Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit der vorliegenden Kurzgeschichtensammlung des amerikanischen Spitzenautors Dan Simmons eröffnet die neu gegründete Festa & Nagula OHG ihr Verlagsprogramm gleich mit einem hochwertigen Titel. Weitere werden in den kommenden Monaten folgen, denn bei Orson Scott Card, Nancy Kress, John Barnes und Robert J. Sawyer ist es dem Verlag gelungen, einige der besten SF-Werke dieser Autoren einzukaufen. Bislang wurden Autoren wie O.S. Card bei Bastei-Lübbe und Nancy Kress und John Barnes bei Heyne und letzterer auch bei Bastei-Lübbe verlegt. Aufgrund der Reduzierung in den SF-Programmen der Verlage wurde von diesen Autoren in den letzten Jahren so gut wie gar nichts mehr verlegt oder sie fanden gar keine Berücksichtigung wie Robert J. Sawyer, so dass Michael Nagula als verantwortlicher Lektor aus dem Vollen schöpfen kann.
Für SF-Leser stellt diese Reihe eine wirkliche Bereicherung dar, denn sie bietet durchweg SF-Romane und -Kurzgeschichtensammlungen auf hohem schriftstellerischem Niveau, und so ist es nicht verwunderlich, wenn der erste Band der Reihe sich sehr gut verkauft hat.
Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass Dan Simmons nicht nur im SF-Bereich literarisch tätig ist, sondern auch als Horror- und Thrillerautor. Mit "Ilium" erschien vor kurzem ein umfangreicher Roman, mit dem Dan Simmons seine außergewöhnliche Sprachgewandtheit und erzählerische Kraft einmal mehr unter Beweis stellte. Den meisten SF-Lesern dürfte er aber durch seine Hyperion-Romane bekannt geworden sein, die gerade wieder bei Heyne und Blanvalet neu aufgelegt wurden.
Die hier vorliegende Kurzgeschichtensammlung vereint fünf Geschichten, die in der Zeit von 1995 -2002 erschienen. Da Dan Simmons bekanntlich kein Kurzgeschichtenautor ist, verwundert einen der lange Zeitraum nicht.
Bereits allein für sich sehr lesenswert sind das Vorwort und die ausführlichen Einleitungen zu den jeweiligen Kurzgeschichten. Dan Simmons erzählt hier nicht nur die Entstehungsgeschichte der einzelnen Kurzgeschichten, sondern auch viel über sein privates Umfeld und sich selbst. Allein diese Texte haben bereits den Kauf von "Welten und Zeit genug" lohnenswert gemacht, denn die erzählerischen Qualitäten des Autors kommen bereits hier voll zur Geltung und sagen mehr über den Autor aus als dies in den meisten Interviews der Fall ist.
Hervorzuheben ist zum Einen "Die verlorenen Kinder der Helix", in der Dan Simmons in sein Hyperion-Universum zurückkehrt und diesem eine weitere Facette hinzufügt. Er kommt hier durchaus einem Wunsch seiner Leser und auch seiner Verleger nach, die gerne weitere Werke aus diesem faszinierenden Universum lesen bzw. verlegen würden. Der Leser kann auf eine weitere Rückkehr ins Hyperion-Universum hoffen, denn Dan Simmons hat noch einiges zu erzählen, wie er preisgibt.
Zum anderen ragt "Mit Kanakardes auf dem K2" aus der Sammlung heraus. Ein Bergsteigertrio wird dazu verpflichtet, einen Außerirdischen auf seine geplante Besteigung des K2 mitzunehmen. Die Regierung erhofft sich so mehr Informationen über die Besucher aus dem Weltraum, die bislang wenig auskunftsfreudig waren. Den Männern hingegen winkt als Gegenleistung die Besteigung des Olympus Mons auf dem Mars. Eindrucksvoll gelingt es dem Autor hier, die jeweiligen Charaktere auszuarbeiten und ihre Bergbesteigung in Szene zu setzen. Die Darstellung der gesamten Umgebung ist überaus plastisch und lebendig. Die einzelnen Figuren agieren ebenso und die Charakterisierung des Außerirdischen ist dem Autor wirklich gelungen. Eine Perle der SF-Kurzgeschichte!
Wer mehr über diese SF-Reihe wissen möchte, der sollte das Interview mit Michael Nagula lesen, welches unter www.misterfantastik.de zu finden ist oder einfach www.festa-verlag.de anklicken.