Titel: Das Schwert der Erinnerung Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der vorliegende Fantasy-Roman Das Schwert der Erinnerung ist der erste Roman des Amerikaners Mike Shultz, der von sich behauptet, ein Gestaltwandler vom Mars zu sein.
Mike Shultz erzählt die Geschichte des jungen Bogenbauers Ankmet aus Essop. Sein Vater Ammon wird von Dämonen still gemacht und lebt von da an als seelenloses Etwas. Der neunzehnjährige Ankmet ist zusammen mit seiner Mutter Mirophet und dem willenlosen Vater auf der Flucht vor den Sethos genannten Dämonen. Seine Heimat muss er verlassen, um Schutz zu finden. Früher gab es die Dämonen nur an der Küste, doch jetzt werden ganze Landstriche und Städte von ihnen vernichtet. Der Weg führt ihn in das Land Galdameria, wo eine Kriegerkaste herrscht, die den Dämonen trotzt. Sie verfügen über eine magische Gabe, die als Schwert der Erinnerung bekannt ist. Den Gerüchten zufolge würde das Land die Menschen aufnehmen und zu ihren Bürgern machen. Wie gesagt - Gerüchte.
Der junge Bogenbauer Ankmet und seine Mutter haben Probleme, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Denn Fremde werden nur geduldet, wenn sie über besondere Fähigkeiten verfügen, werden aber keine Bürger, und Frauen sind nur Menschen zweiter Klasse. Sie werden als willenlose Dienerinnen gehalten, wie Haustiere. Die beiden versuchen so gut wie möglich, über die Runden zu kommen. Ankmet halst sich recht schnell ein Problem auf. Er will der in Bedrängnis geratenen Grünauge helfen. Das führt zu einem Konflikt mit dem Krieger Silberklinge, der ihn und seine Mutter aufgenommen hat. Der bevorstehende Kampf wird für Ankmet zu einer Bewährungsprobe.
Das Erstlingswerk von Mike Shultz wurde vom Piper-Verlag mit Vorschusslorbeeren überschüttet. Mike Shultz wird auf eine Stufe mit Brandon Sanderson und Joe Abercrombie gestellt. Die Vergleiche mit den beiden Autoren habe ich jedoch nicht verstanden. Ich bin zwar der Meinung, dass der Autor recht gut schreibt, aber bis er auf einer Stufe mit den anderen genannten Autoren stehen kann, dauert es noch etwas. Die Erzählung beginnt erst einmal ziemlich schnell. Angriff, Flucht, Kampf, Ankunft im Zielland. Das wird mal eben schnell abgehandelt und die Personen bleiben recht farblos. Der neunzehnjährige Ankmet wirkt auf mich eher wie ein fünfzehnjähriger Junge. Das trifft auch auf die anderen Personen zu. Ungeklärt war zum Anfang, warum Dunkelschild beim ersten Zusammentreffen ablehnend aggressiv auf Ankmet und Mirophet reagiert. Diese persönliche Abneigung hätte man wesentlich besser ausarbeiten können.
Die von Mike Shultz entworfene Welt wirkt seltsam unfertig. Erst langsam findet der Leser in die Geschichte herein, erfreut sich an der aufkommenden Spannung und wird dann hopplahopp am Ende abgefertigt. Das Ende des Romans wirkt hektisch, und wo Ungereimtheiten auftreten, wird mal eben schnell drübergebügelt und passend gemacht. Die Idee mit dem Schwert der Erinnerung ist gelungen, aber noch lange nicht ausgearbeitet, leider sehr oberflächlich.
Als Nachteil erweisen sich die Vorschusslorbeeren, die dem Buch gegeben wurden und die der Erwartung der Leser nicht standhalten können.