| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die imperialistischen Kräfte Amerikas haben gewonnen: Republikaner und Demokraten sind zu einer Partei verschmolzen und regieren mit nahezu unbegrenzter Macht seit 70 Jahren die USEA, die United States of Europe and America. So ist es auch nicht verwunderlich, dass mit Rudi Kalbfleisch ein Deutscher das Amt des Präsidenten bekleidet. Doch was nur wenige wissen: Kalbfleisch ist ein Simulacrum, eine virtuelle Persönlichkeit, die nur geschaffen wurde, um das Volk zu beherrschen. Die eigentliche Macht liegt schon seit 70 Jahren bei Nicole Thibodeaux. Doch sie ist auf ihre Weise ebenso unecht, wird sie doch inzwischen von der vierten Schauspielerin verkörpert.
Vor diesem Hintergrund lässt Dick fast ein Dutzend Charaktere agieren:
Chic und Vince Strikerock, zwei Brüder, die nicht nur um dieselbe Frau buhlen, sondern auch für zwei konkurrierende Unternehmen arbeiten, die darüber wetteifern, wer für die Regierung den neuen Präsidenten designen darf.
Dr. Superb, der letzte Psychiater der USEA, dessen größter Patient der telekinetische Klavierspieler Richard Kongrosian ist, der sich jeden Tag neue Psychosen ausdenkt und de facto unheilbar ist.
Nicole Thibodeaux, die gegen inspirative Untergebene kämpft und aus der Vergangenheit Hermann Göring holt, damit dieser das langsam zerfallende System rettet, obwohl sie längst weiß, dass die Regierung ihrem Untergang entgegengeht.
Loony Luke und seine mobilen Verkaufsplattformen, auf denen er Emigrationswilligen Raumschiffe für den Flug zum Mars verkauft, und dessen Mitarbeiter Al Miller mit seinem Freund Ian Duncan (der im selben Haus wohnt wie Chic und Vince) ein musikalisches Duo bildet, das sich in den Kopf gesetzt hat, Nicole Thibodeaux in ihrer Musestunde ein Ständchen darzubieten.
Verwirrt? Nun, das ist eigentlich bei weitem noch nicht alles. Philip K. Dick hat in dieses Buch Ideen reingesteckt, die eigentlich für drei Bücher gereicht hätten. Auch die Vielzahl der Charaktere sollte eigentlich ein Hindernis sein, aber irgendwie gelingt es Dick, dem gerecht zu werden. Die Geschichte verfügt über eine herrliche Menge an Erzählsträngen, die untereinander zu einem Netz verbunden sind und so eine unglaublich dichte Geschichte erzählen - vor der Abenddämmerung eines sterbenden, tolitaritären Regimes. Dick selbst wollte nie politisch sein, aber wenn man das Regime des Romans mit der heutigen Bush-Administration vergleicht, dann fallen einem schon ein paar Ähnlichkeiten auf. Der Roman wird zur Persiflage der jetzigen US-Regierung, auch wenn das nie so gedacht war.
Ich habe den Roman vor ca. 8 Jahren zum ersten Mal gelesen - damals noch in einer gekürzten Übersetzung des Ullstein-Verlages. Der Roman blieb mir damals in schlechter Erinnerung, was zum großen Teil an der Übersetzung und den Kürzungen liegen dürfte. Hinzu kommt, dass dieser Roman keineswegs für Leute geeignet ist, die sich noch nie mit Philip K. Dick beschäftigt hatten (bei mir war dies damals der Fall). Man sollte zwei, drei Romane des Autors gelesen haben, denn sonst wird man von der bizarren Welt schlicht überfahren.
Beim zweiten Lesen des Romans - diesmal in der kompletten, überarbeiteten Übersetzung - war das ein ganz anderer Eindruck und ich frage mich, ob der Roman, wenn ich ihn einmal zum dritten Mal lese, mir noch besser gefallen wird. So gebe ich dem Roman nicht wie einst 5, sondern jetzt 8 von 10 Punkten.
Besonders erwähnt sei noch das ganz hervorragende Nachwort von Norman Spinrad, der über seine ganz persönliche Erfahrung mit Philip K. Dick berichtet. So schreibt er z. B., dass Dick ihn angerufen hatte (er hatte zuvor noch kein Wort mit Dick gewechselt) und zu ihm meinte: "Hör mal, ich habe mit meiner Freundin Schluss gemacht und sitze hier in einer Klapsmühle in Vancouver, leide an schweren Depressionen und überlege, ob ich mich umbringen soll. Andererseits habe ich das Angebot, nach Orange County zu ziehen und mich dort behandeln zu lassen. Was meinst Du?". Wer wissen will, was Spinrad darauf antwortet, der soll sich das Buch kaufen. Ich kann nur sagen: Für diese Aufmachung erhält der Verlag Höchstpunktzahl.
Vor diesem Hintergrund lässt Dick fast ein Dutzend Charaktere agieren:
Chic und Vince Strikerock, zwei Brüder, die nicht nur um dieselbe Frau buhlen, sondern auch für zwei konkurrierende Unternehmen arbeiten, die darüber wetteifern, wer für die Regierung den neuen Präsidenten designen darf.
Dr. Superb, der letzte Psychiater der USEA, dessen größter Patient der telekinetische Klavierspieler Richard Kongrosian ist, der sich jeden Tag neue Psychosen ausdenkt und de facto unheilbar ist.
Nicole Thibodeaux, die gegen inspirative Untergebene kämpft und aus der Vergangenheit Hermann Göring holt, damit dieser das langsam zerfallende System rettet, obwohl sie längst weiß, dass die Regierung ihrem Untergang entgegengeht.
Loony Luke und seine mobilen Verkaufsplattformen, auf denen er Emigrationswilligen Raumschiffe für den Flug zum Mars verkauft, und dessen Mitarbeiter Al Miller mit seinem Freund Ian Duncan (der im selben Haus wohnt wie Chic und Vince) ein musikalisches Duo bildet, das sich in den Kopf gesetzt hat, Nicole Thibodeaux in ihrer Musestunde ein Ständchen darzubieten.
Verwirrt? Nun, das ist eigentlich bei weitem noch nicht alles. Philip K. Dick hat in dieses Buch Ideen reingesteckt, die eigentlich für drei Bücher gereicht hätten. Auch die Vielzahl der Charaktere sollte eigentlich ein Hindernis sein, aber irgendwie gelingt es Dick, dem gerecht zu werden. Die Geschichte verfügt über eine herrliche Menge an Erzählsträngen, die untereinander zu einem Netz verbunden sind und so eine unglaublich dichte Geschichte erzählen - vor der Abenddämmerung eines sterbenden, tolitaritären Regimes. Dick selbst wollte nie politisch sein, aber wenn man das Regime des Romans mit der heutigen Bush-Administration vergleicht, dann fallen einem schon ein paar Ähnlichkeiten auf. Der Roman wird zur Persiflage der jetzigen US-Regierung, auch wenn das nie so gedacht war.
Ich habe den Roman vor ca. 8 Jahren zum ersten Mal gelesen - damals noch in einer gekürzten Übersetzung des Ullstein-Verlages. Der Roman blieb mir damals in schlechter Erinnerung, was zum großen Teil an der Übersetzung und den Kürzungen liegen dürfte. Hinzu kommt, dass dieser Roman keineswegs für Leute geeignet ist, die sich noch nie mit Philip K. Dick beschäftigt hatten (bei mir war dies damals der Fall). Man sollte zwei, drei Romane des Autors gelesen haben, denn sonst wird man von der bizarren Welt schlicht überfahren.
Beim zweiten Lesen des Romans - diesmal in der kompletten, überarbeiteten Übersetzung - war das ein ganz anderer Eindruck und ich frage mich, ob der Roman, wenn ich ihn einmal zum dritten Mal lese, mir noch besser gefallen wird. So gebe ich dem Roman nicht wie einst 5, sondern jetzt 8 von 10 Punkten.
Besonders erwähnt sei noch das ganz hervorragende Nachwort von Norman Spinrad, der über seine ganz persönliche Erfahrung mit Philip K. Dick berichtet. So schreibt er z. B., dass Dick ihn angerufen hatte (er hatte zuvor noch kein Wort mit Dick gewechselt) und zu ihm meinte: "Hör mal, ich habe mit meiner Freundin Schluss gemacht und sitze hier in einer Klapsmühle in Vancouver, leide an schweren Depressionen und überlege, ob ich mich umbringen soll. Andererseits habe ich das Angebot, nach Orange County zu ziehen und mich dort behandeln zu lassen. Was meinst Du?". Wer wissen will, was Spinrad darauf antwortet, der soll sich das Buch kaufen. Ich kann nur sagen: Für diese Aufmachung erhält der Verlag Höchstpunktzahl.