| Reihe: Star Trek Destiny, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Roman beginnt, wie er beginnen muss, um den Leser schnell in Spannung zu versetzen. Nichts ist dabei besser geeignet als Captain Picard, der selbst einmal assimiliert wurde, in einen Kampf auf Leben und Tod mit den Borg zu versetzen. Da aber nicht alles so verläuft, wie sich Picard seine Aufgabe vorstellte, ist er schließlich auf die Unterstützung von Ezri Dax und ihrem Schiff angewiesen.
Nach der Zerstörung der Caeliar-Heimatwelt, an der Erika Hernandez und ihre Besatzung nicht ganz unschuldig waren, stranden die Caeliar in der Vergangenheit. Eine unfreiwillige Mitfahrgelegenheit in die Vergangenheit sorgt dafür, dass die Columbia NX-02 ebenfalls dort landet und nicht nach Hause darf, selbst wenn sie es wollte. Sie würden sonst die Zeitströmungen stören und für Verwicklungen auf der Erde sorgen. Den Caeliar bleibt nichts anderes übrig, als sich nach einem anderen Heimatplaneten umzusehen. Die Ansprüche der weit entwickelten Rasse sind hoch gesteckt. Es reicht nicht, ein abgeschiedenes Sonnensystem zu finden, der Stern des Planeten soll zur Spektralklasse M gehören, kein intelligentes Leben tragen und einiges mehr. Dies finden sie letztlich im Planeten Erigol, den sie in Besitz nehmen.
Ausgerechnet Erika Hernandez bietet dem Chefwissenschaftler Inyx ihre Hilfe an. Erikas überlebende Besatzungsmitglieder sehen darin jedoch eher eine Zusammenarbeit mit dem Feind, nicht verstehend, dass die ganze Situation nicht stattfinden musste. In den langen Jahren ihrer Gefangenschafft wird Erika Hernandez zu einer einsamen Frau. Für die Caeliar ist sie kein vollwertiges Gesellschaftsmitglied und für die Crew einfach nur eine Verräterin. So muss sie zusehen, wie ihre ehemaligen Kameradinnen nach und nach an Altersschwäche sterben.
Captain Riker auf der USS Titan und die Besatzung gelangen zur Heimatwelt der Caeliar. Deren Isolationswünschen und Geheimnistuerei fallen auch sie zum Opfer und teilen das Schicksal der Mannschaft der Columbia NX-02. Die USS Titan hängt im Orbit um den Planeten fest und es gelingt ihr nicht, aus den Fesseln der Caeliar zu entkommen. Riker wäre kein erfolgreicher erster Offizier und jetziger Captain, wenn er nicht an einem Fluchtplan arbeiten würde. Alle erforderlichen Kräfte werden eingesetzt, um einen Plan zu schmieden, der Gefangenschaft der Caeliar zu entkommen.
Riker schlägt sich aber auch mit einem zweiten Problem herum, das familiärer Natur ist. Seine Ehefrau leidet unter einer missglückten Schwangerschaft. Dr. Ree muss sofort eingreifen, um das Leben Deanna Trois zu retten.
Gleichzeitig, während sich das Schiff im Orbit befindet, erlebt ein Landetrupp unter Leitung des ersten Offiziers Christine Vale mit, zu welchen Leistungen die hochentwickelte Zivilisation fähig ist. Diese fast als Weltwunder zu bezeichnen ist eines, sie anzuerkennen etwas anderes. Vor allem aber erweckt Verständnis, dass dieses Volk in Frieden und ohne Störung vonaußen leben will. Der Respekt für die technischen Errungenschaften und die Caeliar steigt bei jedem Einzelnen, der die Wunder schauen durfte. Es gelingt dem Landungstrupp durchaus, der ständigen Überwachung und ihren Wärtern kurzfristig zu entkommen. Ein Plan, wie genau es vonstatten gehen soll zu entkommen, entsteht zwar, doch sind die Einzelheitn noch zu undeutlich, als dass man wirklich von einem Plan und nicht von einem Vorhaben sprechen könnte. Der Trupp, dem unter anderem Keru und Tuvok angehören, erleidet jedoch eine Niederlage, indem sie durch Inyx selbst bei ihrem Vorhaben gestört werden. Sie müssen sogar ihre Tricoder abgeben, die sie als einziges technisches Hilfsmittel noch mit sich führen durften.
Captain Dax und Captain Picard entdecken gemeinsam, dass der Azur-Nebel eine Art Subraumtummel-Sammelpunkt darstellt. Daher ist für die Vertreter der Föderation klar, warum die Borg an unterschiedlichen Orten zuschlagen können, verschwinden und dann wiederum in einem ganz entfernten Teil der Galaxis für Angst und Schrecken sorgen.
Das Oberkommando der Sternenflotte versucht eiligst eine Flotte aus eigenen Schiffen im Verbund mit denen verbündeter Streitkräfte zusammenzustellen. Dadurch entsteht eine Verlegung des Kriegsschauplatz in den Delta-Quadranten. Zur selben Zeit sind Captain Dax und Captain Picard nicht untätig. Sie untersuchen mit ihren beiden Schiffen, der USS Aventine und die USS Enterprise, einen Zugang der Subraumtunnel nach dem anderen. Die Suche nach dem Weg, den die Borg genommen haben, erweist sich als zeitaufwändig. Zudem tauchen neue Probleme in Gestalt der auf. Ein Kampfgeschwader der Hirogen nähert sich den Föderationsschiffen und sorgt für großen Ärger, als einige der Beutejäger an Bord der beiden Sternenflottenschiffe gelangen.
Auf der Erde hingegen bekommt Präsidentin Nanietta Bacco jede Menge Gegenwind zu spüren. Ihre Politik wird nicht von jedem mitgetragen. Gleichzeitig muss sie eine Verteidigungslinie aufbauen, um sich mit allen Kräften gegen die Borg verteidigen zu können.
David Mack schafft es wieder einmal mehr, die Leser der Serie zu fesseln und, um beim Bild zu bleiben, neue Leser einzufangen, sie in den Corral zu packen und erst wieder freizugeben, wenn das Brandzeichen Star Trek auf der Stirne prangt. Infiziert mit den neuen Abenteuern, werden die Leser zu Verfielfältigern und David Mack zum neuen Star unter den Star-Trek-Autoren. Mit seiner flotten Erzählweise bietet er spannende Geschichten an, die auch altgediente Trekkies wieder neu an die Serie binden.
Dabei fällt fast gar nicht auf, dass der Roman ein zweiter Teil ist. Generell neigen zweite Teile dazu, in Handlung, Spannung und der Beschreibung der Charaktere, deren Beziehungen zueinander sowie deren Hintergründen etwas durchzuhängen, um nur den Roman fortzuführen und die Spannung zum Abschlussband aufzubauen.
Die Geschichte um Erika Hernandez und die Caeliar bildet das Herzstück des Romans. Vor allem der Charakter der Erika Hernandez trägt das Buch. Ihre Gefangenschaft, ihre Probleme, aber auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit ihren Gegnern, in deren Hände sie gefallen ist. Die Tragik, die sie umgibt, ist dabei fast so beschrieben, wie es in den Tragödien eines Theaterstücks gang und gäbe ist.
Aber auch die anderen Handlungsstränge bereiten sich darauf vor, im nächsten Roman ein Ende zu finden. Folgt man den leisen Tönen, die zwischen den Zeilen gefunden werden, so erwarte ich nicht unbedingt ein glorreiches, aber doch ein überraschendes und überzeugendes Ende.
Gewöhnliche Sterbliche - die Rezension von Jürgen Eglseer
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