Serie: Perry Rhodan, 36.Zyklus: Stardust Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
Bully und die Heimatflotte verteidigen ITHAFOR gegen den Angriff von Raumschiffen der Frequenz-Monarchie unter der Führung von Sinnafoch.
Ein Gastroman von Andreas Eschbach, da habe ich einiges erwartet. Stilistisch wurde ich auch in keiner Weise enttäuscht, man merkt, dass ein Gastautor deutlich mehr Zeit in einen Heftroman investieren kann. Und hier setzt auch der erste Kritikpunkt an: Sind solche Gastromane wirklich gut, für die Serie, die Stammautoren? Ich als Stammautor würde mich zurückgesetzt fühlen wegen des Bruheis, das zwangsläufig um einen Gastautor gemacht wird.
Und kann sich ein Gastautor genauso gut wie ein Stammautor in die Serie und die Hauptpersonen einfühlen? Ich behaupte nein, der von Andreas Eschbach beschriebene Bully kam mir doch etwas sehr blass und stereotyp vor. Insbesondere, wenn man dies mit den Darstellungen von Bully in den Heyne-Ziegelsteinen (etwa "Pan-Thau-Ra" oder "Odyssee") vergleicht.
Aber beides wäre nicht wirklich störend, wenn es die einzigen Kritikpunkte wären. Denn der Roman ist flott geschrieben mit interessanten Charakteren, liest sich leicht und locker weg - wenn man den Inhalt nicht genauer betrachtet. Und der ist suboptimal.
Wieder einmal Geballere auf einer Raumstation, wieder einmal relativ primitive Schwarzweiß-Malerei, wieder einmal uninteressante Gegenspieler. Der Sense of Wonder, den Montillon in den zwei Romanen vorher aufbaute, wird durch diesen wieder zerstört. Denn wieder werden hirnlose Daturkas abgeballert, wieder wird nichts, aber auch gar nichts hinterfragt. Dies fällt mir auch deshalb so stark auf, weil ich parallel die Romane 1200ff. lese, um im neuem PR-Forum (auf SF-Netzwerk) besser mitreden zu können. Während dort Atlan et.al. faszinierende Abenteuer in der Tiefe erleben und mit aufregenden Wesen zusammentreffen ("Clio, die Spielzeugmacherin"), trifft Bully hier auf den 08/15-Bösewicht von nebenan, zusammengesetzt aus Klischees und altbekannten SF-Versatzstücken, zusammen mit seinen hirnlosen Klontruppen. Das ist schon eine gewaltige negative Entwicklung von Lord Mhutan, dem Grauen Lord, zu Sinnafoch, dem Frequenzfolger.
Ganz davon abgesehen davon, dass die taktischen Fähigkeiten eines Unsterblichen hier ad absurdum geführt werden. Derartig viele taktische Fehler, beginnend bei der Geheimhaltung des PRAETORIA-Einsatzes vor seinem Generalstab, hätte jeden echten Soldaten vors Kriegsgericht gebracht. Und die Enttarnung der Reservetruppen aus Angabe gegenüber einem potentiellem Verbündeten hätte eigentlich eine sofortige Enthebung von seinem Amt als Oberbefehlshaber zur Folge haben müssen. Hier hat man ziemlich gepatzt.
Die Figur des Ordonnanzoffiziers Lech Hallon hat mir zunächst gefallen. Aber warum zum Teufel schreibt der Mann noch Briefe auf Papier??? Selbst heutzutage wird ein erheblicher Teil der privaten Kommunikation bereits elektronisch abgewickelt, das Szenario ist Unsinn. Und auch die Idee, ihn Briefe an seine tote Freundin schreiben zu lassen, fand ich abstrus. Warum nicht einfach ein elektronisches Tagebuch, das er eben mit dem Namen seiner toten Freundin anredet? Oder warum nicht eine lebende Freundin? Gerade in Letzterem hätte extrem viel Potential gesteckt, das jetzt erst einmal vergeudet ist. Ganz davon abgesehen wurde Lech Hallon durch diese Melodramatik auch stark verkitscht, fast unmöglich weiterzuführen. Was hätte man nicht alles daraus machen können: ein Normalo unter Unsterblichen mit einer ganz normalen Beziehung zum anderen Geschlecht, Potential sondergleichen.
Nichtsdestotrotz gelingt es Andreas Eschbach aber, durch diesen Kunstgriff (eben die Einführung des Lech Hallon und seine Briefschreiberei) die ansonsten triviale Handlung aufzuwerten, die Primitiv-Ballerei abzumildern. Hier zeigt sich nämlich der echte PR-Fan, der weiß, dass gute Perry-Rhodan-Romane sich (fast) immer dadurch auszeichnen, von Nebenfiguren getragen zu werden. Auch hier in 2503 hat man ein ganz anderes Feeling als in 2500-2502, hier klingt eher die Gute Alte Zeit an, als es noch Figuren wie Sandal Tolk, Don Redhorse oder Melbar Kasom gab. Von dieser Kategorie Romane wünsche ich mir mehr.
Und das ist auch das Fazit, das man nach diesem Roman ziehen kann. Inhaltlich sicher kein Ruhmesblatt für PR, stilistisch jedoch ausgereifter als der Standard, lässt einen "Die Falle von Dhogar" vom Handwerklichen her an klassische PR-Hefte denken. Trotz aller inhaltlicher Kritik habe ich das Heft deshalb gerne gelesen, es hat mir Spaß gemacht. Und ich hoffe, dass in den nächsten Heften dann auch das inhaltliche Niveau steigt.