Reihe: Star Trek - The Original Series, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Zuerst sieht es nach einer diplomatischen Routinemission aus. Kurz nachdem Captain Kirk auf der Enterprise eine Trauung vollzogen hat, schickt die Sternenflotte das Raumschiff in das Nevissystem, wo sich die beiden Planeten Prastor und Distrel seit mehr als zwölftausend Jahren bekriegt haben. Nun wurde überraschend Frieden geschlossen. Warum dies geschehen ist, soll die Crew der Enterprise klären. Vor allem auch deswegen, weil die beiden Kontrahenten über einen Technologie verfügen, die weit über der der Föderation steht. Tatsächlich werden Kirk und seine Leute bereits erwartet. Mehr noch, sie werden wie alte Freunde empfangen und zu Feierlichkeiten auf Distrel eingeladen. Dort treffen sie auch auf den Friedensstifter, der niemand anders ist als Harry Mudd. In seiner ganz eigenen geschickten Art schaffte er es von dem Planeten der Androiden, in dem ihn Kirk zurückgelassen hatte, zu entkommen, auch wenn er eine seiner Wächterinnen in Gestalt seiner Exfrau mitnehmen musste. Auf wundersame Weise konnte er den Grund des Krieges beseitigen, der nicht nur oberflächlich betrachtet mehr als trivial wirkt.
Kirk und Spock trauen dem Frieden nicht, vor allem aber auch nicht Harry Mudd, der nach ihrer Ansicht etwas im Schilde führt. Doch für lange Überlegungen ist nicht viel Zeit, denn unerwartet brechen die Kampfhandlungen wieder auf, wobei Mudd zwischen die Fronten gerät. Das gleiche Schicksal teilt auch die Crew der Enterprise, für die nun ein Kampf ums Überleben beginnt…
Die direkte Fortsetzung der Star Trek-Episode I, Mudd wartet auf den ersten Blick mit einer einfach gestrickten Story auf, die allerdings später einiges Potential zeigt. Das Misstrauen der Sternenflotte gegenüber dem plötzlichen Friedens im Nevissystem erscheint ebenfalls plausibel. Vor allem auch deswegen weil sowohl die Prastorianer als auch die Distrelianer über eine Transportertechnologie verfügen, die alles in der Föderation in den Schatten stellt. Aber die Völker haben keinerlei Ambitionen diese gegen andere Völker einzusetzen, weil sie viel zu viel mit sich selbst beschäftigt sind.
Was wie eine Posse beginnt entwickelt sich schnell zu einem ernsten Spiel, wobei es Autor Jerry Oltion gelingt die Essenz der originalen Star Trek-Serie einzufangen. Seine Geschichte entwickelt sich stetig weiter, bietet eine ganze Menge Wendungen, von denen der Tod der üblichen Redshirts nur der Anfang ist. Es fällt auf, dass Oltion seine Protagonisten nicht schont, sondern sogar bei den Kampfhandlungen sehr konsequent ist. Einen Stich ins Herz bekommt der Fan, wenn er lesen muss wie Scotty, Sulu, Chekhov und sogar Captain Kirk bei der Mission über die Klinge springen. Unmöglich? In diesem Roman nicht, da der Autor die Tode nutzt, um auf wichtige Plotelemente hinzuweisen, deren Wichtigkeit sich im weiteren Handlungsverlauf zeigt. Gegen Ende wird ein beeindruckendes Gesamtbild gezeichnet, das einer gutgeschriebenen Episode aus der Serie, vielleicht sogar dem einen oder anderen der Kinofilme in Nichts nachsteht.
Oltion verpackt verwebt die Handlung nicht nur mit einem gehörigen Schuss Humor. Er versetzt sie mit einer Portion Action und der Frage, welchen Sinn Kriege eigentlich haben. Allein schon die Tatsache der Trivialität des Konfliktgrunds zwischen Prastor und Distrel zeigt starke Parallelen zu irdischen Kriegen, bei denen es oft um ähnliche Dinge gegangen ist. Geschickt wird so auch ein gewisser philosophischer Hintergrund mit eingebracht, den man bei Star Trek eigentlich auch erwarten sollte.
Der vierte Band der klassischen Star Trek-Serie bei Cross Cult lebt außerdem noch von einer sehr guten Übersetzung von Bernhard Kempen, die es vermag dem Flair des Gesamtprodukts gerecht zu werden. Perfekt sind Dialoge und Handlungsstränge umgesetzt, Übersetzungsfehler, wie sie beispielsweise früher bei Star Trek: Titan aufgetreten sind, bemerkt man nicht.
Wer Star Trek-Romane mag wird mit Der Friedensstifter voll bedient. Die Handlung beginnt locker und entwickelt sich in ihrem Verlauf stark weiter. Auf rund 300 Seiten bekommt man ein klassisches Abenteuer von Captain Kirk und seiner Crew geboten mit dem man als Leser jede Menge Spaß hat.