Titel: Ruf der Tiefe Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Hawaii im Jahre 2018. Der sechzehnjährige Leon lebt an einem geheimnisvollen Ort: in der Tiefsee, in der Station Benthos II, gemeinsam mit Tom, Billie und Julian. Er ist bereits ein Profi und gehört mit seinen Fähigkeiten zur Elite der Flüssigkeitstaucher. Die Flüssigkeitstaucher sind etwas ganz Besonderes, denn sie können sich auch in 1000 Meter Tiefe frei bewegen. Gemeinsam mit Lucy, einem intelligenten Krakenweibchen, sucht Leon nach Rohstoffen am Meeresgrund. Sein Auftraggeber ist der Konzern Aquatic Resources Analysis Corporation, kurz ARAC genannt. Die Tiefsee ist Leons Zuhause. Sie ist ihm viel vertrauter als die Landoberfläche, die gemeinhin als „oben” bezeichnet wird. Von dort oben kommen manchmal Touristen, um sich die Tiefseestation anzusehen. Zu diesen Touristen gehören auch die fünfzehnjährige Carima und ihre Mutter. Die beiden Jugendlichen freunden sich sehr schnell an, doch die Zeit, nur ein Tag, ist viel zu kurz. Dennoch sind beide sich einig, dass sie zusammengehören.
Eines Tages geschieht in der Tiefsee etwas Seltsames. Am Grunde des Tiefseegrabens breiten sich sogenannte Todeszonen aus, während gleichzeitig massenhaft die Tiefeseetiere die Flucht an die Wasseroberfläche antreten. An Land bricht selbstverständlich eine Panik aus. Der Besatzung der Station Benthos II kommt das seltsam vor, und Leon und Lucy machen sich auf, die Zonen zu erkunden. Allerdings verbietet der Konzern dem Jungen diese Ausflüge. Leon und Lucy finden heraus, dass ein verbotenes Experiment schiefgelaufen ist. Sein Wissen ist für ihn gefährlich und plötzlich sitzt er dick in einem Schlamassel. An dieser Stelle tritt Carima tatkräftig als Verbündete an seine Seite.
Mit dem neuen Buch Ruf der Tiefe ist Katja Brandis ein fesselnder Roman gelungen. Man merkt sofort, dass sie begeisterte Taucherin ist, und mit Hilfe von Hans-Peter Ziemek legt sie ein rasantes Tiefseeabenteuer vor. Die Erzählung wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Hauptpersonen erzählt. Carima und Leon, aber auch die Krake Lucy wirken sehr glaubwürdig. Mit den beiden Jugendlichen können sich die Leserinnen und Leser, denn das Buch ist für beide Geschlechter geeignet, gut identifizieren. Das Erzähltempo ist anfangs langsam, dann aber steig nach und nach die Spannung. Gerade die Beschreibungen unter Wasser sind sehr gelungen. Sie machen neugierig und locken zu eigenen Tauchgängen.
Der Roman ist aber nicht nur eine abenteuerliche Erzählung. Er macht auch betroffen, weil es um Umweltkatastrophen, Macht und Geldgier geht. Konzerne gehen über Leichen, wenn es darum geht, möglichst viel Geld zu scheffeln. Die Kritik an der Konsumgesellschaft und die Kritik an den Konzernen ist es, die das Buch in die Schule bringen sollte. Die Gestaltung des Titelbildes wird sicherlich dazu beitragen, das Buch den jugendlichen Lesern nahe zu bringen.
Eine doppelseitige Karte macht das Buch angenehmer, weil man so die Schauplätze näher kennen lernt. Nachwort und Glossar helfen zudem, die Begriffe und den Hintergrund zu verstehen.