Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
Es beginnt mit einem Ticken. Irgendwo in den Tiefen des Pazifik fängt es an, dann weitet es sich aus, über den gesamten Erdball. Noch ahnt niemand, was es bewirkt, und das ist gut so. Wüssten sie es, sie würden schreien vor Angst ...
Soweit der Klappentext. Es werden also überall auf der Erde runde Kugeln gefunden, die Erdbeben auslösen und die Erde zu vernichten drohen. Die Protagonistin Ella Jordan, eine Seismologin, identifiziert sie als außerirdische Artefakte und bringt das Ticken zum Stillstand.
Wieder ein bei Knaur erschienener "Thriller" von Thomas Thiemeyer, diesmal lupenreine SF. Das Segeln unter falscher Flagge ist nervig, so wurde zum Beispiel dieser Roman nicht beim DSFP berücksichtigt. Ich rufe an dieser Stelle alle Autoren dazu auf, SF-Romane beim DSFP-Komitee zu melden, egal unter welchem Label ihr Roman erscheint. Denn obwohl ich persönlich "Magma" in dem starken Jahrgang, in dem er erschien, nicht wirklich Chancen auf eine Nominierung einräumen würde, sollte er zumindestens auf dem Schirm der SF-Gemeinde sein. Und bei aller Liebe ist es der DSFP-Jury nicht möglich, jeden Thriller auf seine tatsächliche Genre-Zugehörigkeit zu überprüfen. Also meldet euch, liebe Autoren.
Anyway, "Magma" ist ebenso wie "Nebra" flott und spannend geschrieben. Im Gegensatz zum eher statischen "Nebra" spielt "Magma" an vielen verschiedenen Schauplätzen und bekommt so eine innere Dynamik, die den Leser mitreißt. Man merkt auch, dass Thomas Thiemeyer sorgfältig recherchiert hat und die einzelnen Orte sowie die existierenden Technologien präzise schildert. Diese Präzision geht so weit, dass ich erst mal Wikipedia bemühte, um zu überprüfen, ob es da tatsächlich die beschriebene Supernova in Beteigeuze gab. Nachteil dieser nicht-deutschen Schauplätze, die eben Recherche-Aufwand erforderten, ist der deutlich geringere Detail-Grad, vergleicht man diesen Roman mit dem dagegen filigranem "Nebra".
Auch "Magma" erfindet die SF nicht neu, der versierte SF-Leser kann bereits auf den ersten Seiten die Auflösung erahnen. Und insbesondere einem SF-Dinosaurier wie mir war der grundlegende Plot bereits ab Seite 50 klar. Trotzdem kamen im Roman ein paar schöne Ideen und elegante Wendungen zum Tragen, die einfache Auflösung hat mir als Physiker besonders gut gefallen. Ich habe mich auch trotz der Vorhersehbarkeit an keiner Stelle gelangweilt, was einiges über die Qualität der Schreibe von Thomas Thiemeyer und seine Ideenfülle aussagt.
Was auffällt, aber vielleicht nicht so relevant ist: "Nebra" wie auch "Magma" sind abgeschlossene Romane, die nichts miteinander zu tun haben. Also kein Teil einer Trilogie oder Ähnliches. Im Hinblick auf die heutzutage fast schon normalen mehrbändigen Werke alter und neuer Autoren fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Insgesamt wieder ein durchaus lesenswerter phantastischer "Standard"-SF-Roman, den man als Genre-Fan nicht verpassen sollte.