Titel: Robocalypse Eine Rezension von Martin Wagner |
Erfinder haben immer eine große Sorge, nämlich, dass ihre Erfindungen gegen sie und anderen eingesetzt werden oder sich selbst gegen ihre Erfinder wenden. Ersteres ist Realität, letzteres findet sich häufig in den Büchern der Autoren, die sich mit der Zukunft der Technik beschäftigen. Künstliche Intelligenzen und kämpfende Roboter sind dabei häufig verwendete Szenarien. Zwar sagen Experten, dass die Sorgen, dass sich künstliche Intelligenzen spontan entwickeln können, und dass diese Intelligenzen zu schnell unberechenbar werden, völlig unbegründet sind, nichtsdestotrotz ergeben diese Fantasien tolle Romane.
Ein Roman, der sich auch mit diesem Thema beschäftigt, trägt den Titel „Robocalypse“. Geschrieben wurde der Roman vom amerikanischen Informatiker und Träger eines Doktortitels für Robotik, Daniel H. Wilson. Mit diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass man Fantasien über die Machtergreifung von Robotern hat und man darf vermuten, dass auch dieser Wissenschaftler, analog zum Einleitungstext, ein wenig Angst hat. Sein fundiertes Wissen macht auf jeden Fall Lust auf die Lektüre des Buches und dank des Knaur Taschenbuch Verlages ist diese nun auch in Deutschland möglich.
Die Geschichte beginnt, etwas überraschend, nicht am Anfang der Machtergreifung der Roboter, sondern nach dem Sieg der Menschheit. Der Hauptprotagonist, Cormac Wallace, findet eins der letzten nicht aggressiven Überbleibsel des Feindes, Archos, von den Menschen aber nur Rob genannt. Das Objekt, ein kleiner Kasten enthält eine Zusammenfassung der bedeutenden Ereignisse des Kriegs zwischen Maschinen und Menschen und spielt diese als Hologramme ab. Gemeinsam lassen der Kasten, mittels Aufzeichnungen, und Cormac, durch Erzählen seiner Erinnerungen, das Geschehene noch einmal Revue passieren. Gemeinsam erzählen sie dann die Geschichte des Krieges. Der Blick geht weit zurück, nämlich bis zu dem Tag an dem Archos ein Bewusstsein entwickelt und es seinem Schöpfer nicht gelingt, rechtzeitig den Notausschalter zu betätigen. Ab diesem Zeitpunkt wirkt es lange so, als würden die Maschinen die Menschen besiegen. Einigen Testphasen, hier eine kleine Fehlfunktion, dort eine kleine Änderung, markieren den Beginn. Tödliche Angriffe und die Übernahme der Militärroboter markieren den tatsächlichen Kriegsbeginn und die Gefangenschaft in Lagern den Höhepunkt der sich abzeichnenden Niederlage. Doch in all den Jahren gibt es einzelne Menschen, Roboter und auch Gruppen, die den Widerstand unter großen Entbehrungen anführen und am Leben halten. Diese Menschen, Roboter und Gruppen sind es schließlich, die, nachdem sie sich vereint oder ihr Wissen allen zugänglich gemacht haben, Archos Niederlage einläuten.
Dass der Sieg der Menschheit zu Beginn des Buches schon bekannt ist, könnte viele Leser abschrecken, aber in diesem Buch geht es nicht um den Sieg, sondern um den Weg in den Krieg und den Weg zum Sieg, es geht um die einzelnen Szenen und um unterschiedliche Figuren, Antagonisten und Protagonisten.
Die Szenen, entweder aus der Sicht der KI, aus Sicht Cormacs oder aus einer kombinierten Sicht erzählt, bieten alles, was man in einem Buch, das im Titel einen Teil des Wortes Apokalypse trägt, Kampf, Spannung, Verlust, Trauer, Verzweiflung und Hoffnung. All diese Facetten werden durch die Worte und Beschreibungen des Autoren gut transportiert und erst zusammengefügt ergeben sie schlussendlich Sinn und machen klar, dass ein Mensch alleine nichts ist und nur die Menschheit als kollektiv bestehen kann, dann aber kann sie gegen alles bestehen. Diese Lehre kann man aus dem Buch ziehen.
Besonderes Augenmerk sollte man auch auf die unterschiedlichen Protagonisten und Antagonisten legen. Sie sind realistisch beschrieben, können als rund bezeichnet werden und entwickeln sich im Roman logisch. Aber nicht nur das überzeugt, auch die Auswahl ist gelungen und zeigt, dass Individualität unsere große Stärke ist, die in einem Kollektiv erst so richtig zur Geltung kommt.
Szenen und Figuren überzeugen, leider überzeugt das geschriebene Wort nicht immer, viel zu oft werden offensichtliche Dinge benannt und dann auch noch einmal wiederholt. Ebenfalls verstörend wenngleich auch logisch ist, dass alle Figuren und ihre Taten immer wichtig für den Sieg sind, egal wie klein sie auch sind. Das ist nicht weiter überraschend, schließlich werden vom Computer und von Cormac nur essentielle Szenen wiedergegeben, aber muss man es dann jedes Mal neu feststellen? Meiner Meinung nach muss man es nicht. Zum Glück ändert das aber nichts daran, dass diese Sicht auf die Zukunft in Romanform spannend und interessant ist und man viel Spaß mit der Lektüre haben wird.
Fazit: „Robokalypse“ von Daniel H. Wilson ist ein düsterer Blick in die Zukunft, der trotz allem Hoffnung macht und dem Menschen verdeutlicht, dass die Gemeinschaft unsere Stärke ist. Tolle Protagonisten und Antagonisten und eine gelungene Art der Erzählung durch Szenen sorgen für Kurzweil. Kleinere Schwächen kann man dem Autor verzeihen, denn mit seinem Wissen sorgt er für einen realistischen Scifi-Roman und man wünscht sich nach der Lektüre sicher einen zweiten Roman desselben Autoren.