi Meister, Diplomat, Graf, Renegat und politischer Aufwiegler - Count Dooku war schon vor DARTH PLAGUEIS ein faszinierender Charakter, dem bisher kein Autor Genüge tun konnte. Der Count der in Episode II inhaltlich aus dem Nichts auftauchte und sich schließlich sogar als Sith Lord entpuppte hätte durchaus einmal einen eigenen Roman verdient, ein Makel der bis heute auf Episode II lastet keinen adäquaten Tie-in Roman erhalten zu haben, der Dooku und die Separatisten standesgemäß einführen würde. Auch DARTH PLAGUEIS kann ein solches Werk nicht ersetzen, bemüht sich aber zumindest alle Figuren in Position für die Filme zu bringen. So behält Plagueis Dooku als potentiellen Ersatzmann für Palpatine im Auge, sollte diesem eines Tages etwas zustoßen. Die nach Plagueis Ableben brach liegenden Kontakte der Sith zu den Gilden dürften außerdem erklären wieso Dooku schließlich ein Bündnis mit diesen forcieren musste. Die Hoffnung Luceno möge eines Tages "den" Roman über Dooku und die bisher kaum behandelten 10 Jahre zwischen Episode I und II verfassen dürften jedenfalls noch lange auf taube Ohren stoßen, vielleicht bis zum nächsten Re-Release der Prequels.
Was DARTH PLAGUEIS jedenfalls vermag ist Dookus Überzeugungen zumindest etwas genauer zu umreißen. Korruption - das ist der Antrieb für Dookus große Empörung und im Gegensatz zum zu duldsamen und in dieser Hinsicht wortkargen Jedi Rat ist Dooku sogar jemand er öffentlich gegen die von den Sith geförderte Korrumpierung der Senatoren zu Felde zieht. Lucenos Dooku hat erkannt woran die Republik krankt, doch der Jedi-Rat sieht sich gezwungen ihm einen Maulkorb zu verpassen, eine Maßnahme die Dookus Austritt aus den Orden nur weiter beschleunigen wird. Es ist die typische Situation die die Jedi bis in Episode III verfolgen wird, um die Republik zu retten müssten sie ihre Führung übernehmen, doch würde das schlussendlich einem Staatsstreich gleich kommen. Doch in Lucenos Inszenierung ist Dooku auch ein tragischer Charakter, seinen Fähigkeiten zum Trotz ist er seiner eigenen Meinung nach kein guter Lehrer. Seine Schülerin Komari Vosa hat sich beim Massaker an den Mandalorianern auf Galidraan als willfährige Mörderin erwiesen, ehe sie auf einer Mission verschollen ist und selbst Qui-Gon Jinn scheint es mit dem Jedi Kodex nicht allzu ernst zu nehmen. Zumindest in Sifo-Dyas hat Dooku noch einen Freund, der um das Wohl der Republik besorgt ist und sich mit dem Gedanken beschäftigt, was denn wäre wenn es in der Republik zu einem Krieg kommen sollte.
- Helden? -
Ja DARTH PLAGUEIS ist ein Sith-Roman, allerdings ein solcher der ähnlich Drew Karpyshyns DYNASTY OF EVIL gänzlich ohne Helden auskommen muss. Die einzig aufrechten Gestalten in Plagueis Ränkespiel sind allesamt nur Statisten. Im Rampenlicht steht vor allem ein Muun der sich selbst für die Krönung des Sith Ordens hält und im Verlauf der Geschichte immer näher an sein Ziel gerät Unsterblichkeit zu erlangen und die Midichlorianer selbst seinem Willen zu unterwerfen. Die Regel der Zwei wendet er schon gar nicht mehr an und doch unterrichtet er Darth Sidious, nicht als Schüler sondern Partner/Handlanger für das politische Tagesgeschäft. Am Ende will Plagueis jedoch selbst als Schattenkanzler alle Fäden in der Hand behalten. Selbst Plagueis Antagonist Sidious ist ein Egoist vom gleichen Schlag. Auch er meint als Meister eines Tages auf die Regel der Zwei verzichten zu können, wird bei seinem Streben nach Macht jedoch unerwartet zum Herold der alten Ordnung Banes.
Es ist nicht leicht auszumachen welcher von beiden nun der "bessere" ist, Plagueis strebt zwar nach etwas Höherem, doch nur um dadurch die Regel der Zwei zu betrügen und so gar nicht altruistisch ewig an der Macht bleiben zu können, wenn sie dann erlangt ist. Palpatine hingegen hätte sich ja nicht zu beklagen, Plagueis behandelt ihn mehr als Partner denn als Schüler und so weiß er um die großen Geheimnisse Plagueis Macht, doch was wenn das Ziel einmal erreicht ist, soll er dann die ersetzbare Marionette eines außerhalb des Rampenlicht weilenden Plagueis bleiben oder gar vor dem dann wohl an seiner Macht berauschten Meister zurücktreten müssen. Palpatine will die Galaxis verändern und regieren, auch nicht altruistisch, aber zumindest hätte er vor so die Korruption zu bekämpfen, während Plagueis sich damit abfinden könnte eine durch und durch korrupte Republik für ewige Zeiten aus dem Schatten heraus zu manipulieren.
Und im Schatten des Ringens dieser beiden vollzieht sich der Wandel des ausgesprochenen Korruptionskritikers Meister Dooku zum separatistischen Grafen, der die Gräuel von Galidraan nicht abschütteln kann und sich von den Jedi im Stich gelassen fühlt. Auch kein Held. Der einzige auf den die Beschreibung "Held" passen würde wäre der junge Qui-Gon Jinn, der sich sprichwörtlich zum rechten Zeitpunkt vom verderblichen Einfluss Hego Damasks abwendet.
- Erzählerisch -
Zu allererst, James Luceno bedient sich eines etwas aufwendigeren Englisch als man es von aus der Science Fiction/Fantasy/Tie-in Dutzendliteratur gewohnt ist. Entsprechend schwieriger gestaltet sich die Lektüre, aber dafür ist auch der Anspruch an die Leser höher. Luceno versteht es außerdem wie kein zweiter im Star Wars Universum tätiger Autor die politischen Zusammenhänge der Prequel-Ära aufzuarbeiten, so faszinierend und eindringlich wie in guten Geschichtsbüchern. Soviel dazu.
DARTH PLAGUEIS beginnt eher klassisch, ein Prolog in dem Palpatine gerade Plagueis ermordet hat und eine Romanerzählung die mit dem obligatorischen Ableben von Plagueis eigenen Meister beginnt. Einfach und effektiv. Und schnell führt Luceno den Leser in Tenebrous und Plagueis Meister-Schüler-Beziehung ein, die gerade ihr Ende findet. Gut strukturiert geht es weiter, wir erfahren von Hego Damasks persönlichen "Bilderberger"-Treffen in dessen Privatressort auf einem Mond und wie er bei diesen die kriminelle, wirtschaftliche und politische Elite der Galaxis manipuliert, aber auch dass er als Darth Plagueis sehr eigene Ansichten zu seiner Aufgabe als nunmehrig alleiniger dunkler Lord hegt, aber auch welche Faszination für ihn von den Midichlorianern ausgeht. So temporeich der Beginn und so faszinierend der Mittelteil wenn der junge Palpatine in Erscheinung tritt, gegen Ende hin verliert der Roman etwas an Tempo, wird spürbar holpriger, was aber gut und gerne an den sicherlich sehr massiven Kürzungen und Änderungen liegen dürfte, unter denen schon das ursprüngliche Skript 2007 zu leiden hatte (daher eigentlich nur 4,5 von 5 möglichen Sternen).
Mit einigen Rückblenden zwischendurch erfährt man auch so manches über Plagueis Kindheit, die Origin Story sozusagen. Definitiv kein "Abenteuerroman" wie so viele Star Wars Bücher, sondern eine interessante Mischung aus Politthriller, Biografie und Geschichtsexkurs aus der Perspektive Darth Plagueis und Darth Sidious. Gerade diese Sith-Perspektive die sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht ist es was ihm einen besonderen Unterton verleiht. DARTH PLAGUEIS ist nicht nur eine Vorgeschichte zu den Prequels, sondern auch eine Vorgeschichte aus Sicht der Sith, deren Perspektive hier soviel Raum wie sonst nur in einem Darth Bane-Roman gewidmet wird.
- Resümee -
DARTH PLAGUEIS ist vieles und versucht vielen Ansprüchen zu genügen, was vielleicht auch das Problem dieses Romans ist, denn das kann er nicht. Wer einen Palpatine-Roman erwartet wird enttäuscht, wer schwarz auf weiß nachlesen will was Anakin ist, wird enttäuscht werden, wer "das" Buch über Count Dooku sucht, wird noch viel mehr enttäuscht werden und wer mehr über Darth Maul lesen will, ist hier ohnehin falsch. Allen losen Fäden zum Trotz, die James Luceno hier zusammenführt, das Buch ist und bleibt eine Lebensgeschichte Darth Plagueis und als solche sollte sie auch gelesen werden. Eine Lebensgeschichte in der Darth Sidious eine wichtige Rolle spielt und als der Überlebende auch ein gutes Recht darauf hat, dass die Geschichte zeitweise aus seiner Sicht erzählt wird.
Noch knapper: DARTH PLAGUEIS ist die höchst lesenswert, doch eine sprachlich wie inhaltlich über das Durchschnittsniveau des Expanded Universe hinausgehende Erzählung der Lebensgeschichte eines der mächtigsten Sith Lords aller Zeiten, kein simpler Abenteuerroman.