Titel: Zombieparade Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Klappentext:
Kritik:
Hier hat Brooks eigentlich zwei Geschichten um zwei unterschiedliche Personen verfasst, die nichts miteinander zu tun haben. Ob das nun ein Kniff war, um auf immerhin 22 Seiten Story zu kommen, lasse ich nun einmal dahin gestellt, denn Tatsache ist, dass es sich bei “Steve und Fred” um einen der besseren (wen nicht sogar den besten) Teile des Büchleins handelt. Die Story um Steve krankt zwar auch unter der Tatsache, dass man rein gar nichts über den Protagonisten erfährt, hat aber den großen Vorteil, dass er schnell und actionreich geschrieben ist – und die kurze “Laufzeit” auch lediglich dazu nutzt, eine einzige kurze Szene zu beschreiben, was Brooks auch sehr gut gelingt. Spannend und knackig, sehr gut für eine Shortstory.
Fred hingegen ist nun genau das Gegenteil, funktioniert aber auch sehr gut. Hier geht es um einen einzelnen Überlebenden, der sich schon eine geraume Weile in einer Hoteltoilette versteckt. Brooks setzt hier natürlich nicht auf Action, sondern nutzt geschickt die klaustrophobischen Anfälle seines Protagonisten und lässt ihn seine eigene Situation rekapitulieren. Zwar nicht gerade das, was man eine Ausgeburt an Spannung nennen würde, aber hier sollte sich wohl eher auf die Dramatik konzentriert werden – was auch wieder gelungen ist. Diese Episode ist also wirklich so durchgeflutscht.
Die Titelgeschichte, in der neben Zombies nun auch Vampire auftauchen. Vermittelte Brooks im (echt lesenswerten!) Zombie Survival Guide und auch hier im Vorwort noch den Eindruck, dass er sich tatsächlich für jemanden hält, der sich ernsthaft mit einer gegeben Gefahr auseinander setzt, demontiert er sein Selbstportät hier deutlich. Was aber nicht heißen soll, dass die Geschichte schlecht ist, im Gegenteil. Sie ist die umfangreichste in dieser Sammlung und birgt neben einer tatsächlich spannenden Story auch ein nicht zu knappes Maß an Anspielungen auf unsere heutige Gesellschaft. Klingt ein bisschen so, als ob sich da jemand bei Romero hat inspirieren lassen? Ja, eindeutig. In den Topf wurden dann noch ein, zwei eigenständige Elemente geworfen und fertig war ein gut schmeckendes, wenn auch sehr kurzes, Menü. Erwähnen sollte man noch, dass hier den Charakteren im Gegenzug zu den anderen Geschichten auch etwas mehr Tiefgang verliehen wurde, was tatsächlich dazu führt, dass man sich zumindest ansatzweise mit dem erzählenden Vampir identifizieren kann.
Geschichte 4: Die Chinesische Mauer
Die letzte Geschichte ist wieder sehr kurz geraten und wie ein Interview aufgebaut. Die Protagonistin ist eine Chinesin, die vom Bau der (neuen) chinesischen Mauer erzählt, der persönlichen Leidensgeschichte, die damit einher gegangen ist und natürlich auch von den Schwierigkeiten, die die Untoten dabei gemacht haben. Leider muss man sagen, dass die Idee zwar gut ist, die Umsetzung aber eher langweilt. Man hat tatsächlich den Eindruck, es mit einem Interview für ein Magazin zu tun zu haben, nicht mit Unterhaltungsliteratur. Gut und schön, aber in letzter Instanz erwarte ich von einem Roman/ einer Kurzgeschichte eben dieses: unterhalten zu werden. Da hilft leider auch der – in dieser Story noch einmal etwas dicker aufgetragene – sozialkritische Anstrich nicht. Nette Idee, aber meines Erachtens nach am Ziel vorbei geschossen.
Man sieht also, dass Brooks mit “Zombieparade” mehrere gänzlich unterschiedliche Ansätze verfolgt, diese aber nur bedingt funktionieren. Eines haben sie aber alle gemein: stilistisch kann man sich über den Autoren nicht beschweren. Sie sind gut geschrieben, verfallen aber nicht in einen “Larifari-Erzählstil”, der für das Zombiegenre (wenn auch eher im Filmbereich) mittlerweile ja trauriger Alltag ist. Wären die Inhalte jetzt alle auf einem ähnlichen Niveau wie die zweite und die dritte Geschichte gewesen, hätte man trotz aller Kürze also von einem rundum gelungenen Werk sprechen können.
Fazit:
Das Konzept “Kurzgeschichten” wird hier zielgerichtet umgesetzt. Hätte Brooks nun ein paar Seiten mehr verfasst und in den “langsamen” Episoden seinen Figuren mehr Tiefe verliehen, wäre vermutlich ein gutes Buch heraus gekommen. So muss man leider sagen, dass es nur mit Abstrichen empfehlenswert ist. Ich bin gespannt auf “Operation Zombie” – den Survival Guide sollte man übrigens für spontane Apokalypsen-Fälle unbedingt parat liegen haben.