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Titel: Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Eine Besprechung / Rezension von Melissa Osterburg |
Red Riding Hood ist eine abgewandelte Form des Märchens "Rotkäppchen". Gekonnt wird das Märchen mit neuen Aspekten gemischt. Valerie ist eine junge recht selbstständige Frau für die damalige Zeit. Früh hat sie sich die Liebe ihres Lebens erwählt und will mit ihm durchbrennen ( da sie mit den Sohn des Schmiedes verlobt wurde, Mary Sue lässt grüßen ;-)). Doch etwas Schreckliches geschieht: Ihr Schwester wird ermordet. Das ist der Beginn eines genialen Fantasy Thrillers wie ich finde. Früh stellt sich heraus, dass es sich um keinen gewöhnlichen Wolf handelt, der dort sein Unwesen treibt, sonder um ein Werwolf. Und dieser hat es auf Valerie abgesehen, weil sie die einzige ist, die seine Stimme hören kann. Einer der Dorfbewohner ruft einen Abgesandten der Kirche und das Chaos ist perfekt. Alles beginnt aus dem Ruder zu laufen und Valerie muss erkennen, dass ihr zu Hause und ihre Freunde nicht mehr das sind was sie glaubte. Außerdem verstecken ihr Vater und ihre Großmutter ein böses Geheimnis, was sich ebenfalls erst nach und nach lüftet. Spannung ist vorprogrammiert.
Interessant finde ich doch, wie realitätsnah die Angst der Dorfbewohner vor dem Ungewöhnlichen dargestellt wird, in diesem Fall vor einem Werwolf. Hexenbeschuldigungen und Werwolf-Aberglaube werden gut eingesetzt, um der Geschichte Dramatik zu verleihen, so dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen will.
Valerie wird schnell als Hexe abgestempelt (vielleicht etwas zu schnell) und soll dem Werwolf geopfert werden, weil er es ja auf sie abgesehen hat. Doch das lassen die beiden Männer, die sie lieben natürlich nicht zu und schließen sich überraschenderweise zusammen. Ich hab es zumindest nicht erwartet, da beide Charaktere ja doch sehr stark dargestellt werden. Aber gut. Macht ja die Sache nur interessanter.
Als sie dann schließlich befreit wird von ihren beiden Helden kommt der Rest ein bisschen Schlag auf Schlag wie ich finde. Persönlich hatte ich es schwer den Wendungen zu folgen. Nur nach nochmaligem Lesen wurde der Rest dann klar. Was der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, man setzt sich ja nur damit auseinander.
Das Ende ist ebenfalls sehr unerwartet und sicher nichts für Menschen die auf das glückliche „und sie leben bis ans Ende ihrer Tage!" warten. Aber das stört mich nicht im Geringsten. Ist mal was anderes und man hat Freiraum zum weiterträumen oder evtl. eine Fortsetzung. Bin ich nicht abgeneigt und würde gern wissen, wie es mit Valerie und ihrem Schatz weitergeht.
Ein besonderes Lob geht im Übrigen an das Cover des Buches. Hab selten so ein Cover gesehen, was neugierig auf mehr macht. Es vermischt das Märchen mit gelungen Schatten, den die Werwölfe mit sich bringen. Es wird Valerie dargestellt, die im weißen Kleid wunderbar die Unschuld und Reinheit darstellt. Doch ihr Gesicht ist vom roten Umhang verdeckt und ihr Blick ist zu Boden gerichtet, was ihre traurige und doch entschlossene Haltung unterstreicht. Also sehr gute Arbeit. Gefällt mir gut.
Was mir außerdem gefällt ist der Schreibstil. Oft handeln die Charakter im Märchen ja sehr ...nun ja moralgebunden, wenn sie nicht grad zu den Bösen gehören, hier in diesem Buch wird gut mit den Abgründen der Menschen gearbeitet, die sie zeigen, wenn sie vollkommen in Angst und Panik geraten. Menschenopfer werden dargebracht. Freund kann man nicht mehr vom Fein unterschieden. Großartig und sehr realistisch. Das bei einem Fantasybuch zu schreiben ist wahrscheinlich paradox, aber es kommt einem so vor. Irgendwann in der Mitte des Buches scheint man mit den Figuren dieser Geschichte mit zu fühlen. Einfach großartig.
Mein Fazit: Ein gutes, spannungsgeladenes Buch, das man nur schwer weglegen kann. Allerdings würde ich es nicht unbedingt an unter 16 Jährige weiterreichen. Ich denke das wäre keine allzu gute Idee, da einiges doch sehr genau beschrieben wird. Vielleicht etwas zu genau für die junge Altersgruppe. Aber ansonsten sicher ein Muss für das Bücherregal, was man immer wieder lesen kann und auch sollte! Und damit mein ich sicher nicht nur die Rotkäppchen Fans.
Tipp: Es gibt zu den Buch einen gleichnamigen Film. Hab selten einen besseren Werwolf-Film gesehen.