Titel: Reborn - The New Jekyll + Hyde Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Jay Jekyll ist Medizinstudent und experimentiert in seiner Freizeit an einer bewusstseinserweiternden Droge. Die Droge stimuliert in ihm jedoch das Böse, das er nach kurzer Zeit nicht mehr unter Kontrolle bekommt...
Robert Louis Stevensons Erzählung "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" erschien zum ersten Mal 1886 und wurde zu einem seiner ersten großen literarischen Erfolge. Die damals in der Literatur neue Idee der Persönlichkeitsspaltung machte Stevensons Geschichte weniger zum Schauerroman als vielmehr zu einer - im heutigen Sinne - Art von Psychothriller. Seither hat die Erzählung nichts von ihrer Faszination verloren. Seit ihrem Erscheinungsjahr wird sie in regelmäßigen Abständen immer wieder veröffentlicht. Aber auch die Filmbranche entdeckte relativ schnell den effektvollen Gehalt der Story, was zu einer Folge von Jekyll-und-Hyde-Verfilmungen führte, die in den 30er Jahren ihren Anfang genommen hat. Zuletzt tauchte das Motiv in einer überdrehten Version in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" auf. Eine der besten Versionen dürfte Jean Renoirs in den 50er Jahren entstandener Film "Das Testament des Dr. Cordelier" sein.
Mit "Reborn" liefert Regisseur Nick Stillwell seine Interpretation von Stevensons Stoff. Die Geschichte wurde in die heutige Zeit verlegt und spielt an einem medizinischen Institut. Stillwell lag sehr daran, die Grausamkeit des Mr. Hyde zwar zu betonen, nicht aber ausführlich darzustellen. Daher werden Hydes Taten meistens nur angedeutet, nicht aber gezeigt. Der eher ruhige Film glänzt durch eine starke Atmosphäre und zeigt symbolhaft die grausame Welt des Mr. Hyde. So deutet der bizarre, höhlenartige Laboreingang jedes Mal das Auftreten Hydes an. Zwar gleicht das zugrunde liegende Konzept einem Teeny-Slasher, Stillwell aber versucht, sich von dem albernen Gekreische zu distanzieren und einen einigermaßen stilvollen Horrorfilm zu kreieren. Dies ist ihm auch zum großen Teil gelungen. Leider merkt man der äußeren Erscheinung der Figur Jekylls die seelischen Veränderungen kaum an, was eindeutig ein Schwachpunkt ist. Ein bisschen mehr Make-up wäre dabei sicher nicht verkehrt gewesen. "Reborn" orientiert sich stellenweise an klassischen Schauermotiven, was für eine Verfilmung eines Klassikers der phantastischen Literatur natürlich sehr geeignet ist. Insgesamt ist Stillwells Interpretation von Stevensons Meisterwerk recht interessant und artet zum Glück in kein Teeny-Kasperletheater aus. Durchaus sehenswert.