Titel: Sergej: Der wandernde Krieg Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Sebastian Kant und seine Frau Sarah lebten noch nicht lange zusammen, als Sarah von einer Gruppe von Männern grausam misshandelt und getötet wird. Die Männer werden nie bestraft. Sebastian nimmt das Recht in seine eigenen Hände und tötet sie, einen nach dem anderen. Er wird gefasst und in eine Heilanstalt eingesperrt. Durch einen Brand in der Anstalt erhält er nach zwei Jahren die Möglichkeit zur Flucht. Freunde statten ihn mit einer neuen Identität aus und helfen ihm, sich neu im Leben einzurichten. Sein neuer Name ist Sergej und er macht sich auf, nun auch noch die wenigen verbliebenen Mörder seiner Frau zu töten. In dieser Zeit lernt er Erin kennen und lieben. Er erzählt ihr von seinem Rachefeldzug, von dem er eines Tages ein merkwürdiges Kartenspiel mitbringt, das er bei einem seiner Opfer fand. Erin versucht, das Spiel zu enträtseln und stößt auf Spuren eines uralten, immer fortdauernden Krieges, in dem die Menschen einst als Schachfiguren für höhere Mächte dienten.
Das Buch erzählt dem Leser auch, wie sich dieser Krieg auf Sergej, Erin und einige andere Personen heute auswirkt. Ein Meister des wandernden Krieges hat diesem irgendwann den Rücken gekehrt und ist auf einen vergangenen Kriegsschauplatz, unsere Erde, zurückgekehrt. Mit ihm haben, ohne sein Wissen, zwei Repräsentanten der beiden Krieg führenden Parteien „Rot“ und „Weiß“ ebenfalls das Tor zu unserer Welt durchschritten. Beide versuchen nun, auf der Erde die entscheidende Schlacht vorzubereiten, die den Krieg mit dem Sieg einer Seite vielleicht für immer beenden könnte. In Sergej erwacht nun langsam der Meister des Krieges. Er greift in den ausbrechenden Kampf zwischen Rot und Weiß ein und schließt das Tor zu unserer Welt.
Was erzählt uns dieses Buch wirklich? Schon die Zusammenfassung des Inhalts fällt nicht leicht. Hier wird auf mehreren Ebenen eine Geschichte beschrieben, die nicht unter nur eine Überschrift passt. Die Geschichte handelt von Sebastian, der zu Sergej wird und dann zum Meister des Krieges. Sie handelt von Erin, die Sergej liebt, seine Vergangenheit als Sebastian akzeptiert und Forschungen zum wandernden Krieg anstellt. Sie handelt vom Dorf Neurath, dessen Einwohner in den Wahnsinn eines Kampfes gezogen werden, den sie nie die Chance haben zu verstehen. Sie handelt von einigen wenigen Bewohnern des Dorfes, die dem Wahnsinn widerstehen können und mit ihren schwachen Kräften versuchen, ihn zu bekämpfen.
Wir sehen auch hie und da einen Schatten dieses seit Ewigkeiten währenden Krieges zwischen Rot und Weiß. Figuren tauchen auf, Symbole und Repräsentanten der einen oder anderen Seite, Kinder, Generäle, Boten. Sie bleiben geheimnisvoll, flüchtig.
Wer sind diese Meister des Krieges? Antworten gibt uns das Buch nicht, alles bleibt im Dunkeln. Erin bietet eine mögliche Erklärung als Ergebnis ihrer Forschungen an. Sie vermutet, dass der in allen irdischen Kulturen existierende Mythos vom Kampf zwischen Gut und Böse eine Erklärung in dem immerwährenden Krieg findet. Wir können nicht erkennen, ob dies ein richtiger Ansatz ist. Es wird nicht erklärt, ob Rot oder Weiß die Guten sind, ob Rot und Weiß überhaupt in eine dieser Kategorien eingeordnet werden können. So scheint der Kampf zwischen Gut und Böse am Ende des Buches nur ein unzureichender Versuch, etwas Unerklärliches erklären zu wollen.
Einiges bleibt offen am Ende des Buches. War die Schließung des Tores in Neurath wirklich ein endgültiger Sieg? Was geschieht mit dem Meister des Krieges, der nun Sergejs Körper bewohnt? Gibt es Sergej noch? Der Autor plant eine Fortsetzung dieses Buches, in der wir hoffentlich einige Antworten erhalten. Das Buch ist aber auch gut als Einzelband lesbar.
Mir gefiel die Geschichte und die Art, wie sie erzählt wurde. Die Fortsetzung werde ich sicher lesen. Ich bin gespannt, wie es mit dem wandernden Krieg weitergeht.