Reihe: Elric von Melniboné Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dreißig Jahre lang behütete Michael Moorcock seinen berühmten Antihelden wie ein Vater seine unschuldige Tochter. Der Albinoheld Elric von Melniboné mit seinem schwarzen Schwert Sturmbringer war ganz allein seine Schöpfung und mit einer kleinen Ausnahme, dem Spiel Elric, gab es nur die von ihm geschriebenen Bücher. Dreißig Jahre lang wandelte der Vasall Ariochs über die Welt mit verschiedenen Abstechern in andere Teile des Multiversums. Ab und an traf er, manches Mal sehr naiv, auf andere Inkarnationen seiner selbst und erkannte doch nicht die Wahrheit.
Der vorliegende Schmöker mit seinen 600 Seiten Umfang präsentiert 21 Autoren und drei Autorinnen mit ihren Vorstellungen zu Elric. Zum einen hielten sich die Autorinnen und Autoren an die Tradition von Michael Moorcocks Erzählweise, zum anderen brachten sie neue Gedanken und Sichtweisen mit. Der Meister selbst schrieb nicht nur das Vorwort zu dieser Anthologie, sondern steuerte auch die erste Kurzgeschichte bei - seit Jahren die erste neue Geschichte um Elric in Deutschland.
Michael Moorcock - „Das Lied des weißen Wolfs“
Elric ist auf dem Weg nach Xanardwys, jenem unglaublichen Land des ewigen Frühlings. Die ganze Zeit reitet er durch Wind und Wetter und vor allem sehr viel Schnee. Plötzlich erreicht er das Land hinter einer fast magischen Wand. Frühling allerorten und die Stimmung von Ross und Reiter heben sich merklich. Elric fühlt sich mit einem Mal sehr wohl.
Das endet abrupt, da vom Himmel hoch die Engel fallen. Auch sein Herr und Meister, Arioch, ist einer von vielen, einer unter Gleichen, einer der Verletzten und Geschlagenen. Elric wird klar, dass sein Meister über sich noch mächtigere Wesen haben muss und dass er hier den Fall der Engel beobachtet. Die Mächte des Chaos unterliegen in diesem Fall den Mächten der Ordnung.
Tad Williams - „Geh Elric fragen“
Pogo Cashman und Sammy sind mit LSD vollgestopft und Pogo erlebt nicht nur einen sehr irrealen Trip, sondern er erwacht tatsächlich in der Welt Elrics. Auf der Suche nach Jimi Hendrix landet er in einer Zelle, in der Elric, an die Kerkerwand gefesselt, dahinvegetiert. Mit Tricks wie bei Alice im Wunderland kann er schrumpfen und wachsen. Eher nebenbei erfüllt sich mit der Anwesenheit von Pogo das Schicksal einer Welt des Multiversums.
Robert Weinberg - „Das andere Schwert“
Elric fand an den Rändern zu den jungen Königreichen seine Ruhe. Hier in Karlaak an der Tränenwüste nimmt er esoterische Drogen, die ihn von seinem zweifelhaften Geschenk Ariochs, dem Schwert Sturmbringer, unabhängiger machen.
Elric versucht, seine Zukunft zu ändern, und Arioch macht ihm einmal mehr einen Strich durch die Rechnung. Yrkoon wird nicht durch Elric ermordet, sondern stirbt später auf andere Art und Weise. Und Mondmatt, Elrics Begleiter, lügt, um Elric einen trügerischen Frieden, der nicht allzu lange währen wird, zu geben.
Das sind nur drei von vielen Geschichten um den blässlichen Helden einer untergegangenen Rasse. Der Prinz von Melniboné erlebt die verschiedensten Arten von Welten und Abenteuern und immer wieder ist Arioch mit dabei. Der Meister, der Elric als Sklaven, Marionette, Diener und selten als Freund betrachtet. Die Geschichten sind, der Natur der 24 verschiedenenen Autorinnen und Autoren entsprechend, sehr unterschiedlich in Erzählweise und Darbietung. Eines haben sie jedoch gemeinsam: die Lust an einem alten Helden, der die Zeit überdauerte und immer noch jung geblieben ist.