Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Es hätte alles so schön werden können. Endlich war die verfluchte Klassenfahrt zu Ende. Endlich würden ihre neuen Mitschüler Bobby nicht mehr 24 Stunden am Tag auf die Nerven gehen. Nur noch ein letzter Stop des Reisebusses, eine letzte Pause und dann würde die finale Etappe der Rückfahrt beginnen. Aus dem Bus aussteigen? Mit den anderen essen gehen? Soweit kam es noch! Bobby konnte ja nicht ahnen, dass ihr genau das das Leben retten würde - und zugleich auch den Auftakt ihres Kampfes um selbiges bedeutete.
Kritik:
Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Blog den Kurzfilm "Untot in Deutschland" durch die Mangel genommen. Was ich jedoch dabei nicht verraten habe: bei diesem handelte es sich um den filmischen Prolog zu dem hier vorliegenden Buch. Ich war relativ begeistert vom Film und im nachhinein betrachtet muss ich auch sagen, dass mich die Werbeaussagen auf der Rückseite des Buches (“Blutig, witzig, schnell – ein echter Pageturner”) anfangs etwas abgeschreckt hat, sich letztlich aber als nicht übertrieben heraus gestellt hat.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich die Unsitte, Bücher aus der Ich-Perspektive und im Präsens zu schreiben (offenbar durch die Panem-Romane wieder ganz groß in Mode) nicht nachvollziehen kann. Ich mag diesen Stil nicht sonderlich, sondern bin da eher Freund der althergebrachten Erzählweise aus der Sicht eines unbeteiligten Dritten. Im Falle von “Untot – Lauf, solange du noch kannst” wurde leider diese unschöne Methode aufgegriffen. Okay, mit der Zeit gewöhnt man sich dran. Dazu trägt vor allem auch McKays Erzählweise bei. In diesem Roman wird das Gaspedal eigentlich von Anfang an voll durchgetreten, die Autorin hält sich nicht lange damit auf, ihre Geschichte langsam aufzubauen, sondern wirft den Leser von Beginn an in die sich schnell entwickelnde Apokalypse. Die Spannung bleibt natürlich bei dieser rasanten Erzählweise nicht auf der Strecke, sondern baut sich dem Erzähltempo angepasst schnell auf – und bleibt auch bis zum (bitterbösen, wenn auch vorab zu erahnenden) Ende erhalten. Bedingt durch die Konventionen des Zombie-Genres kann man zwar nicht erwarten, dass man es hier mit einem Werk zu tun hat, welches das Genre neu erfindet, man bewegt sich jedoch auf einem dauerhaft hohen Niveau, wenn auch vieles – zumindest für den Kenner – doch etwas vorhersehbar erscheint. Dennoch, der Begriff “Pageturner” trifft den Nagel schon ziemlich auf den Kopf, denn das Gesamtwerk ist sehr dazu angetan, es nicht mehr aus der Hand zu legen, bis man es schließlich durchgelesen hat.
Man sollte an dieser Stelle erwähnen, dass “Untot” als Jugendbuch konzipiert wurde. Dementsprechend sind auch die Protagonisten recht jung – was der Qualität aber keinen Abbruch tut. Die Erzählerin Bobby wirft dabei oftmals mit (passend eingesetzten) sarkastisch-zynischen Kommentaren um sich, die auch den erwachsenen Leser sicherlich immer wieder zum Grinsen bringen werden. Nicht, dass aus dem Buch dadurch eine Komödie werden würde, aber die Autorin lockert durch diesen Kniff die eigentlich bedrückende Endzeitstimmung, die normalerweise unisono mit ihrem Setting einher gehen würde, doch beträchtlich auf – vergisst dabei aber nicht, an der einen oder anderen Stelle immer mal wieder eine recht blutige Einlage einzustreuen, wie sie zu einem Zombie-Roman nun einmal auch dazu gehört (und die des öfteren auch wieder für einen markigen One-Liner von Bobby sorgen). Natürlich sollte man jetzt keinen ausgemachten Splatter-Schinken erwarten, denn wie gesagt: es handelt sich hier um ein Jugendbuch, welches auf die zu explizite Gewaltdarstellung hinsichtlich der angepeilten Zielgruppe zwangsläufig verzichten muss. Ich denke auch, dass Blut- und Gewaltorgien, wie man sie aus vielen Beiträgen zu diesem Thema kennt, die gelungene Atmosphäre und den sich wohltuend vom Standard abhebenden Stil doch deutlich in seiner Wirkung abgeschwächt hätten. Die Charaktere selber bleiben jedoch an mancher Stelle leider etwas blass, so erfährt man zwar einiges zu McKays Hauptfigur, die anderen – ebenso wichtigen – Teenager werden aber auf die Klischees beschränkt, die man aus Zombiegeschichten so kennt (Nerd, Tussi, Anführer), ohne sie dabei aber mit einem passablen Hintergrund auszustatten. Schade, hier wäre etwas mehr Background zu Smitty, Alice und Pete schon nicht uninteressant gewesen.
Fazit:
“Untot – Lauf, solange du noch kannst” ist ein sehr gelungener und durch die außergewöhnliche Perspektive streckenweise erfrischend anderer Beitrag zum doch recht ausgelutschten Zombie-Genre. Die beworbene Pageturner-Qualität ist auf jeden Fall gegeben, die gut 350 Seiten waren nach etwa 2 1/2 Tagen Schnee von gestern. Und auch wenn es sich hier um ein Jugendbuch handelt, sollte auch der erwachsene Genre-Freund ruhig mal einen Blick in den Roman riskieren.
Bewertung: 7/10 Punkten