Titel: Sonne, Klon und Sterne Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Science Fiction im Schulunterricht - dieses Genre wird aufgrund der immer noch in der breiten Gesellschaft vorherrschenden Meinung bezüglich Schund und Trivialliteratur dort immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Lediglich wenige Werke haben es in den Unterricht geschafft - beispielsweise "1984" von George Orwell, "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley oder "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury. Die breite Masse bleibt den Schülern verschlossen.
Mit der bei Klett erschienenen Anthologie "Sonne, Klon und Sterne" rücken sowohl aktuelle Jugendliteratur als auch klassische Werke in den Unterricht. Für Schüler etwa ab Jahrgangsstufe 9 werden Auszüge bekannter Romane bereitgestellt, die teilweise etwas aus dem Zusammenhang gerissen scheinen, jedoch durchaus für sich selbst stehen können und dadurch neugierig auf den Rest des Werkes machen.
Die Anthologie ist in vier Bereiche eingeteilt. In "Von Stern zu Stern" schildern Autoren wie Andreas Eschbach, Robin Klein, Stanislaw Lem oder Ray Bradbury die Schwierigkeiten und Schattenseiten der Raumfahrt, besonders wenn Außerirdische mit ins Spiel kommen und das Ganze verkomplizieren. Auf den Spuren von William Gibson reisen in dem Kapitel "Virtual? Reality!" die Autoren Thomas Feibel, Chris Westwood und Herbert W. Franke (einer meiner persönlichen Favoriten) durch den menschlichen Cyberspace. Sie schildern eine Zukunft, in der der Mensch fortfährt, mit den von ihm selbst geschaffenen Maschinen und Computern zu verschmelzen, und dadurch sein eigenes Ich aufgibt.
In "Experiment Mensch" wird diese Idee weitergesponnen, hier steht jedoch nicht der Computer im Vordergrund, sondern die Weiterentwicklung des menschlichen Körpers. Ob Unsterblichkeit oder parapsychische Gaben, die sowohl Licht- als auch Schattenseiten nach sich ziehen. Margaret Peterson Haddix, Andreas Eschbach, Birgit Rabisch, Charlotte Kerner und Aldoux Huxley schildern hier Passendes zum Thema, besonders Huxleys Exkurs über die fließbandartige Herstellung des Menschen ist sicherlich fast jedem aus dem oben bereits genannten Roman von ihm bekannt. Zu guter Letzt geht es in "Schöne neue Welten" um die Fortführung der Gesellschaft auf der Erde oder anderen Planeten. Dass das Ganze durchaus alptraumartige Züge annehmen kann, stellen die Autoren Margaret Peterson Haddix, Reinhold Ziegler, Arnulf Zitelmann und Rodman Philbrick dar.
Ich hoffe, dass die gelungene Anthologie "Sonne, Klon und Sterne" Aufnahme in den Lehrplan des einen oder anderen Deutsch-Lehrers findet, sie zeugt von der Vielseitigkeit der Science Fiction und der Ernsthaftigkeit des Genres. Gerade die breite Auswahl an aktueller und klassischer Literatur, vermengt mit allgemein bekannten Autoren wie Lem oder Bradbury, macht es viel leichter, die vielleicht vorhandene Hemmschwelle zu überwinden.
Meine Bewertung: 10 von 10 Punkten