Titel: Morland Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Morland ist im hohen Norden gelegen. Dort sind die Zeiten so schlecht sind, dass die Menschen hungern. Dort lebt Juri, der sich an einer Reise zum Gebirge beteiligt und plötzlich erleben muss, wie das Lager, in dem er gerade noch lebte, überfallen und alles niedergemacht wird. Eben noch Familienvater, ist er jetzt plötzlich allein. Es fehlt an allem, wie Kohle, Öl und Erdgas. Die Erzvorkommen sind spärlich und kaum die Arbeit wert, die der Abbau mit sich bringt. Die Berichte sprechen von wesentlich mehr Eisen, Kupfer und Nickel als tatsächlich gefunden werden. Der Hunger bringt die Menschen dazu, die Obrigkeit zu verfluchen und für alles verantwortlich zu machen. Sehr laut sollte man seine Meinung jedoch nicht von sich geben. Die Geheimpolizei ist überall und greift rigoros ein. Gleichzeitig erschüttert eine Mordserie die Welt. Überall tauchen kopflose Leichen auf. Im gleichen Zeitraum tauchen Kinder auf, die Fähigkeiten besitzen, die seit vielen Jahrhunderten als vergessen galten. Natürlich ist die Geheimpolizei daran interessiert, der Kinder habhaft zu werden. Eine andere Arbeit der Geheimpolizei ist es, den Machterhalt des Präsidenten Begarel zu sichern. Die Verfassung lässt eine dritte Amtszeit nicht zu und der oberste Richter und Wächter der Verfassung wird umgebracht. Sein wohlbehüteter Sohn York beobachtete diese Freveltat und wird unter Hausarrest gestellt. York kann fliehen, nicht zuletzt weil er die Gabe der Teleportation besitzt, und trifft unterwegs auf die dreizehnjährige Tess, die aus einem städtischen Waisenhaus, das eher einer Prügelanstalt ähnelt, entkam. Die Behandlung, die die Kinder dort erfahren, ist schrecklich und eine Flucht fast unmöglich. Tess entdeckt, dass sie übernatürliche Kräfte freisetzen kann, wenn sie in eine ausweglose Lage gerät. Dritter im Bunde ist Hakon, ein junger Artist, der Gedanken lesen kann. Aber nicht nur das, er besitzt zudem die Kraft, sich ganz in andere Personen hineinzuversetzen, und kennt sie dann besser, als sie sich selbst.
Die Jugendlichen kommen mit der Armee der Morgenröte und ihrem Anführer Henrikson in Berührung. Diese Menschen sind es, die sich gegen den Diktator und dessen Geheimpolizei stellen. Doch die Gegner sind noch lange nicht richtig organisiert. Sehr bald spüren sie, dass sie nicht die Einzigen sind, die über paranormale Gaben verfügen, die Gaben, die einst die Eskatay besassen, welche daran untergingen. Nein, auch die Gegner sind in der Lage, die seltenen Gaben anzuwenden.
Unterdessen ist Inspektor Lennart damit beschäftigt, die Mordserie zu untersuchen. Seine Arbeit ist wohl nicht ganz den Oberen gefällig, und so wird er ins Innenministerium befördert. Als einer der seltenen ehrlichen Beamten will er die ungesetzlichen Taten der Geheimpolizei, etwa Selbstmordattentate, die der Opposition in die Schuhe geschoben werden sollen, nicht mittragen und befindet sich daher auch bald auf der Flucht.
Das Buch ist schon faszinierend geschrieben, das Hörspiel dazu gelungen umgesetzt. Die Welt hört sich nordisch an, die Namensgebung scheint aus der nordeuropäischen Sprachenfamilie. Das Land lebt noch mit Dampfzügen und ähnlich vergänglich anmutender Technik. Die Technik des Hörspiel hingegen ist wesentlich aufwändiger. Leonard Koppelmann gelang es, aus dem Fantasy-Roman ein schnelles, fesselndes Hörspiel zu gestalten. Erzählerische Atmosphäre, unterstützende Musik und eine gelungene Geräuschkulisse lassen dem Zuhörer keine Chance: Es gelingt nicht, in den vier Stunden Spielzeit etwas anderes zu tun als zuzuhören. Celine Vogt als Tess und Benjamin Degen als York sind eine gelungene Besetzung, die im Laufe der Zeit immer besser in ihre Rollen schlüpfen. Auch die anderen Sprecher, zu denen etwa der Komiker Bastian Pastewka gehört, überzeugen und gestalten ein hervorragendes Hörspiel.